: Betr.: kinotaz nord
A
Alexis Sorbas USA 1964, R: Michael Cacovannis, D: Anthony Quinn, Alan Bates, Irene Papas
„Ein gewalttätiger Grieche versucht einem zahmen, jungen Engländer beizubringen, wie man richtig lebt. Das Konzept von der zentralen Lebenskraft ist banal und dick aufgetragen, aber Anthony Quinn ist in der Rolle tatsächlich voller Weisheit und Stärke. Der Film spielt auf der rauen und schönen Insel Kreta, die ihm die Touristenfluten der 60er und 70er Jahre verdankt.“ (Pauline Kael) H
Am Ende der Gewalt (The End of Violence) USA/Frankreich 1997, R: Wim Wenders, D: Bill Pullman, Andie MacDowell
„Ein Produzent gewalttätiger Action-Filme wird in Los Angeles selbst Opfer eines brutalen Überfalls. Ehe ihn die Täter umbringen können, werden sie durch gezielte Kopfschüsse, scheinbar aus dem Nichts, liquidiert. Zeuge dieser Tat ist ein Wissenschaftler, der in einem Observatorium hoch oben in den Hügeln der Stadt an einem geheimen FBI-Projekt arbeitet. Satellitenanlagen und ferngesteuerte Kameras sollen die totale Überwachung und somit das Ende der Gewalt bringen. Doch um welchen Preis? Wim Wenders präsentiert seinen philosophischen Edel-Thriller aus einer Welt der Gier, Einsamkeit und geistigen Leere stilsicher und in wunderbaren Bildern. Wie Wenders die zahlreichen Einzelgeschichten mit seinen Reflexionen über Gewalt zu einem Ganzen verwebt, überzeugt allerdings nicht.“ (D. Lackner) HH
Am Ende kommen Touristen Robert Thalheim, D: Alexander Fehling, Ryszard Ronczewski
„Für seinen zweiten Spielfilm hat sich Robert Thalheim auf die eigene Zivi-Zeit in Oswiecim, dem einstigen Auschwitz, besonnen, wo er erfuhr, wie sich die Konfrontation mit dem Holocaust unter der Hand in einen Betroffenheitstourismus verwandelt. Sein im dokumentarischen Stil inszenierter, unaufdringlich berührender Film erzählt von Sven, dessen Liebesgeschichte zu der skeptischen jungen Polin Ania und den Bewährungsproben, die der Alltag in der Nähe des Lagers heute mit sich bringt.“ (tip) HH
Außer Atem (A bout de souffle) Frankreich 1959, R: Jean-Luc Godard, D: Jean Seberg, Jean-Paul Belmondo / Originalfassung mit Untertiteln
„Als Godard 1959 den Film drehte, hatte er, so sagt er, vom Filmemachen keine Ahnung, er wusste nur, dass er allen Verboten aus dem Weg gehen wollte. Was er aber hatte, das war eine Lust zu spielen, sich auf unberechenbare Situationen einzustellen. Seinen Hauptdarsteller Belmondo etwa, einfach phantastisch in dieser Rolle, ein selbstgesprächiger Spinner, einfallsreich, noch gut aussehend, supercool, wie Paris aus den Rippen geschneidert. Oder Jean Seberg, die lebensdurstige Patricia, die sich vor der Unfreiheit durch Liebe fürchtet und mit einem wunderbaren amerikanischen Akzent spricht. Ein wunderschön bitter-süßer Film in einem vernebelten schwarz-weiß, mit halsbrecherischen Kamerabewegungen durch engste Interieurs, mit einer coolen Klang-Kulisse. Was soll man noch sagen?“ (taz) HH
B
Berlin Calling Deutschland 2008, R: Hannes Stöhr, D: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel
„Feines Porträt eines Technomusikers, gedreht an Original-Schauplätzen der Clubszene von Berlin. Drogen, Liebe, Wahnsinn – alles ist drin in dem dritten Film von Regisseur Hannes Stöhr (‚Berlin is in Germany‘, ‚One Day in Europe‘). Technomusiker Paul Kalkbrenner, der hier neben Filmgrößen wie Corinna Harfouch sein Schauspieldebüt gibt, spielt den Musiker Ickarus, der zwischen Albumproduktion und geschlossener Anstalt steht. Nicht nur ein Film für Clubgänger.“ (tip) HH
Bestia – Die Bestie Polen 1916, R: Aleksander Hertz, D: Pola Negri, Lya Mara /Stummfilm mit Klavierbegleitung
„Eine wilde junge Frau flüchtet aus dem Elternhaus, weil sie einen verheirateten Mann für sich gewinnen will. Und dieser Mann ist wirklich bereit, für sie Frau und Kind zu verlassen. Das neue Glück wäre wohl vollkommen gewesen, wenn nicht ein früherer Geliebter in die Stadt zurückgekehrt wäre. „Die Bestie“ ist nicht nur der erste Film, der auf dem Gebiet des unter drei Mächten aufgeteilten polnischen Staates entstand. Der Film ist auch der Beginn der Karriere von Pola Negri – ein Melodram, in dem sich das Leben der Oberschicht und des Gaunermilieus vermischt.“ (Kino 46) H, HB, HL
Beverly Hills Chihuahua USA 2008, R: Raja Gosnell, D: Jamie Lee Curtis, Piper Perabo
„Eine verwöhnte Chihuahua-Hündin aus Beverly Hills verschlägt es nach Mexiko, wo sie es mit allerlei Schwierigkeiten aufnehmen muss, aber während ihrer Abenteuer auch neue Freunde findet. Eine geschwätzige, lieblos entwickelte Hunde-Komödie, die weder Charme noch Herz entfaltet, sondern durch ihre Vorhersehbarkeit und Klischeehaftigkeit verärgert.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Boy A Großbritannien 2007, R: John Crowley, D: Andrew Garfield, Peter Mullan
„Vor 14 Jahren hat Jack ein entsetzliches Verbrechen begangen. Mit 24 wird er aus dem Gefängnis entlassen, ausgestattet mit einer neuen Identität. In Rückblenden enthüllt Regisseur John Crowley, wie es zu der Tat kommen konnte. Der Film besticht durch seine intensiven Bilder, bemüht sich aber zu sehr darum, den ehemaligen Gewalttäter als sanftmütiges Opfer darzustellen.“ (Cinema) H, HH
C
C‘est la vie – So sind wir, so ist das Leben Frankreich 2008, R: Rémi Bezançon, D: Jacques Gamblin, Zabou Breitman
„Die Duvals, eine französische Familie, steht im Mittelpunkt dieses atmosphärischen Porträts: Zwischen 1988 und 2000 erlebt jedes ihrer Mitglieder einen Tag, der von herausragender Bedeutung ist und an dem sich sein Leben grundlegend ändert. Stimmig wird dabei beleuchtet, wie der diffizile Mikrokosmos „Familie“ funktioniert. wobei insbesondere die Eltern-Kind-Beziehung thematisiert wird, das Nebeneinanderleben, ohne sich zu verstehen oder sich alles zu sagen. Alltägliche Geschichten von Glücksmomenten und tragischen Ereignissen verdichten sich dabei zu einem atmosphärischen Porträt mit vielen humorvollen Passagen und brillanten Dialogen.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH, HL
Chaostage – We are Punks! Deutschland 2008, R: Tarek Ehlail, Matthias Lange, D: Stipe Erceg, Ralf Richter
„‚Chaostage – We are Punks!‘ erzählt die beinahe wahre Geschichte der berüchtigten Chaostage von Hannover und widmet sich der Frage, wie es zu den Chaostagen kommen konnte. Wobei die Erklärung, die Tarek Ehlail und Matthias Lange geben, die wahrscheinlich verrückteste ist. Um es kurz zu machen: „Chaostage – We are Punks!“ ist kein guter Film – zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Und will es vermutlich auch nicht sein. Getreu der Punkdevise des Do it yourself, die den Dilettantismus zum Wirkprinzip erhob, sucht – und findet – der nobel besetzte Film den Trash und wird so seine Zielgruppe sicherlich erreichen.“ (kino-zeit) HH
