: Sternchen verglühen
Geheime Senatsliste der Schulschließungen: Mindestens 26 werden dichtgemacht, 16 hingegen verschont. In seinem Wahlkreis Rahlstedt rettet CDU-Abgeordneter eine Mini-Schule
von Kaija Kutter
Heute früh will Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (parteilos) die endgültige Liste der Schulschließungen vorlegen. Die taz veröffentlicht die Liste vorab bereits heute (siehe Kasten). Offenbar gelang es einzelnen CDU-Abgeordneten, gefährdete Schulen aus ihrem Wahlkreis zu retten. So rutschte die Grundschule Oldenfelde in Rahlstedt vom ersten Listenentwurf, der am 2. November veröffentlicht worden war, obwohl dort seit Jahren nur eine 1. Klasse zusammenkam. Der CDU-Abgeordnete Karl-Heinz Warnholz hat sein Versprechen, er werde für diese Schule kämpfen, gehalten.
Auch im noblen Hamburger Westen machten sich CDU-Abgeordnete für ihre Schulen stark. Nicht so viel Glück hatte aber beispielsweise die Pestalozzi-Schule in St. Pauli. Sie liegt in einem Problemgebiet, hat fast die doppelte Schülerzahl von Oldenfelde und steht dennoch auf der Negativ-Liste, welche die Bildungsbehörde nach Absprache mit der CDU-Fraktion zusammenstellte.
Insgesamt will die Union wohl nicht mehr so viel Ärger mit dem Thema. So werden, anders als noch vor kurzem angekündigt, kaum neue Schulen zur Schließung vorgeschlagen. Allerdings soll die Schule Sengelmannstraße mit der Carl-Cohn-Schule fusionieren.
Die Schließungen sollen zum Beginn des neuen Schuljahres im August 2005 vollzogen werden. Demnach werden von ursprünglich 32 bedrohten Grundschulstandorten mindestens 16 geschlossen, von den elf Haupt- und Realschulen (HR) überleben nur zwei. Und von den drei Gymnasien wird nur der Standort Tonndorf bleiben.
Dies wird neben der sehr aktiven, 50 Jahre alten Schach-AG des Gymnasiums Uhlenhorst-Barmbek, besonders den Kreiselternrat Billstedt-Horn erzürnen. Dem Kreis bleiben zwar die Schulen Fuchsbergredder, Hermannstal und Möllner Landstraße. Nicht geschafft haben es die wehrhaften Ost-Eltern jedoch, mit St. Georg ihr zweites Gymnasium für die Region mit 110.000 Einwohner zu verteidigen.
„St. Georg hat es extrem schwer. Die haben 55 Voranmeldungen, das ist definitiv zu wenig“, erklärte der CDU-Abgeordnete Robert Heinemann gegenüber der taz. Gelänge es dem Gymnasium aber, bei der Anmelderunde im Februar deutlich mehr Schüler zu bekommen, wäre er „für Diskussionen offen“.
Im Anmelderegister soll lediglich ein „Sternchen“ darauf hinweisen, dass „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ an dieser Schule keine neue Klasse gebildet wird. Diese Sternchen-Chance hat im Prinzip jede Schule, selbst wenn sie noch nach der Deputationsabstimmung am 5. Januar auf der Liste steht. Die Eltern dürfte das dennoch abschrecken.
Das Überleben vieler Standorte wird wohl an Bedingungen geknüpft. So sollen die Eimsbüttler Schulen Arnkielstraße und Altonaer Straße kooperieren. Und die eine oder andere Grundschule darf nur bleiben, wenn sowohl sie als auch die Nachbarschulen zwei Klassen füllen.
Für die drei zur Schließung vorgeschlagenen Gesamtschul-Oberstufen fanden sich übrigens keine Retter in der CDU.