: Schmidt ist Schmidt
Harald Schmidt ist auferstanden – und es ist typisch deutsch, daran rumzumäkeln. Wer bietet denn mehr?
Und so begab es sich halt, dass Harald Schmidt auferstand. Am Abend vor dem Heiligen Abend. In der ARD. Fast zur besten Sendezeit. Es fiel eine Rekordquote vom Himmel (5,16 Millionen). Und seither schenkt man ihm Gold, Weihrauch, Myrrhe.
Und Gemäkel. Weil Schmidt nichts „Besonderes“ gemacht habe. Nicht sein Sabbatical mit Witzesammeln verbracht. Weil ein paar Exangestellte fehlten. Ein Kritiker wünschte sich gar Anke Engelke zurück, was ja nun wirklich richtig originell ist. Es zeigt, wie schwer es der kritische Medienbeobachter hat, zu diesem Ereignis eine unterscheidbare – und immer noch vernünftige Meinung zu haben. Ein Paradigmenwechsel war ja praktisch Pflicht (vgl. Spiegel von letzter Woche). Weil: Gepriesen hatte man Schmidt ja nun ein Jahr lang.
Und damit zur taz-Analyse: 1. Ja, Schmidt hat sich die Haare wachsen lassen und einen Vollbart. Wenn die Leute selbst darüber noch aufgeregter disputieren als über echte Probleme, dann haben sie entweder kein echtes Problem – oder sie haben eines, reden aber lieber über Schmidt, was ein weiteres echtes Problem ist – von Schmidt wieder mal genialisch entlarvt. Er liegt jedenfalls so oder so richtig mit seiner Haarentwicklung.
2. Ist das Nachdenken über die Bedeutung von Schmidts Haarwuchs ja ungefähr einer Million anderer vom Fernsehen gemachter Themen vorzuziehen. Das wollte Schmidt uns sagen.
3. Schmidt war tatsächlich nicht großartiger als sonst. Schmidt war Schmidt.
4. Es gibt niemand sonst, der Schmidt ist. Das sieht man, wenn er etwas sagt, das längst gesagt scheint. Ist es nicht so, dass es erst gesagt ist, wenn es von ihm gesagt ist? Zum Beispiel: dass Klinsmanns beste Tat bisher der Rausschmiss von Sepp Maier war, ist nun offiziell geschmidtet.
5. Nach dreißig Minuten erste Großgluckser – ab da war man wieder zu Hause.
6. Wir haben in Deutschland halt nur einen Schmidt. Jetzt kapiert das doch mal, dass das nicht Schmidts Problem ist!
PETER UNFRIED
„Harald Schmidt“: ab 19. Januar mittwochs und donnerstags (23.00 Uhr) in der ARD