Crank 2: High Voltage USA 2009, R: Mark Neveldine, Brian Taylor, D: Jason Statham, Amy Smart
„In der Forstsetzung des Turbo-Reißers von 2006 setzt sich Jason Statham unter Dauerstrom. Nachdem er am Ende von Teil 1 aus einem Helikopter gestürzt und unsanft auf dem Asphalt aufgeschlagen ist, wird Profikiller Chev (Jason Statham) von den chinesischen Triaden entführt und in einer verranzten OP seines Herzens beraubt. Stattdessen bekommt er eine künstliche Pumpe eingesetzt, die allerdings regelmäßig Starkstrom zum Schlagen braucht. Für den Adrenalinjunkie kein Problem. Schließlich sind die Straßen von Los Angeles voll von Strommasten, Elektroschockern und Überbrückungskabeln. Wer angesichts dieser anarchischen Zustände eine ausgefeilte Story, Logik oder schauspielerische Glanzleistungen erwartet, sollte lieber einen Kardiologen aufsuchen. Mit Herzrhythmusstörungen ist nicht zu spaßen.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, KI, OL
D
Dorfpunks Deutschland 2008, R: Lars Jessen, D: Cecil von Renner, Ole Fischer
„Wie war es damals, Punk im Dorf zu sein? Die Verfilmung von Rocko Schamonis gleichnamigem Roman konzenriert sich auf die Initiationsriten einer Punk-Gang aus Schleswig-Holstein: Saufen, Prügeln, Provozieren, Schrammeln. Wenig überzeugend, Schamonis Sprachwitz geht dabei Baden.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL
Dr. Popaul – Der Halunke Frankreich/Italien 1972, R: Claude Chabrol, D: Jean-Paul Belmondo, Mia Farrow
„Ein zynischer junger Mediziner, dessen Sport es ist, häßliche Mädchen zu verführen, heiratet die wenig attraktive Tochter eines reichen Arztes, übernimmt dessen Klinik, betrügt seine Frau und landet nach einem schweren Autounfall selbst als Patient in der Klinik. Turbulente Chabrol-Komödie von drastisch-derbem Zuschnitt mit boshaften Attacken aufs Bürgertum.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
Die drei ??? – Das verfluchte Schloss Deutschland 2009, R: Florian Baxmeyer, D: Chancellor Miller, Nick Price
„Mit dem Geheimnis des verfluchten Schlosses will Ober-Fragezeichen Justus Jonas das Rätsel um den mysteriösen Tod seiner Eltern lösen. Seine besserwisserische Art ist auch im zweiten Teil nervtötend, die Slapstick-Einlagen bleiben krampfhaft. Ein deutscher Kinderfilm, der auf Hollywood macht, es aber nicht schafft.“ (tip) H, HB, HH, KI, OL
Duplicity – Gemeinsame Geheimsache USA 2009, R: Tony Gilroy, D: Julia Roberts, Clive Owen
„Mit dem Wirtschaftsthriller „Michael Clayton“ feierte Regisseur Tony Gilroy sein Regiedebüt. Sein zweites Werk, „Duplicity“, dreht sich erneut um die Machenschaften von kapitalistischen US-Konzernen und deren Verstrickungen. Mit doppelbödiger Handlung entpuppt sich der Film sowohl als Politthriller wie auch als spitzfindige Gaunerposse. In den Rollen der zwei intriganten Agenten erleben Clive Owen („The International“) und Julia Roberts („Der Krieg des Charlie Wilson“) eine Gratwanderung zwischen gemeinsamen Betrügereien und hintergründigem Kleinkrieg.“ (Blickpunkt:Film) DEL, H, HB, HH, HL, KI
E
Der Einstein des Sex Deutschland/Niederlande 1999, R: Rosa von Praunheim, D: Kai Schuhmann, Ben Becker
„Regisseur Rosa von Praunheim erinnert an einen traurigen Skandal – dass nämlich Leben und Wirken eines der wichtigsten Sexualforschers des 20. Jahrhunderts einer größeren Öffentlichkeit unbekannt ist. Mit seinem Institut für Sexualwissenschaft kämpfte Dr. Magnus Hirschfeld im Berlin der 20er Jahre für die wissenschaftliche wie auch gesellschaftliche Gleichbehandlung von hetero-, homo und transsexueller Lieben. In diesem Sinne leistet Praunheims Bio-Pic aufschlussreichen Geschichtsunterricht.“ (tip) H
Eldorado Belgien/Frankreich 2008, R: Bouli Lanners, D: Bouli Lanners, Fabrice Adde
„Belgien ist ein düsteres Land. In schummrigen Garagen am Landstraßenrand lauern durchgeknallte Serienmörder, unliebsam gewordene Haustiere werden in hohem Bogen über Brückengeländer geworfen und in der verregneten Wildnis kreuzen Nudisten umher. Warmherzigkeit ist der apathischen Bevölkerung ein Fremdwort. Bouli Lanners zweiter Spielfilm „Eldorado“ mutet wie ein Abgesang auf sein Heimatland an. Das Road Movie verzichtet auf größenwahnsinnige Conquistadores und begleitet stattdessen zwei einsame Seelen auf ihrer Suche nach Geborgenheit - einem Schatz, der in Lanners‘ desolaten Landschaften in ebenso mythischer Ferne wie das Aztekengold zu liegen scheint. Leichte Kost ist „Eldorado“ damit nicht, wohl aber ein mal humorvoller, mal lakonischer Trip ins belgische Herz der Finsternis.“ (filmstarts) HB, HH
F
Fast & Furious – Neues Modell. Originalteile USA 2009, R: Justin Lin, D: Vin Diesel, Paul Walker, Jordana Brewster
„Mit der vierten Ausgabe der Actionsaga um wahnwitzige Stunts mit hochgetunten Rennwagen schließt sich der Kreis zum ersten Film, die Beziehung zwischen dem Kriminellen und dem FBI-Mann rückt ins Zentrum zurück. Doch der alte Schwung ist irgendwie hin.“ (tip) H, HB, HH
FernsehHeimat Die Top Ten aus dem Radio Bremen-Archiv
„Nach 6 Jahren schließt die FernSehHeimat ihre Pforten – nicht ohne zum Abschluss noch einmal die besten Schätze aus dem Radio-Bremen- Archiv zu heben: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Archivs holen ihre Lieblingsbeiträge aus den Regalen und präsentieren sie dem Publikum. Dabei sind überraschende Bremen- Impressionen, bisher nicht Gezeigtes aus dem „Giftschrank“, Skandalauftritte bei „3 nach 9“, Berühmtheiten wie Loriot und Hubert von Goisern und natürlich die kleinen und großen Versprecher aus „buten un binnen“ und anderen Sendungen. Zahlreiche Autoren werden persönlich anwesend sein, um ihre Erinnerungen zum Besten zu geben.“ (Kino 46) HB
Das Festmal im August Italien 2008, R: Gianni Di Gregorio, D: Gianni Di Gregorio, Valeria De Franciscis
