: Ein Hoch dem Preis
Endlich eine gute Nachricht: Kaffee wird teurer. Nach Jacobs kündigten andere Großröster Preiserhöhungen an
Mit Erleichterung reagierte gestern der deutsche Kaffeverband auf die Ankündigung der Melitta AG, wie Marktführer Kraft-Jacobs den Kaffeepreis um 70 Cent pro Pfund zu erhöhen: „Ich bin einigermaßen überrascht“, so Winfried Tigges, Hauptgeschäftsführer des Interessenverbandes auf Nachfrage. Das ganze Jahr über habe er „wie der Rufer in der Wüste“ eine Preiserhöhung gefordert. „Das konnte so nicht weitergehen.“
Allerdings habe er mit einer solchen Ankündigung wegen des Weihnachtsgeschäftes nicht vor dem Jahreswechsel gerechnet. Am Montag hatte sich jedoch der Branchenprimus in Bremen erklärt, gestern zog Melitta, die zweitgrößte Rösterei nach: „Wir werden die Preiserhöhungen im selben Umfang und in demselben Zeitraum nachvollziehen wie der Marktführer“, sagte die Sprecherin des Mindener Unternehmens, Annette Kahre. Im Laufe des Tages folgte Dallmayer, Tchibo gab sich gestern noch unentschlossen.
Hintergrund: Während die Preise für Röstkaffee seit Jahren rückläufig sind, steigen die für Rohkaffee deutlich an. Das Lb – die Weltmarkteinheit von rund 0,45 Kilo – lag im Januar noch bei 60 Cent. Mittlerweile kostet es 80. Etwas mehr als das Dreifache bezahlt man fürs Endprodukt im Laden: „Der Durchschnittspreis“, sagt Tigges, „betrug im Jahr 2002 noch 3,06, dieses Jahr sind es nur noch 2,82 Euro.“ Abzuziehen davon: Die Kaffeesteuer – 1,09 Euro pro Pfund –, die Kosten der Veredelung, des Transports und jene für Verpackung. Wobei die beiden letzten Posten vom Rohölpreis abhängen. Teufel auch, da bleibt wirklich nicht viel übrig. Was wiederum die mit dem im September unterzeichneten Common Code unternommenen Schritte in Richtung eines etwas faireren Handels gefährden könnte: „Mit dieser Gewinnmarge wird das sehr schwierig“, befürchtet zumindest Tigges. Und nun? „Sehr wichtig wird sein, wie Aldi reagiert.“
Mit Markus-Kaffee betreibt Aldi die viertgrößte Rösterei in Deutschland – ebenfalls mit Sitz in Bremen. Mit den Bohnen, die hier gebrannt werden, hat der Discounter im Laufe des Jahres die zwei Euro-Schallmauer durchbrochen. „Ob wir auf diese Preiserhöhung reagieren“, erklärt Markus-Geschäftsführer Reinhard Markhoff, „kann ich Ihnen noch gar nicht sagen.“ Man habe bislang nicht einmal darüber gesprochen. Und schließlich sei auch noch lange nicht geklärt, ob der Handel die Preise annimmt. Darauf sind Melitta und Jacobs – anders als beispielsweise der durch seine Shops preis-autonome Anbieter Eduscho – aber angewiesen: Die gesamte Produktion wird über den Einzelhandel abgesetzt. Im Einkauf sind jedoch alle gleich, oder? Der steigende Weltmarktpreis sei für ihn „ein zeitlich verschobenes Problem“, so Markhoff. „Wir kaufen den Rohkaffee bis zu einem halben Jahr im Voraus.“ Das erlaube, auf Preisschwankungen angemessen zu reagieren. bes