: Bahman Nirumand: „Er brächte Leben“
BAHMAN NIRUMAND, 68, iranischer Exilant, demonstrierte mit Dutschke 1967 gegen den Schah:
„Wenn ich beobachte, wohin die Kampfgefährten von einst bei ihrem Marsch durch die Institutionen gelangt sind, wie sie berauscht von der ihnen in den Schoß gefallenen Macht, unter dem Vorwand von ‚Sachzwängen‘ alles über Bord geworfen haben, was ihnen bis vor wenigen Jahren heilig zu sein schien, packt mich noch mehr die Sehnsucht nach Menschen, die auf die Barrikaden steigen und rufen: Nein, so nicht. Das ist nicht die Welt, für die wir gekämpft haben. Die geistig-politische Landschaft in Deutschland ist öde geworden. Es fehlt an Visionen, an langfristigen, bewegenden Ideen. Kaum einer unter den Intellektuellen wagt noch, seine Stimme zu erheben. Nichts kann die Angepassten mehr aus der Fassung bringen, ob das der Armutsbericht ist oder die deutsche Leitkultur, die Einschränkung demokratischer Freiheiten oder der enorme Waffenexport. Alles bleibt unwidersprochen. Wäre Rudi am Leben, er würde den Einheitsbrei, bei dem man die Akteure auf der politischen Bühne kaum noch unterscheiden kann, mächtig aufrühren und wieder Leben in diese muffige Bude bringen.“