„Das Festmahl im August“ erzählt vom Besuch mehrerer alter Damen in einem Appartement in Rom, bei dem sich der Gastgeber immer mehr so fühlt, als wäre er gleichzeitig Portier, Koch und Zimmermädchen in einem Hotel Mama der ganz besonderen Art. Der notorisch klamme Mittfünfziger Gianni betreut über ein Wochenende gleich vier Mütter jenseits der 80, darunter seine eigene, die seines Vermieters und die seines Hausarztes. Mit großer Hingabe, bewundernswerter Geduld und vielen Gläsern Wein widmet er sich ihren Schrullen, bis er sie aus seinem Leben kaum noch wegdenken mag. Mit zärtlichem Witz feiert Regisseur und Hauptdarsteller Gianni Di Gregorio die Vitalität seiner betagten Heldinnen und macht aus dem Alter ein Fest, das nie zu Ende gehen sollte.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, OL
G
Geliebte Clara Deutschland/Frankreich 2008, R: Helma Sanders-Brahms, D: Martina Gedeck, Pascal Greggory
„‚Geliebte Clara‘ klimpert unbeholfen auf der Klaviatur der ganz großen Gefühle. Die Regisseurin Helma Sanders-Brahms (“Deutschland, bleiche Mutter“) macht aus der Dreiecksbeziehung zwischen dem Komponisten Robert Schumann, seiner Frau Clara und seinem Protegé Johannes Brahms ein historisches Kammer- und Jammerspiel, in dem die Schauspieler Pascal Greggory, Martina Gedeck und Malik Zidi vergeblich in die Tasten hauen. Nicht einmal der Rhein, in den sich Schumann aus Verzweiflung stürzt, wirkt mitreißend, sondern wird eher wie ein bescheidenes Rinnsal ins Bild gesetzt.“ (Der Spiegel) OL
Ghosted Deutschland/Taiwan 2009, R: Monika Treut, D: Inga Busch, Hu Ting-ting
„Eine kurze Liebe, ein ungeklärter Tod. Künstlerin Sophie fährt nach Taipeh, um ihrer verstorbenen Geliebten Ai-ling nachzuspüren. Bald wird Sophie von einer mysteriösen Journalistin umworben und mit dem Geisterglauben des alten Chinas konfrontiert. Subtil changiert „Ghosted“ zwischen Dokumentation und Mystery.“ (tip) H, HH, HL
Gran Torino USA/Australien 2008, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Christopher Carley
„Ein alter ehemaliger Fließbandarbeiter lebt voller Vorurteile in einer Vorstadtsiedlung, die in der Hand eingewanderter Hmong-Asiaten ist. Belastet durch Erinnerungen an den Korea-Krieg, wird er mit einer örtlichen Gang konfrontiert und erntet die Dankbarkeit einer Hmong-Familie, wobei ihn sein Sinn für Integrität und Gerechtigkeit in einen Verteidiger der Wehrlosen verkehrt. Clint Eastwood lässt die bittere Geschichte weder im Porträt eines verbiesterten, sich selbst läuternden Mannes noch in einer emotionalen Rachegeschichte versanden, findet vielmehr zahlreiche Zwischentöne bis zur Selbstparodie, die sowohl die Hauptfigur als auch das soziale Umfeld zum Anfassen glaubhaft machen.“ (filmdienst) BHV, HB, HH
Günesi Gördüm - Ich sah die Sonne Türkei 2009, R: Mahsun Kirmizigül, D: Sarp Apak, Altan Erkekli
„Günesi Gördüm – Ich sah die Sonne“ erzählt die Geschichte der kurdischen Familie Altun. Wie 2,5 Millionen anderer Familien musste auch sie ihre Heimat im Südosten der Türkei verlassen. Einige Angehörige verschlug es nach Istanbul, andere zogen gar bis nach Norwegen. Der nunmehr 25 Jahre andauernde Krieg trennte die Familie aber nicht nur räumlich voneinander. Mahsun Kirmizigüls („Beyaz Melek – Weißer Engel“) Drama lief in der Türkei trotz des heiklen Themas sehr erfolgreich. Der Film behandelt die militärische Auseinandersetzung zwischen den Kurden und den Türken im Osten der Türkei, die Flüchtlingssituation sowie die Folgen der Umsiedlung. Dabei versucht der Regisseur, keine Partei zu ergreifen, sondern das Thema neutral zu betrachten.“ (filmreporter.de) BHV, H, HB, HH, KI
H
Das Herz von Jenin Israel/Deutschland 2008, R: Leon Geller, Marcus Vetter
„2005 spendete der Palästinenser Ismael Khatib die Organe seines erschossenen zwölfjährigen Sohnes israelischen Kindern. Zwei Jahre später besuchte er diese Kinder. Bewegender Dokumentarfilm über eine schmerzhafte Reise. Zu klug für eine Heiligenlegende, und doch ein hoffnungsvoller Film.“ (tip) HH
Die Herzogin USA 2008, R: Saul Dibb, D: Keira Knightley, Ralph Fiennes
„Saul Dibbs aufwändig gestaltetes Kostümdrama basiert auf Amanda Formans 1998 erschienener Bestseller-Biografie ‚Georgina, Duchess of Devonshire‘. Der Regisseur vermeidet Klischees und Kolportage, fühlt sich vielmehr der historischen Authentizität verpflichtet. Gyula Pados‘ wohlkomponierte Bilder funkeln erlesen, die Dialoge gleichen flinken Florettgefechten, während Rachel Portmans eleganter Score die Stimmungslagen der Herzogin treffend kommentiert. Als flamboyante, skandalumwitterte Titelheldin glänzt Keira Knightley.“ (Blickpunkt:Film) HH
Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch Deutschland/Österreich 2008, R: Stefan Ruzowitzky, D: Alina Freund, Sami Herzog
„Verfilmung der beliebten Knister-Bücher, in denen ein kleines Mädchen mit Hilfe eines Drachens und eines Zauberbuches den Kampf gegen einen finsteren Zauberer aufnimmt. Regisseur Stefan Ruzowitzky, der schon fast jedes Genre bedient hat (‚Die Siebtelbauern‘, ‚Anatomie‘, ‚Die Fälscher‘), erweist sich auch im Bereich Kinderfilm/Fantasy als äußerst sattelfest. Die Effekte werden wohl dosiert eingesetzt. Neben Alina Freund, die der Titelheldin nicht nur optisch verblüffend ähnlich sieht, sondern deren Charakter förmlich absorbiert, sorgen Komiker Michael Mittermeier als originelle Stimme des Drachen Hektor und Ingo Naujoks als Hieronymus für Witz, Tempo und Spannung.“ (Blickpunkt:Film) HB, HH, KI
Hilde Deutschland 2009, R: Kai Wessel, D: Heike Makatsch, Dan Stevens
„‚Hilde‘ beleuchtet die Zeitspanne zwischen 1943 und 1966 im Leben der Diva Hildegard Knef und zeigt die unterschiedlichen und wichtigsten Lebensstationen des Weltstars. Von Berlin über Hollywood, bis nach London und zurück nach Berlin, stets im Kontext des Zeitgeschehens, zeichnet Regisseur Kai Wessel (‚Die Flucht‘, ‚Martha Jellnek‘) ein authentisches Bild der Künstlerin. Schauspielerin Heike Makatsch überzeugt als ‚Hilde‘ und zeigt deren Allüren und Stärke, aber auch ihre Verletzlichkeit.“ (Blickpunkt:Film) H
I
Idioten Dänemark 1998, R: Lars von Trier, D: Bodil Jorgensen, Jens Albinus
„Bei Fans von ‚Breaking the Waves‘, die sich mehr von dem Gleichen erhoffen, wird ‚Idioten‘ einen Schock auslösen. Eine Gruppe von jungen Leuten benimmt sich während ihres Urlaubs wie geistig behinderte Patienten. Dies führt zuerst zu drastischen Konfrontationen mit der Außenwelt und dann zu verhängnisvollen inneren Konflikten, nachdem eine tatsächlich verwirrte junge Frau sich der Gruppe anschließt. Ganz und gar originell in Stil und Struktur (dabei streng dem Dogma 95 folgend) und schockierend sowohl in seiner Mißachtung der politisch korrekten Konventionen Behinderten gegenüber, wie auch in der Darstellung von Gruppensex, riecht der Film dann doch zu sehr nach einer Theater-Werkstatt, um wirklich radikal zu provozieren.“ (Sight and Sound) HH
