: Der Zoch kütt!
TRAM 4 Der Lilienthaler Gemeinderat segnet den Ausbau der Straßenbahnlinie 4 bis zum Falkenberger Kreuz ab
Jens-Christian Meyer
Mit einer Mehrheit von 14 zu 10 Stimmen hat Montagabend der Gemeinderat Lilienthal den Ausbau der Straßenbahn-Linie 4 durchs Ortszentrum bewilligt. Vor acht Wochen war das – seit Mitte der 90er geplante – Verkehrsprojekt überraschend noch einmal gestoppt worden: Vor allem ökonomische Bedenken hatten die CDU-Fraktion dazu gebracht, mit Nein zu stimmen – und der Zorn über Bürgermeister Willy Hollatz (Grüne), der so der Fraktionsvorsitzende Rainer A. Sekunde, „eindeutig politisch agiert“ habe.
Auf der abschließenden Ratssitzung räumte Hollatz nun Fehler ein – wohl auch, um mit dem Kitten des Risses durch die Ortsgemeinschaft zu beginnen, den die oft polemische Debatte verursacht hat, auch innerhalb der parteipolitischen Lager: sechs Unionsleute votierten weiterhin ablehnend, drei hatten sich dem Ja angeschlossen. Wohl auch eine Folge politischen Drucks: Selbst Ministerpräsident Christian Wulff nahm sich Zeit, um Sekunde ins Gewissen zu reden. Den konnte er aber ebenso wenig überzeugen, wie Bremens Drohung mit einem Baustopp für die Entlastungsstraße via Horn Richtung Autobahn. Bei dem Vorhaben, das einen Lilienthaler Wunsch erfüllt, war Bremen in Vorleistung gegangen. Es ist durch den so genannten Doppelbeschluss von 1997 an den Straßenbahnausbau gekoppelt: Im Gegenzug zum Straßenbau-Placet hatte der damalige Lilienthaler Gemeinderat versprochen, die Tram nicht aufzuhalten.
Zwölf Jahre sind allerdings eine Ewigkeit in der Verkehrstechnik: Hybrid-Busse beispielsweise gab es damals noch nicht. So ist man zwar im Bremer Bau- und Umweltressort weiterhin überzeugt, dass die Tram über eine sehr gute Öko-Bilanz verfüge – allerdings ohne neuerlich Vergleichsrechnungen angestellt zu haben. „Wenn, dann wäre das eine Aufgabe für Lilienthal gewesen“, so ein Sprecher des Senators. Die dortige Verwaltung hat derlei aber nicht in Auftrag gegeben – erst recht nicht, seit eine Bürgerbefragung eine Zweidrittelmehrheit fürs Tram-Projekt ergeben hatte. Anders der parteilose Ratsherr Harald Rossoll. Der führt in Bremen ein vom Bundesumweltminister referenziertes IT-Unternehmen, das Energie-Effizienz kommunaler Rechenzentren nach ökologischen Kriterien optimiert. „Ich bin kein Verkehrsexperte“, so Rossoll. Deshalb hat er sich Rat von anerkannten Forschungs-Instituten geholt. Ergebnis seiner Expertise: Eine gute Versorgung mit schadstoffarmen Bussen wäre „durchgehend ökologischer und ökonomischer“. Die Straßenbahn AG bestreitet das. Vor allem, so deren Sprecher Jens-Christian Meyer, werde bei derartigen Berechnungen „übersehen, dass Busse niemanden zum Umsteigen bewegen“. Der letzte Ausbau der Linie 4 hatte dagegen eine – rekordverdächtige – Umsteigerquote von nahezu 60 Prozent erbracht. BES