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Archiv-Artikel

daily dope (385)

Nun ist es einzusehen, das 63-seitige Schriftstück, genauer der „Abschlussbericht der Expertenkommission zur Aufklärung von Dopingvorwürfen gegenüber Ärzten der Abteilung Sportmedizin des Universitätsklinikums Freiburg“. Unter dopingkommission-freiburg.de kann jeder nachlesen, dass an der Klinik durch die Ärzte Dr. Lothar Heinrich und Prof. Andreas Schmid systematisch gedopt wurde. Aber auch in den Jahren davor ging’s nicht legal zu in der Breisgauer Klinik.

Dr. Georg Huber räumte am 29. Mai 2007 bei einer Befragung durch den Klinikvorstand ein, in der Zeit von 1980 bis 1990 einzelnen U23-Straßenradfahrern Testosteron verabreicht zu haben; Huber wurde daraufhin suspendiert. Und der langjährige Chef der sportmedizinischen Abteilung, Prof. Dr. Josef Keul, habe durch „fehlende Kontrolle der Abläufe in der Abteilung die Dopingaktivitäten von Schmid und Heinrich mit ermöglicht und begünstigt“, heißt es nun.

Erwiesen ist, dass Radrennfahrer der Teams Telekom und T-Mobile auch noch in den Jahren 2000 bis 2006 von beiden Ärzten das Blutdopingmittel Epo, Cortisonpräparate und Wachstumshormone – und im Jahr 2006 Transfusionen mit Eigenblut erhalten haben. Wie der Spiegel bereits berichtete, besteht der dringende Verdacht, die Radprofis Andreas Klöden und Matthias Kessler hätten gepanscht: „Der Abschlussbericht kommt zu dem Schluss, dass neben dem geständigen Fahrer Patrik Sinkewitz während der Tour de France 2006 zumindest zwei weitere Radfahrer mit Hilfe der beiden Ärzte Eigenblutdoping betrieben haben.“ Eben Klöden und Kessler.

Andere Ärzte wurden indes entlastet, so der Sportmediziner York Olaf Schumacher. Ein weiteres Ergebnis des Kommissionsberichts ist, dass die maßgeblich für die Betreuung von Profiradsportlern verantwortlichen Ärzte ohne Kenntnis des Universitätsklinikums zusätzliche Einkünfte erzielten. Gegen Heinrich und Schmid wurden vom Klinikum Klagen beim Arbeitsgericht Freiburg auf Auskunft und Erstattung von unrechtmäßigen Einnahmen erhoben. Drei weitere Ärzte haben ebenfalls solche Zahlungen erhalten. Bei diesen konnte aber „eine dopingrelevante Verwicklung nach Ausschöpfung der vorhandenen Beweismittel“ nicht festgestellt werden. Sie haben sich inzwischen zur Erstattung der erlangten Beträge verpflichtet. Die Kommission, die vom Biochemiker Wilhelm Schänzer, dem Juristen Hans Joachim Schäfer und dem Pharmakologen Ulrich Schwabe geleitet wurde, konnte immerhin ermitteln, dass die Uni-Apotheke nicht geplündert wurde. Die Medikamente stellte eine Apotheke in Elzach bereit, 25 km von Freiburg entfernt. TAZ