Il Divo Italien/Frankreich 2008, R: Paolo Sorrentino, D: Toni Servillo, Anna Bonaiuto
„Porträt des italienischen Politikers Giulio Andreotti, der zwischen 1972 und 1992 sieben Mal das Amt des Ministerpräsidenten innehatte, auch wenn er immer wieder in Verdacht geriet, Kontakte zum organisierten Verbrechen zu haben. Weniger an nachweisbaren Fakten orientiert, ist der klug komponierte Film eine von Abneigung wie auch Faszination geprägte Studie über einen Machtmenschen, wobei es ihm mehr um die Kritik an einem desolaten politischen System geht. Dabei schließt er ebenso an die Tradition des italienischen Polit-Thrillers wie an Shakespeares Königsdramen an.“ (filmdienst) HH
Illuminati USA 2009, R: Ron Howard, D: Tom Hanks, Ewan McGregor
„Es hat gewiss keine Einflüsterung des Teufels gebraucht, um den Produzenten und Regisseur Ron Howard sowie seinen Star Tom Hanks zu einer Fortsetzung ihres „Da Vinci Code“ zu verführen: Der Kassenerfolg sprach für sich. Also hat man einen früheren Dan-Brown-Bestseller zu einer Fortsetzung umgestrickt, die nicht im katholischen Glauben, sondern im vatikanischen Machtapparat Abgründe öffnet: Ein skrupelloser Karrierist will nach der Vergiftung des Papstes im Lauf von vier Stunden vier Kardinäle ermorden und, wenn es sein muss, auch noch den Petersdom in die Luft sprengen, um selbst den Heiligen Stuhl zu erklimmen. Tom Hanks muss in Gesellschaft der anmutigen Israelin Ayelet Zurer wie bei einer Schnitzeljagd kreuz und quer durch Roms Heiligtümer hecheln, um (anders als im Roman) wenigstens das vierte Opfer zu retten. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn die Zuschauermassen sich für dieses ideenlose Vatikan-Gemeuchel interessieren würden, doch selbst das würde die Macher wohl nicht stören.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Im Winter ein Jahr Deutschland 2008, R: Caroline Link, D: Karoline Herfurth, Josef Bierbichler
Wie verarbeiten die Menschen den Freitod eines geliebten Familienmitglieds? Diese Trauerarbeit steht im Mittelpunkt des neuen Films von Caroline Link, der trotz des bedrückenden Themas auf den ersten Blick leichtfüßig, ja fast beiläufig daherkommt. Eine Frau bestellt bei einem Maler ein Bild von ihren beiden Kindern, und der Preis wird nach der Größe vereinbart. Denn man bewegt sich in den kultivierten Kreisen von Bildungsbürgern, bei denen guter Geschmack eine Selbstverständlichkeit ist. Der Mann ist ein akademischer Buchautor, seine Frau Innenarchitektin, die Tochter studiert Tanz, Gesang, Schauspiel und Literatur - der Sohn hat sich erschossen. Nichts in diesem Film folgt gängigen Erzählkonventionen, und so gelingt es Caroline Link, mit jeder Szene wieder neu zu überraschen. Die Charaktere und ihre Befindlichkeiten sind dabei so komplex und glaubhaft gezeichnet, dass dabei die bewegende, lebenskluge und liebevolle Studie einer Familie gelingt. Ein intimer Film und dennoch ein großer Film. (hip) BHV, HH
In Berlin Deutschland 2009, R: Michael Ballhaus, Ciro Cappellari, D: Danielle de Picciotto, Alexander Hacke
„Berlin, eine Stadt in der Kreative ihre Visionen verwirklichen können: Die Performancekünstlerin Danielle de Picciotto lebt dort, Alexander Hakke, Gitarrist und Bassist der „Einstürzenden Neubauten“, der Intendant der Berliner Festspiele, Joachim Sartorius, Schauspielerin Angela Winkler und Tochter Nele, Schriftsteller Peter Schneider, Moderatorin Maybritt Illner, die Architekten von GRAFT, Modeschöpferinnen, Clubbesitzer und Filmstudenten. Überall unterwegs in der Metropole sind auch Bürgermeister Klaus Wowereit und Außenminister Frank Walter Steinmeier.“ (Blickpunkt:Film) HH
Intacto Spanien 2001, R: Juan Carlos Fresnadillo, D: Max von Sydow, Leonardo Sbaraglia / Originalfassung mit Untertiteln „Menschen, denen in der Vergangenheit das Schicksal hold war und die in lebensbedrohlichen Situationen Glück hatten, vereinen sich in einer obskuren Gruppe, deren lebensgefährliche Spiele das Glück erneut herausfordern. Glänzend fotografierter Erstlingsfilm, dessen originelle Story einige dramaturgische Schwächen übersehen lässt. Ein interessanter Genrefilm über die Zukunft einer Überflussgesellschaft, in der der Glaube an das Glück zum Tauschobjekt geworden ist und Fetisch-Charakter angenommen hat.“ (Lexikon des internationalen Films) HB
J
Die Jagd zum magischen Berg USA 2009, R: Andy Fickman, D: Dwayne Johnson, AnnaSophia Robb
„Ein Taxifahrer wird in Las Vegas zum Held wider Willen, als er mit einem Alien-Zwillingspaar nicht nur die Erde, sondern auch noch deren Heimatplaneten retten soll. Die lausig zusammengeschusterte Story mit oberflächlicher Öko-Message ist aber kaum mehr als eine Ausrede für Action mit Dwayne „The Rock“.“ (tip) HB, KI
John Rabe Deutschland/Frankreich/VR China 2009, R: Florian Gallenberger, D: Ulrich Tukur, Daniel Brühl
„Die authentische Geschichte des Hamburger Kaufmanns John Rabe (1882-1950), der als deutscher Firmenrepräsentant in China im Dezember 1937 mit anderen Ausländern in Nanking eine Sicherheitszone einrichtete und während des japanisch-chinesischen Kriegs einen Großteil der Zivilbevölkerung schützte. Aufwändig inszeniertes, gut gespieltes Biopic als überlebensgroße Geschichte und packendes Epos, das Rabe freilich als ungebrochenen, eindimensionalen Helden zeichnet. Eine melodramatische Liebesgeschichte soll abseits des politischen Hintergrunds Gefühle hervorrufen, erweist sich aber als unnötige Konzession ans Unterhaltungskino.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL
Der Junge im gestreiften Pyjama USA/Großbritannien 2008, R: Mark Herman, D: Asa Butterfield, Jack Scanlon
„Bruno, der Sohn einer Nazi-Größe, zieht mit seiner Familie „aufs Land“ gen Osten, wo der Vater in einem Vernichtungslager eingesetzt wird. Bruno ahnt freilich nicht, was hinter dem Zaun des Lagers vor sich geht. Er schließt Freundschaft mit einem jüdischen Jungen – und gerät dadurch in große Gefahr. Basierend auf einem Roman des Iren John Boyne, entwickelt der Film einen Blick auf den Holocaust aus kindlicher Perspektive, der Schock- und Schreckensszenarien bewusst außen vor lässt und sich dem Massenmord auf irritierend naive Weise annähert, die dessen perverse Banalität umso aufwühlender offenlegt.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH
