Putin im Schafsfell an der Schlei

Russland will ab 2005 insgesamt 21 Milliarden Euro Schulden an Deutschland zurückzahlen. Putin nimmt externe Hilfe zur Lösung von Tschetschenienkonflikt an

SCHLESWIG/MOSKAU dpa/ap ■ Mit der Tilgung von Milliardenschulden und einem Kooperationsangebot zur Lösung des Tschetschenienkonflikts will Russlands Präsident Putin das Verhältnis zu Europa auf eine neue Vertrauensbasis stellen. Bei den deutsch-russischen Regierungskonsultationen auf Schloss Gottorf in Schleswig lenkte er zugleich im Streit um die Präsidentschaftswahlen in der Ukraine ein.

Moskau will laut Schröder die Auslandsschulden an Deutschland in Höhe von insgesamt 21 Milliarden Euro von 2005 an tilgen, erwartet dafür aber eine Stornierung der Zinsen und einen Teilschuldenerlass. Einzelheiten dazu müssten von Experten im Pariser Club der Gläubigerstaaten festgelegt werden, sagte Putin.

In Bezug auf den Tschtschenienkonflikt zeigte sich Putin überraschend kooperativ. In Deutsch äußerte er sich zwar ironisch über Proteste nahe Gottorf. „Wir haben seit drei Jahren keinen Krieg mehr in Tschetschenien. Sie können nach Hause gehen.“ Zugleich räumte Putin aber viele Probleme im Kaukasus ein. „Wir sind gern bereit, mit unseren Partnern in Deutschland und Europa zusammenzuarbeiten.“ Bisher hatte er jede externe Hilfe zur Konfliktlösung abgelehnt.

Schröder sagte, die Bundesregierung habe mit Moskau einen Kaukasus-Dialog vereinbart. Deutschland wolle aber auch bei der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der Kaukasusregion hilfreich sein.

Mit Blick auf die Wahl in der Ukraine zeigten sich Schröder und Putin einig, dass der Ausgang von allen Seiten akzeptiert werden müsse. Putin erwartet auch bei einem Sieg des Oppositionellen Viktor Juschtschenko eine problemlose Kooperation.

Putin informierte Schröder auch über die umstrittene Zwangsversteigerung der Yukos-Tochter Juganskneftegas. „Die Auktion hat in völliger Übereinstimmung mit dem geltenden russischen Recht stattgefunden“, sagte Putin. Derweil verdichten sich die Hinweise, dass hinter dem ominösen Käufer Baikalfinansgrup der Kreml-nahe Ölkonzern Surgutneftegas steckt. Laut der Zeitung Wedomosti waren die Bieter der Baikalfinansgrup bei der Zwangsauktion am Sonntag hochrangige Mitarbeiter von Surgutneftegas.

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