Königliche Krefelder, depressive Düsseldorfer

Eishockey-Euphorie in Krefeld, Weltuntergangsstimmung in Düsseldorf: Während die Pinguine in ihrer neuen Arena an frühere Erfolge anknüpfen wollen, bleibt die DEG aus der NRW-Landeshauptstadt im Tabellenkeller der höchsten Profiklasse – und wartet noch auf ein neues Stadion

Die Halle füllt sich, da sie so schön und so modern ist, quasi von allein

AUS KREFELDCHRISTIANE MITATSELIS

Mit glücklich beseeltem Lächeln schritt Robert Müller vom Eis des Krefelder Königpalastes. „Ich bin begeistert“, verkündete der Nationaltorhüter der Krefeld Pinguine, nachdem er etliche Ehrenrunden gedreht hatte. „Die Halle ist eine der schönsten in ganz Deutschland.“ Nicht nur Müller fand an diesem Freitagabend im Dezember alles schön. Ungewohnte Euphorie brach aus unter den sonst eher zur Skepsis neigenden Niederrheinern. Der KEV bestritt sein erstes Liga-Spiel in der neuen Arena – und schlug die starken Eisbären aus Berlin 2:1. Zwar war der Sieg eher glücklich, und es blieben etwa 500 Plätze in der 8.000 Besucher fassenden Halle frei, doch die Stimmung war exzellent.

Müller hatte einen großen Teil zur kollektiven Krefelder Freude beigetragen, mit seinen Paraden machte er den Sieg gegen Berlin möglich. In der 55. Minute hielt der gebürtige Allgäuer sogar einen Penalty von Steve Walker. Vor dem Spiel hatte Geschäftsführer Wolfgang Schäfer zu einem „Aufbruch in ein neues Krefelder Eishockey-Zeitalter“ aufgerufen und seine Botschaft mit froher Kunde garniert. „Robert Müller hat seinen Vertrag mit den Pinguinen bis 2007 verlängert“, rief er. Dankbarer Applaus erklang. Denn es ist bekannt, dass der achtmalige deutsche Meister Kölner Haie dem Goalie einen lukrativen Dreijahres-Vertrag offeriert hatte. „Ich hatte noch andere Angebote, aber warum soll ich wechseln? Ich fühle mich in Krefeld sehr wohl“, sagte Müller.

In die Chroniken der neuen Krefelder Eishockey-Epoche wird KEV-Stürmer Chris Herperger eingehen. Der 30-jährige Kanadier erzielte in der 22. und 26. Minute die ersten beiden Tore auf dem Palast-Eis. Berlin hatte das Spiel zuvor dominiert und war auch im Anschluss das bessere Team. Nach dem Anschlusstreffer durch Marc Beaufait zu Beginn des Schlussdrittels verstärkten die Eisbären ihren Druck. Krefeld hielt tapfer dagegen, unterstützt von den nun völlig entfesselten Zuschauern, die ihr Team mit großem Einsatz und viel Lärm unterstützten. KEV-Trainer Bon Leslie fand: „Die Zuschauer waren toll. Und wir hatten auch ein bisschen Glück.“ Vor dem gestrigen Spiel bei DEL-Spitzenreiter Nürnberg belegte der KEV den siebten Tabellenplatz, der zur Playoff-Teilnahme berechtigen würde.

Außerdem hoffen sie nun in Krefeld kollektiv, dass es immer so schön weiter geht wie bei der Palast-Premiere. In der alten Rheinlandhalle hatte der KEV zuletzt zwar nur im Schnitt 2.800 Zuschauer. Doch in anderen Städten, zum Beispiel in Köln, war nach Eröffnung der neuen Spielstätte eine wundersame Zuschauervermehrung zu beobachten, ein so genannter „Arena-Effekt“. Krefeld versteht darunter ungefähr dies: Die neue Halle ist der Star. Sie füllt sich, da sie so schön und so gemütlich und so modern ist, quasi von allein. Damit Eishockey im Königpalast rentabel wird für Klub und Hallenbetreiber, müssten die Pinguine einen Schnitt von etwa 5.000 Besuchern erreichen.

Weltuntergangs-Stimmung herrscht dagegen beim rheinischen Rivalen Düsseldorf. 1:5 verlor die DEG am Freitag ihre Heimpartie gegen Hannover. Nach der neunten Niederlage im 14. Spiel im Eisstadion an der Brehmstraße verhöhnten die Fans ihre schlappe und lustlose Mannschaft mit „Wir sind nur ein Punktelieferant“-Sprechchören. Wie es weitergehen soll, weiß niemand. Den Trainer hat die DEG schon gewechselt, Butch Goring löste im Oktober den erfolglosen Mike Komma ab. Nur kurzfristig spielte Düsseldorf unter der Regie des Krefelder Meistercoaches von 2003 ein wenig besser. Goring wirkt nun weitgehend ratlos. „Unbegreiflich“, fand er die Leistung seines Teams, das langsam aber sicher in Abstiegsgefahr gerät. Der Absturz wäre für den Verein eine Katastrophe. Auch in Düsseldorf wird eine neue Arena gebaut. Im Herbst 2006 soll sie eröffnet werden.