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Der Kaufhaus Cop USA 2009, R: Steve Carr, D: Kevin James, Jayma Mays
„Als alleinerziehender, gutmütiger Einkaufszentrums-Securitymann darf sich US-Adipositaskönig Kevin ‚King of Queens‘ James an mageren Fettwitzen abarbeiten und während eines Mall-Überfall lebensverändernd über sich hinauswachsen. Eine überraschungsfreie formelhafte Komödie mit Anflügen von Drolligkeit.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL
Der Knochenmann Österreich 2009, R: Wolfgang Murnberger, D: Josef Hader, Josef Bierbichler
„‚Der Knochenmann‘ verarbeitet im Keller seines Gasthofs die Überreste seiner vielgerühmten Brathendl zu Tiermehl - und jagt nebenbei auch menschliche Gebeine durch das Mahlwerk. Josef Bierbichler spielt den steirischen Wirt als monströsen Phlegmatiker, dem der Privatdetektiv Simon Brenner (Josef Hader) auf die Spur kommt. Nach „Komm, süßer Tod“ und „Silentium“ gibt der österreichische Kabarettist Hader nun zum dritten Mal den melancholischen Ermittler, den Krimi-Autor Wolf Haas in bislang sechs Romanen zur Kultfigur machte. Hader, Haas und Regisseur Wolfgang Murnberger haben eine furiose Komödie geschaffen, in der Lachen und Grausen, romantische Liebe und blutiger Horror oft kaum zu trennen sind.“ (Der Spiegel) HH, OL
Knowing USA 2008, R: Alex Proyas, D: Nicolas Cage, Rose Byrne
„Aufregend visualisierter Sci-Fi-Thriller um einen Zahlencode, der viele Katastrophen und dabei vielleicht auch die größte voraussagt. Alex Proyas, Spezialist für fantastisches Kino (‚I, Robot‘), inszeniert einen Sci-Fi-Thriller mit großen Stärken in der Form und einigen Schwächen im Inhalt. Aus einer cleveren Grundidee wird ein unheimliches Mysterium mit einem großen Versprechen entwickelt, das die Enträtselung nicht ganz einlösen kann. Auch einige schreckende Jump-Cuts hat dieser verblüffend plastisch fotografierte, bis zum Ende aufregende Film nicht nötig, der in Spannungs- und Zerstörungssequenzen seine visuellen und atmosphärischen Qualitäten ausspielt.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, KI, OL
L
Last House on the Left USA 2009, R: Dennis Iliadis, D: Garret Dillahunt, Michael Bowen
„1972 schockte Wes Craven mit seinem alptraumhaften Abgesang auf die Flower-Power-Generation die Filmwelt. Dem sehr gelungenen Remake geht zwar aufgrund dramaturgischer Modifikationen die verstörende Note des Originals ab. Dafür wurden alte Logiklöcher gestopft, was aus dem Rachefeldzug eines Elternpaares an einer Gruppe von Schwerverbrechern, die ihre Tochter geschändet haben, einen unaufhaltsam eskalierenden Terrortrip macht, der bis an die Schmerzgrenze geht.“ (Cinema) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL
Let’s Make Money Österreich 2008, R: Erwin Wagenhofer
„Hochklassiger Report über das Wesen der internationalen Finanzindustrie: Regisseur Erwin Wagenhofer (,We Feed the World‘) berichtet in eindringlichen Bildern von der unerschöpflichen Gier der Rendite-Söldner und der selbstzerstörerischen Eigen dynamik des Großkapitals. Wenn es einen Film gibt, der eine Revolution auslösen kann, dann ist es dieser!“ (tip) HB
Liebe auf den zweiten Blick USA 2008, R: Joel Hopkins, D: Dustin Hoffman, Emma Thompson
„Zwischen Witz und Ernst, zwischen Herz und Verstand pendelt die konventionelle, aber anrührende Romantic Comedy für Best Ager, die der britische Regisseur und Drehbuchautor Joel Hopkins ganz auf seine beiden Protagonisten zugeschnitten hat. Zum zweiten Mal nach ‚Schräger als Fiktion‘ arbeiten Emma Thompson und Dustin Hoffman hier zusammen, treiben sich gegenseitig zu Bestleistungen und sind sichtlich mit Spaß bei der Sache. Ein geistreicher, gut geschriebener und umgesetzter slowburner in Sachen Herzschmerz.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, OL
M
Manderlay Dänemark/SchwedenNiederlande 2005, R: Lars von Trier, D: Bryce Dallas Howard, Willem Dafoe
„Der Däne Lars von Trier präsentiert den zweiten Teil seiner mit ‚Dogville‘ begonnenen Anti-Amerika-Trilogie. Abermals sieht man tolle Schauspieler, abermals wird im Halbdunkel spärlichster Theaterkulissen sehr lehrstückhaft über große Menschheitsthemen diskutiert: Am Beispiel der Südstaaten-Baumwollplantage Manderlay und einer Story aus den dreißiger Jahren lernt der Zuschauer, dass in der Sklaverei manchmal auch die Sklaven ihre eigene Unterdrückung ganz okay fanden. Doch nicht die seltsame Moral ist das wirklich Irritierende an der neuen Kunstübung der genialen Nervensäge von Trier. Nein, die eigentliche Überraschung ist, wie konventionell die Provokationen des wilden Dänen inzwischen wirken: ‚Manderlay‘ besitzt schon beim ersten Ansehen den zwielichtigen Charme eines zwar asketischen, aber auch sehr braven Kinoklassikers.“ (Der Spiegel) HH
Männersache Deutschland 2009, R: Gernot Roll, D: Mario Barth, Dieter Tappert
„Die klischeehaften Anekdoten in dem Film scheinen wie aus den Bühnenauftritten von Mario Barth recycelt: Männer pupsen und trinken bis zum Umfallen Alkohol, Frauen plappern und überlassen dem Begleiter stets die Rechnung. Und das Fremdwort Diarrhöe wird mit Diagnostik verwechselt. ‚Männersache‘ ist eine harmlose deutsche Komödie mit Berlin-Kolorit. Wahrscheinlich bliebe der Streifen mit seinem wenig originellen Drehbuch an der Kinokasse eher unbeachtet, wenn nicht Mario Barth mit von der Partie wäre.“ (Mainpost) HB, KI
Metropolis Deutschland 1926, R: Fritz Lang, D: Brigitte Helm, Alfred Abel /Stummfilm
„Eines der letzten Beispiele von der imaginativen – doch oft auch monströsen – Grandieur der goldenen Ära des deutschen Stummfilms. „Metropolis“ ist ein spektakuläres Aushängeschild für expressionistisches Design (in dem Menschenmassen architektonisch angeordnet wurden), mit Momenten von fast unglaublicher Schönheit und Kraft (etwa die visionäre Sequenz über den Turmbau von Babel), absurden Ungeschicklichkeiten (der liebeskranke Held in seinen lächerlichen Knickerbokkern), und Merkwürdigkeiten, die sich jeder Analyse entziehen (das bizarre, lüsterne Zwinkern des Roboter-Vamps). Es ist eine wunderschöne, auch heute noch verblüffende Torheit.“ (Pauline Kael) HL, OL
Mikrofan Deutschland 2007, R: Matthias Staehle, D: Philip Babing, Julia Ehlers
„Sam ist Rapper, wie seine besten Freunde auch. Rund um einen Bolzplatz in Hamburg-City, beschattet von drei Wolkenkratzern, leben sie in den Tag hinein und lieben ihre Musik. Als einer seiner Freunde eine Affäre mit Lisa, Sams langjähriger Freundin beginnt, kehrt zornige Stille ein, bis der Mikrofan das Wort ergreift.“ (3001-kino) HH
