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Archiv-Artikel

Antiterrorpakt am Horn von Afrika

Äthiopien, Sudan und Jemen schließen Militärbündnis. Eritrea fühlt sich umzingelt

BERLIN taz ■ Äthiopien, Jemen und Sudan wollen gemeinsam Terroristen bekämpfen. Die drei Regierungen unterzeichneten am Montag ein umfassendes Sicherheitsabkommen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Es gehe um den „Austausch von Informationen über Terroristen in einem dieser drei Länder oder in der Region insgesamt“, erklärte Äthiopiens Premierminister Meles Zenawi.

Das Horn von Afrika, insbesondere das staatenlose Somalia, gilt als Rückzugsgebiet von al-Qaida. Seit zwei Jahren überwacht ein multinationaleer Flottenverband mit deutscher Beteiligung die Küsten der Region, und seit Juni 2002 stehen 1.800 US-Soldaten im Kleinstaat Dschibuti. Sie unternehmen unter anderem gemeinsame Manöver mit den Armeen Äthiopiens und Kenias. Der Kommandant der US-Truppen in Dschibuti, General Mastin Robeson, beschrieb die regionale Situation Ende November so: „Es gibt transnationale terroristische Netzwerke; Zellen, die Terrorangriffe vorbereiten; und es werden ausländische Kämpfer für den Irak rekrutiert, ausgebildet und transportiert.“

Beim neuen Antiterrorbündnis von Äthiopien, Sudan und Jemen geht es allerdings auch um etwas anderes: die gemeinsame Feindschaft aller drei Länder gegen Eritrea. Jemen streitet mit Eritrea um Inseln im Roten Meer. Sudan wirft Eritrea vor, Rebellen im westsudanesischen Darfur zu unterstützen. Äthiopien verdächtigt Eritrea, einen neuen Krieg an der gemeinsamen Grenze zu planen.

Äthiopien und Eritrea führten bereits 1998–2000 einen blutigen Grenzkrieg gegeneinander. Äthiopien siegte, doch eine UN-Kommission sprach im April 2002 mehrere der umstrittenen Gebiete Eritrea zu. Äthiopien verweigert seitdem die Demarkation des neuen Grenzverlaufes und fordert neue Gespräche, was Eritrea wiederum ablehnt.

UN-Sicherheitsrat, USA und EU haben Äthiopien aufgefordert, den Spruch der Grenzkommission zu akzeptieren. Kerstin Müller, grüne Staatssekretärin im Auswärtigen Amt, sagte am 10. Dezember nach einer Ostafrikareise, man könne Eritrea verstehen, und es müsse Druck auf Äthiopien ausgeübt werden. So wachsen Befürchtungen, Eritrea könnte sich ermutigt fühlen, erneut zu den Waffen zu greifen.

Der Gipfel von Addis Abeba sei eigentlich gegen Eritrea gerichtet, erklärte der eritreische Außenminister Ali Seid Abdallah am Montag. Äthiopiens Premier dementierte vieldeutig: „Es ist undenkbar, eine Koalition gegen ein kleines Land zu bilden. Jeder von uns kann Eritrea allein bewältigen.“ DOMINIC JOHNSON