: Roter Himmel über der Ruhr
Morgen stellt die CDU in Hamm die Kandidatenliste für die Landtagswahl auf – doch auf den Plätzen tummeln sich vor allem Rheinländer und Westfalen. Die SPD setzt dagegen ganz auf das Revier
VON ANDREAS WYPUTTA
Nordrhein-Westfalens CDU-Chef Jürgen Rüttgers will die Union als Großstadtpartei profilieren – doch bei der Kandidatenaufstellung zur Landtagswahl wird das Ruhrgebiet bestenfalls durchschnittlich repräsentiert. Für die aussichtsreichsten ersten zehn Plätze werden nach bisheriger Planung nur vier Revierbürger vorgeschlagen: Auf Platz drei kandidiert die Hattinger Landtagsabgeordnete Regina van Dinther, auf Platz fünf gilt der in Recklinghausen lebende Lothar Hegemann als gesetzt. Auf Rang neun folgt die weithin unbekannte Schwerter Parlamentarierin Gabriele Kordowski, und Gelsenkirchens abgewählter Oberbürgermeister Oliver Wittke darf auf Platz zehn auf den Einzug in den Landtag hoffen.
Geplant als weiterer Medienevent zur Landtagswahl, gilt die Hammer „Landesvertreterversammlung“ mittlerweile als Wackelpartie: Der aus dem rheinischen Städtchen Pulheim stammende CDU-Oppositionsführer Jürgen Rüttgers stellt sich zwar ohne Gegenspieler als Spitzenkandidat zur Wahl. Dennoch wird die parteiinterne Zustimmung für Rüttgers, der nach den Affären um den CDU-Sozialexperten Hermann-Josef Arentz und den korruptionsverdächtigen Kölner Landtagsabgeordneten Richard Blömer als geschwächt gilt, direkt am Wahlergebnis ablesbar sein. Kleinstadtidylle herrscht auch auf Platz vier: Hier soll Arentz-Nachfolger Karl-Josef Laumann abgesichert werden. Der designierte Arbeits- und Sozialminister im Schattenkabinett Rüttgers stammt aus dem münsterländischen Riesenbeck.
Ganz anders dagegen die Sozialdemokraten: Das Ruhrgebiet als traditionelle „Herzkammer der SPD“ soll zurückerobert werden. Ministerpräsident Steinbrück kandidiert in Kamen, NRW-Wirtschaftsminister und Landesparteichef Harald Schartau im aussichtsreichen Dortmund. Auf den Listenplätzen drei und vier folgen die Ministerinnen Birgit Fischer (Bochum) und Hannelore Kraft (Mülheim). Die Bochumer Landtagsabgeordnete Carina Gödecke, der Oberhausener SPD-Generalsekretär Michael Groschek und der in Unna kandidierende Europaminister Wolfram Kuschke liegen auf den Plätzen sechs, sieben und zehn. „Die stärkste SPD-Region Westliches Westfalen erhält vier, die Region Niederrhein drei Plätze“, erklärt SPD-Sprecher Bernd Neuendorf – die von Parteichef Franz Müntefering offiziell aufgelösten Parteibezirke konnten ihren Einfluss sichern. „An den Niederrhein gehen zwei Plätze, an Ostwestfalen ein Listenplatz.“
Wenig begeistert vom Ruhrgebiet zeigen sich dagegen Grüne und FDP, die kaum Chancen auf ein Direktmandat haben. Bei den Liberalen soll allein der auf Platz sechs gesetzte Essener Bildungspolitiker Ralf Witzel das Revier repräsentieren. Und die Grünen vertrauen auf Fraktionsvize Barbara Steffens (Listenplatz fünf) – und ihre Oberhausener Ikone Bärbel Höhn: Die NRW-Umweltministerin kandidiert auf Platz eins – immerhin.