Milk USA 2008, R: Gus Van Sant, D: Sean Penn, Emile Hirsch
„Spielfilm über das Leben und die politische Karriere von Harvey Milk, der in den 1970er-Jahren zum ersten offen bekennenden homosexuellen Stadtverordneten der USA wurde, wenige Jahre später aber einem Attentat zum Opfer fiel. Das geschickt mit den Zeitebenen spielende Bio-Pic über eine charismatische Persönlichkeit, die den Idealismus der Gay-Rights-Bewegung mit politischem Pragmatismus verband. Durch den wechselseitigen Bezug von Privatem und Politischem entsteht nicht nur ein eindrucksvolles Zeitbild, sondern auch ein überzeugendes Porträt, das Milk nicht auf ein Podest hebt, ihm und anderen mutigen Aktivisten der 1970er-Jahre aber ein würdiges Denkmal setzt.“ (filmdienst) BHV, HB, HH
Monsters vs. Aliens USA 2009, R: Rob Letterman, Conrad Vernon
„‚Monsters vs. Aliens‘ ist die Zukunft des Kinos – jedenfalls wenn man dem Dreamworks-Studio glaubt, das große Hoffnungen auf das 3-D-Verfahren setzt, mit dem dieser Animationsfilm hergestellt wurde. Doch das Ergebnis enttäuscht. Die Geschichte um ein paar Monster, die von den Menschen in Labors gehalten werden und eines Tages gegen Außerirdische in den Kampf ziehen, ist weniger phantasievoll als etwa die ‚Shrek‘-Filme. Zwar machen die 3-D-Effekte Spaß und sind dezent eingesetzt, doch leider gehen dem Drehbuch, an dem auch die Regisseure Rob Letterman und Conrad Vernon mitgearbeitet haben, nach der Hälfte des Films die Ideen aus. 3-D hilft wenig, wenn Figuren und Story flach sind.“ (Der Spiegel) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL
N
Nachts im Museum 2 USA 2009, R: Shawn Levy, D: Ben Stiller, Owen Wilson
„Mit „Nachts im Museum 2“ wurde erstmals in dem weltweit größten Museumsarchiv in Washington gedreht. Regie führte wie schon beim Vorgänger Shawn Levy, der auf die alten Bekannten des ersten Teils zurückgriff: Ben Stiller als Larry Daley, Owen Wilson als Jedediah Smith und Robin Williams als Theodore Roosevelt. Dabei bietet Levy, getreu den Sequelgesetzen, von allem ein bisschen mehr und bleibt der gelungenen Mischung des Vorgängers aus Slapstick und effektegeladenen Actionsequenzen treu.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
O
1, 2, 3, Whiteout – the End of the Light Age Frankreich/USA 2007, R: James June Schneider, D: Karin Adrover, Lou Castel / Originalfassung mit englischen Untertiteln
„In einer hell erleuchteten Zukunftswelt versucht eine junge, arbeitslose Frau sich neu zu orientieren. In ihrer Ziellosigkeit verbringt sie ihre Zeit in einer Videospielhalle. Dort arbeitet in einem Hinterzimmer ein Forscher daran künstliches Licht zu eliminieren um die Nacht wieder zur Nacht zu machen. Eine eigentümlich, gestrige Ästhetik bestimmt in diesem Film das Bild von Zukunft. Grobkörniges Filmmaterial, bizarre Sets, Found Footage und Soundscapes schaffen eine intensive Form von filmischer Realität in der zwei Menschen nach Dunkelheit suchen. Schon auf mehreren Internationalen Festivals vertreten gewesen, ist dieses „tone poem for darkness“ (Leeds international Film Festival) nun auch zum ersten Mal in Deutschland zu sehen.“ (b-movie) HH
Otoko wa tsurai yo: Junjo hen - Tora-sans verfehlte Liebe Japan 1974, R: Yoji Yamada, D: Ayako Wakao, Atsumi Kiyposhi / Originalfassung mit Untertiteln
„Der Straßenhändler Tora San ist viel und gerne unterwegs auf Geschäftreisen und kehrt nur selten in seine Heimatstadt zurück. Als er eines Tages unangekündigt bei seinen Verwandten auftaucht, bei denen er ein Zimmer hat, ist sein Ärger groß, denn dies wird von einer jungen Frau bewohnt. Sie hat sich vorübergehend von ihrem Mann getrennt und ist so hübsch, dass sich Tora San prompt in sie verliebt. Während er wegen der jungen Frau im Ort bleibt, wird der allseits beliebte Tora San vom Schwager zum Vermittler in einer heiklen Angelegenheit gemacht.“ (Japanisch-Deutschen Kulturinitiative) HB
P
Phantomschmerz Deutschland 2008, R: Matthias Emcke, D: Til Schweiger, Jana Pallaske
„Anfang Juni beginnt der Großschauspieler Til Schweiger, 45, mit seiner Tätigkeit als Juror für die neue RTL-Castingshow „Mission Hollywood“, in der Nachwuchskräfte für eine US-Produktion rekrutiert werden. Den Kandidatinnen sei zur Vorbereitung „Phantomschmerz“ empfohlen, der neue Film mit Schweiger in der Hauptrolle. Denn das Werk beweist wieder einmal, dass Erfolg nur bedingt von schauspielerischen Leistungen abhängt. Viel wichtiger ist das Talent, eine Rolle dem eigenen Image anzupassen. Also gibt Schweiger auch diesmal wieder den charmanten Taugenichts und Frauenhelden, hier in Gestalt eines Rennradfahrers, der bei einem Unfall sein linkes Bein verliert, aber nach sehr zähem Kampf seinen Optimismus zurückgewinnt. Anders als in Schweiger-Filmen üblich, duldet der Star diesmal an seiner Seite sogar eine reife Frau: Seine Filmpartnerin Jana Pallaske wird demnächst 30 Jahre alt.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, KI
Prinzessin Lillifee Deutschland 2009, R: Alan Simpson, Ansgar Niebuhr
„Nachdem die Bücher von Monika Finsterbusch um Prinzessin Lillifee und ihre Freunde die Mädchenherzen im Sturm erobert haben, erscheint jetzt der gleichnamige Film, jedoch mit einer ganz neuen Geschichte. Als animierter Zeichentrickfilm in klassischer Manier wird er der Bilderbuchaufmachung mit seinen Rosa- und Glitzereffekten gerecht. Ebenso nah an der Buchvorlage ist die Figur Lillifee in ihrem vielschichtigen Charakter gezeichnet: Es geht nicht nur um eine oberflächliche Welt, sondern auch um Ärger, Verzweiflung und Selbstbewusstsein.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt Frankreich 2008, R: Jean-Francois Richet, D: Vincent Cassel, Gérard Depardieu
„Jacques Mesrine war einer der berühmtesten französischen Gangster. Nach diversen Banküberfällen und spektakulären Gefängnisausbrüchen wurde der „Mann mit den tausend Gesichtern“ im November 1979 auf einer belebten Pariser Kreuzung von der Polizei förmlich hingerichtet. Weil das bewegte Leben des legendären Gangsters in herkömm-licher Spielfilmlänge kaum abzuhandeln war, machte Regisseur Jean-François Richet einen Zweiteiler daraus. Und was für einen! „Public Enemy No. 1“ bietet knallhartes, episches Gangsterkino. Beide Filme basieren auf Mesrines Autobiografie „Der Todestrieb“, die er 1977 im Gefängnis schrieb. So aufwühlend und provokant wie das Buch ist auch die insgesamt vierstündige Verfilmung. Richet schreckt vor Szenen äußerster Brutalität nicht zurück, zeichnet Mesrine aber auch als anarchistischen Hasardeur, der die revolutionären Ideale der 1968er-Protestbewegung nur etwas anders auslegt.“ (Cinema) H
