DFB wäscht Oberhausen rein

DFB stoppt Ermittlungen in der Wettaffäre um Fußball-Zweitligist RW Oberhausen. Wettanbieter kritisieren den Dachverband und fordern Aufklärung über Betrugsgerüchte: „Dies ist ein Skandal“

VON ROLAND LEROI
UND MARTIN TEIGELER

Der DFB hat mit Rot-Weiß Oberhausen kurzen Prozess gemacht. Gestern teilte der Verband mit, dass in der Wettaffäre um den Zweitligisten nicht weiter ermittelt wird. Für DFB-Vertreter Horst Hilpert besteht nach Befragung des Schiedsrichters, Sichtung der TV-Bilder und eidesstattlicher Versicherungen der Spieler „kein hinreichender Tatverdacht“, dass die Partie Aue gegen Oberhausen (0:2) manipuliert worden sei. Am Sonntag hatten internationale Buchmacher das Spiel wegen auffällig hoher Wetteinsätze aus dem Angebot genommen. Das Spiel war durch ein Eigentor und einen Foulelfmeter entschieden worden.

„Eine positive Nachricht“, so die Reaktion von RWO-Boss Hermann Schulz auf den DFB-Beschluss. „Die Entscheidung nimmt uns den Druck, denn in sportlicher Hinsicht wird die Affäre kein Nachspiel haben“, sagt Schulz. Für ihn sei die Entscheidung des Kontrollausschusses allerdings keine Überraschung gewesen. „Wo nichts vorgefallen ist, kann auch nichts ermittelt werden“, glaubt Schulz, der unabhängig davon die bei der Staatsanwaltschaft Duisburg eingereichte Anzeige gegen Unbekannt wegen Rufmord weiter verfolgt wissen will. „Es wurden Gerüchte in die Welt gesetzt, die dem Image der Spieler und des Vereins schaden. Das muss die Staatsanwalt aufklären“, droht Schulz auch mit Schadenersatzklagen.

Als „neutraler Fußball-Fan“, wie sich Schulz in dieser Sache bezeichnet, macht er sich darauf seinen eigenen Reim. „Am Sonntag stieg der letzte Hinrunden-Spieltag. Die Zocker wollten vor dem Winterpause noch mal ordentlich Kohle investieren. Deshalb wurde mehr als sonst gewettet“, glaubt der Vereins-Vorsitzende. „Wenn der Lotto-Jackpot hoch ist, werden ja auch doppelt so viele Scheine ausgefüllt“, sagt Schulz.

Detlef Train, Geschäftsführer des österreichischen Wettbüros „Intertops“, kritisiert hingegen die Entscheidung der deutschen Fußball-Bürokratie: „Dies ist ein Skandal.“ Train hat seine eigene Theorie: „Ist die brüderliche Nähe zwischen DFB, Lotto und Oddset der Grund, warum keine Untersuchung notwendig ist? Kann Oddset keine Negativberichterstattung im Wettbereich gebrauchen?“ Die staatliche Lotto-Tochter „Oddset“ hat ein Monopol auf Sportwetten – sehr zum Unwillen privater Anbieter wie „Intertops“. Die Verbindung zwischen „Oddset“ und DFB ist eng. Der Fußballverband ist an den Erlösen aus der Sportwette in zweistelliger Millionenhöhe beteiligt. „Oddset“ gehört zu den Sponsoren der Fußball-WM 2006. „Wir wollen nicht, dass etwas unter den Teppich gekehrt wird“, sagt Hans-Wilhelm Forstner, Vize-Präsident der Staatlichen Lotterieverwaltung in Bayern, die für „Oddset“ zuständig ist. Im Fall RWO habe es bei „Oddset“ keine Probleme gegeben; die lägen offenbar bei privaten Anbietern, so Forstner.

Aleksandar Ristic, Ex-Trainer von RWO, will die Entscheidung des DFB nicht kommentieren. Dass seine früheren Spieler als angebliche Wettbetrüger verdächtigt werden, versteht er nicht: „Eigentore können passieren.“ Anthony Tiéku, der das Selbsttor in Aue fabriziert hatte, sei ein „guter, ehrlicher Junge“, so Ristic zur taz. Ob zu seiner Zeit bei RWO Spieler auch Sportwetten gemacht hätten? „90 Prozent der Leute spielen Lotto.“