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„Eldorado“ von Bouli Lanners

Gegen Ende des Films steht eine Prostituierte traurig an einer Straßenecke und unwillkürlich erwartet man, dass der heillos großherzige Yvan auch sie noch in seinen Chevrolet aufsammelt und zu retten versucht - wie vorher schon einen tödlich verletzten Hund und den Junkie Elie. Den erwischt er bei einem Einbruch in seine Wohnung unter dem Bett kauernd und statt die Polizei zu rufen, kutschiert er ihn durch halb Belgien zum Haus seiner Eltern. Von dieser Reise erzählt dieses Roadmovie und gemäß dem Genre sehen die wallonischen Gegenden, durch die er in seinem Straßenkreuzer kreuzt, allesamt wie amerikanische Landschaften aus. Die Filmmusik im Neo-Country Stil verstärkt die poetische Wirkung noch und der Witz des Films lässt sich vor diesem Hintergrund noch trockener servieren. Aber trotz dieser Qualitäten würde der Film nicht so begeistern, wenn seine Protagonisten nicht solch ein außergewöhnliches Paar wären: seltsam, verletzt, verletzlich, vom Pech verfolgt und dabei auf eine rührende Weise würdevoll. Die beiden begleitet man gerne auf ihrer Reise. Ob man selber auch mit in diesem Auto sitzen möchte, ist eine ganz andere Frage.

HB: Cinema im Ostertor, HH: 3001 Kino, Abaton-Kino

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