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Radio Rock Revolution Großbritannien 2009, R: Richard Curtis, D: Philip Seymour Hoffman, Bill Nighy
Dies ist einmal eine andere Art von Piratenfilm. Hier werden jene Piratensender besungen, die in den späten sechziger Jahren in guter britischer Tradition das Meer eroberten und für die meist jungen Hörer den ganzen Tag über jene Pop- und Rockmusik spielten, die die steife Tante BBC immer noch verpönte, obwohl sie längst zum britischen Exportartikel Nummer Eins geworden war. Regisseur Richard Curtis fächert seine Episoden zwar ein wenig zu breit, so dass sein Boot mit wenig dramaturgischer Strömung kreuzt, aber dafür bietet er einen grandiosen und oft sehr komischen Querschnitt der Moden, Lebensstile und Attitüden jener Jahre, in denen die wahre, hochkapitalistische Kulturrevolution stattfand. (hip) H, HB, HH, KI, OL
Religulous USA 2008, R: Larry Charles
„Der wortgewandte amerikanische Komiker und Fernsehmoderator Bill Maher trifft Gläubige in der ganzen Welt um sie vor laufender Kamera lächerlich zu machen. Ein respektloser Schenkelklopfer mit blasphemischer Botschaft, der seinen Machern trotz einiger Oberflächlichkeiten einen Platz im Fegefeuer sichern sollte.“ (tip) HB
Ricky Frankreich 2008, R: François Ozon, D: Alexandra Lamy, Sergi Lopez
„Als Chemiearbeiterin Katie auf dem Rücken des kleinen Ricky Beulen und Blutergüsse entdeckt, glaubt sie, ihr Sohn sei misshandelt worden. Doch es dauert nicht lange und aus den Wunden wachsen Flügel. Mit wissenschaftlichem Interesse beobachtet Katie die Verwandlung ihres Sprösslings, der schon bald jauchzend durch einen Supermarkt flattert. Die aberwitzige Kombination aus Sozialdrama und fantastischem Märchen zählte zu den absurdesten Überraschungen der diesjährigen Berlinale.“ (Cinema) H, HB, HH, KI
S
17 Again USA 2009, R: Burr Steers, D: Zac Efron, Matthew Perry
„Ein Angestellten-Loser mit kaputter Ehe darf ein zweites Mal 17 sein und könnte sein Leben revidieren. Eine harmlose, durchschnittlich amüsante Transformations- und Familienkomödie mit abstruser Handlung, die auf den nicht völlig talentfreien „High School Musical“-Kreischauslöser Zac Efron zugeschnitten ist.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Slumdog Millionär Großbritannien/USA 2008, R: Danny Boyle, Loveleen Tandan, D: Dev Patel, Freida Pinto
„Danny Boyle ist mit seinem unter schwierigsten Umständen in Indien gedrehten Film über zwei Brüder, die der Armut in Mumbai entfliehen wollen, ein großer Wurf gelungen. Die Globalisierungsversion von Charles Dickens’ ‚Oliver Twist‘, in der ‚Wer wird Millionär?‘ clever als Rahmenhandlung dient, bietet einen beklemmenden Blick auf Mittellosigkeit und Elend, ist aber doch stets erfüllt vom nicht zu bändigenden Enthusiasmus der Hauptfigur, deren Leben in einem Rausch von Farben und Klängen vor dem Zuschauer vorüberzieht - Bollywood made in the West. Unwiderstehlich gut.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI, OL
StagecoachUSA 1939, R: John Ford, D: John Wayne, Claire Trevor
„Als John Wayne 1979 starb, hatte er sich selbst in über einhundert Filmen zu einer Ikone stilisiert: konservativ und patriotisch, mit rauher Schale und weichem Kern - der archetypische Amerikaner. Waynes Bandbreite als Schauspieler war nicht besonders groß - als er sein Image jedoch erst einmal gefunden hatte, vermochte er es zu unser aller Zufriedenheit stets zu reproduzieren. Das war jedoch nicht immer so gewesen: In seiner ersten Hauptrolle „The Big Trail“ (1930) wirkte er so unsicher und linkisch, daß man ihn auf einige Jahre in Serials und B-Filme verbannte, ehe ihn John Ford 1939 für „Stagecoach“ aus der Versenkung hervorholte. Die Rolle des sympathischen Revolverhelden Ringo machte den nunmehr „coolen“ Wayne zum Superstar; „Stagecoach“ avancierte nicht zuletzt aufgrund seines Hauptdarstellers zu einem der großen Klassiker der Filmgeschichte.“ (taz) HH
Star Trek USA 2009, R: J. J. Abrams, D: Chris Pine, Eric Bana
„Kultregisseur J. J. Abrams lässt das Raumschiff Enterprise neu starten - mit verjüngter Besatzung und leicht geändertem Konzept. Der elfte „Star Trek“-Film ist ein Sprung zurück in die Zeit: Gezeigt wird, wie sich beim ersten Flug der „U.S.S. Enterprise“ die spätere Besatzung formiert und der junge Kirk (Chris Pine) und der gleichaltrige Spock (Zachary Quinto) ihr erstes gemeinsames Abenteuer erleben. Neu-Trekkie und Regisseur J.J. Abrams mischt gekonnt alte und neue Bestandteile aus dem Enterprise-Kosmos und setzt auf ein wohldosiertes Gemisch aus Action, Spannung und Ironie. Optische Höhepunkte bilden die Raumschlacht zu Beginn des Films und die Monsterhatz auf einem Eisplaneten, auf dem der junge Kirk den alten Spock (Leonard Nimoy) trifft.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
T
Tage oder Stunden Frankreich 2008, R: Jean Bekker, D: Albert Dupontel, Marie-Josée Croze
„Antoine 42, bricht mit seinem bisherigen Leben. Er nimmt kein Blatt mehr vor den Mund, hat genug von faulen Kompromissen und verlogenen Schmeicheleien. Er beleidigt seine Geschäftspartner, seine Freunde, seine Frau - und ist mit einem Mal spurlos verschwunden. Regisseur Jean Becker (“Dialog mit meinem Gärtner“) stürzt den Zuschauer in ein Wechselbad der Gefühle. Sein Film ist schockierend und befreiend zugleich.“ (Cinema) H, HB
Tangerine Deutschland/Marokko 2008, R: Irene von Alberti, D: Sabrina Ouazani, Nora von Waldstätten, Alexander Scheer
„Die Berliner Tom und Pia fahren mit Freunden nach Tanger. Sie wollen sich von neuen Klängen für ihre Band inspirieren lassen und ihre Beziehung überprüfen. Als Tom ein Verhältnis mit einer Marokkanerin beginnt, lernt er die Eigenheiten des Landes intensiver kennen, als ihm lieb ist. Die an sich interessante Geschichte vom Culture Clash mit Selbstfindungsprozess ist so undramatisch erzählt, dass sie im Fernsehen besser aufgehoben wäre.“ (Cinema)H, HH
Trauzeuge gesucht! USA 2008, R: John Hamburg, D: Paul Rudd, Jason Segfel
„Peter will heiraten, hat aber keinen besten Freund und darum auch keinen Trauzeugen. Die Suche nach einem ersten besten Kumpel bietet Anlässe genug, Verhaltensstereotypen aufs Korn zu nehmen. Leider ist der Handlungsverlauf ebenso vorhersehbar wie die dünn gesäten Witze.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL
U
Unbeugsam - Defiance USA 2008, R: Edward Zwick, D: Danile Craig, Jamie Bell
“Defiance“: Das Wort bedeutet aus dem Englischen übersetzt so viel wie Trotz oder Missachtung. Oder im Zusammenhang des Films: verzweifelter Widerstand in schier auswegloser Situation. „Blood Diamond“-Regisseur Edward Zwick erzählt die wahre Geschichte der Brüder Tuvia, Zus und Asael, die 1941 eine jüdische Widerstandsgruppe gründeten.“Defiance“ ist der erste Action-Holocaustfilm: Wenn man die Juden durch Indianer und die Nazis durch John-Wayne-Cowboys ersetzen würde, hätte man einen Western. Dennoch bleibt spürbar, wie ernst und gewissenhaft Zwick sein Thema angeht. Mit seinem Film will er das Klischee des Opferjuden korrigieren, der an seiner Vernichtung unausgesprochen selbst schuld sei. Einige Dialoge über die moralische Rechtmäßigkeit des Mordens aus Notwehr geraten zwar allzu schematisch und lehrbuchhaft, aber davon abgesehen gelingt Zwick anspruchsvolles Spannungskino voller Dramatik, Leidenschaft und Wut.“ (Cinema) DEL, H, HB, KI
The Unborn USA 2008, R: David S. Goyer, D: Odette Yustman, Gary Oldman
„Der renommierte Drehbuchautor David S. Goyer (‚Dark City‘, ‚The Dark Knight‘) will mit seiner Regiearbeit ein paranormales Puzzlespiel liefern, verfällt dabei aber typischen Teenhorrorthriller-Konventionen. So gelingt die Schilderung der düsteren Atmosphäre, doch der verworrene Plot benutzt zu viele Klischees. Als Popcorn-Unterhaltung funktioniert Goyers jüdische Antwort auf Friedkins Genreklassiker „Der Exorzist“ trotzdem.“ (Blickpunkt:Film) HB
V
Der Vorleser USA 2008, R: Stephen Daldry, D: Kate Winslet, David Kross
„Oscarwürdig ist die Darstellerleistung der Winslet, die in ‚Der Vorleser‘ den brüchigen Menschen hinter in Monstergestalt spielt. Aber auch der Rest des Ensembles braucht hinter der Leistung der weiblichen Hauptrolle nicht anstehen. Da ist vor allem David Kross (‘Krabat‘), der den jugendlichen Liebhaber spielt. Wie selbstverständlich füllt er die anspruchsvolle Rolle an der Seite von Kate Winslet. Ganz beiläufig verliebt sich sein Charakter in die viel ältere Frau mit dem dunklen Geheimnis und lässt das ganze schwierige Konstrukt von Bernhard Schlinks Bestsellers vor allem eines erscheinen: glaubwürdig. Sensationell ist auch Lena Olin, die Mutter und Tochter in einer Doppelrolle spielt. Mit der gebrechlichen einzigen Überlebenden eines Massakers an Juden im Zweiten Weltkrieg einerseits und (Jahre später angesiedelt) ihrer inzwischen längst erwachsenen Tochter gibt sie eine kleine, aber feine Performance. Es sind vor allem die vielen Details, die an diesem Film von bleibendem Wert sind.“ (epd-film) H, HH, HL
Vorstadtkrokodile Deutschland 2009, R: Wolfgang Becker, D: Manuel Steitz, Nora Tschirner
„Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuchklassikers um eine Kinderbande, die ein kriminelles Trio entlarvt. Der Film verlegt die Geschichte aus den Siebzigern in die Gegenwart, bietet aber noch ein Stück Ruhrgebietsflair. Die lakonische Erzählweise der Vorlage wird allerdings oft durch aufgebauschte Actiondramatik ersetzt.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
W
War Child USA 2008, R: Christian Karim Chrobog / Originalfassung mit Untertiteln
„Porträt des sudanesischen HipHop-Musikers Emmanuel Jal, der einst ein Kindersoldat war, später seinen anerzogenen Hass jedoch in kreative Kanäle umzulenken lernte und internationale Konzertbühnen erobern konnte. Der Film unterlegt Interviewszenen des Musikers mit Kriegsbildern und Konzertauftritten, beschreibt die private Aufarbeitung der Kriegserlebnisse, schildert das humanitäre Engagement Jals und zeigt am Ende die Heimkehr des Künstlers nach Jahren im Exil. Eine unpathetischer Dokumentation, deren politische Brisanz sich allerdings nicht automatisch erschließt.“ (Lexikon des internationalen Films) HB
Willi und die Wunder dieser Welt Deutschland 2008, R: Arne Sinnwell
„In der Kinofassung der ARD-Kindersendung „Willi wills wissen“ entdeckt TV-Reporter Willi Weitzel die Wunder der weiten Welt. Er reist nach Australien, Kanada, Japan und in die Sahara und kommt so hinter einige der großen Geheimnisse unseres Planeten - vom Alltag der Ameisen bis zu den Tricks der Sumoringer. TV-Sendung, die im Kino nur Fans erfreut.“ (tip) H, HB, HH, KI, OL
Willkommen bei den Sch‘tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad Merad, Dany Boon
„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch‘tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) H, HB, HH, OL
Wir sind alle erwachsen Frankreich/Schweden 2008, R: Anna Novion, D: Jean-Pierre Darroussin, Anais Demoustier
Wie ein großer Junge freut sich Albert auf die Sommerferien, die er mit seiner Tochter Jeanne auf einer schwedischen Insel verbringt. Mit einem Metalldetektor im Gepäck will sich der schrullige Eigenbrötler auf die Suche nach einem Wikingerschatz begeben. Seine Urlaubsstimmung wird getrübt, als sie im Ferienhaus auf weitere Sommergäste treffen. Die verspielte Gelassenheit, mit der Anna Novions Debütfilm vom Verlust lieb gewonnener Gewohnheiten erzählt, erinnert in manchen Momenten an die Filmzyklen von Eric Rohmer.“ (Cinema) HB, HH
The Wrestler USA 2008, R: Darren Aronofsky, D: Mickey Rourke, Evan Rachel Wood
„Randy ,The Ram‘ Robinson (Mickey Rourke) legte in den 1980er-Jahren eine fabelhafte Karriere als Wrestler hin. Nun lebt er in einem abgehalfterten Wohnwagen, muss sich mit mies bezahlten Auftritten und Anabolika über Wasser halten. Er ist ein Wrack, seine Ohren und sein Herz funktionieren nicht mehr richtig, die Beziehung zur Tochter ist erkaltet - allein die Aufmerksamkeit der Stripperin Cassidy spendet ihm Trost. Schnörkellos dringt Regisseur Darren Aronofsky in das Leben seiner Figur ein, inspiziert ihre Aufbruchsversuche, das Leiden und das Scheitern. Dieses tragische Porträt mit seiner erzählerischen Wucht trifft tief in die Magengrube.“ (Rheinischer Merkur) H, HH
X
X-Men Origins: Wolverine USA 2009, R: Gavin Hood, D: Hugh Jackman, Ryan Reynolds
„Amüsantes Prequel zur X-Men-Saga, das die Vorgeschichte des von Hugh Jackman gespielten Mannes mit den Adamantium-Klauen enthüllt, aber auch die Histore des Konfliktes zwischen Magneto und Prof. Xavier. Der Handlung dieses Spezialeffekte-strotzenden High-End-Produkts lässt sich auch ohne Vorkenntnisse folgen.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, Ol