: „Es geht uns nicht nur ums Geld“
ENERGIEVERSORGER Die Wirtschaftskrise drückt auch den Bremer Energieversorger SWB. Vor allem der „schlechte Vertrag“ mit den Stahlwerken ärgert den SWB-Vorstand
Von KLAUS WOLSCHNER
„Es geht nicht nur ums Geld“, sagt der Chef des Bremer Versorgungsbetriebs SWB, Willem Schoeber. Die SWB will sich als regional engagiertes Unternehmen darstellen, dem es auch um die Zufriedenheit der Kunden und der MitarbeiterInnen geht, nicht nur um die Rendite für die Anteilseigner. Das Image passt in die Zeit der Wirtschaftskrise und es zahlt sich auch aus: Die SWB verliert derzeit nicht mehr private Stromkunden an überregionale Anbieter, sondern kann sogar ein leichtes Plus vermelden. 89 Prozent der Bremer Haushalte beziehen ihren Strom von der SWB, sogar 97 Prozent der Gaskunden. Im Bereich des Stroms bietet die SWB mit „swb24“ einen konkurrenzfähigen Internet-Tarif an, beim Gas gebe es niemanden, der in Bremen preiswerter sei, sagt Vorstand Torsten Köhne. Auch das Gas der EWE Oldenburg sei derzeit teurer als das der SWB.
Die Probleme der Wirtschaftskrise erreichen Energie-Unternehmen später und weniger hart als andere Wirtschaftsunternehmen, meinte Firmenchef Schoeber auf der Bilanz-Pressekonferenz. Da das Daimler-Werk seinen Strom nicht von der SWB beziehe, habe man von der Kurzarbeit dort keine Nachteile.
Der andere große Stromabnehmer sind die Stahlwerke. Einen „schlechten Vertrag“ habe die SWB da 1999 abgeschlossen, erklärt Schoeber in aller Offenheit. Derzeit müssen Rücklagen gebildet werden – wenn der kleine Hochofen zusätzlich angefahren wird, macht die SWB bei der Stromlieferung Verluste. Eher ein Glücksfall war die Vereinbarung über das bei der Stahlproduktion anfallende Gichtgas, das die SWB verarbeitet: Da hatten sich die Stahlwerke auf eine bestimmte Liefermenge ohne Wenn und Aber verpflichtet. Das könnte ein Grund für den Arcelor-Konzern gewesen sein, einen anderen Hochofen stillzulegen, nicht den in Bremen.
Wegen der nötigen Rücklagen ist der SWB-Gewinn 2008 geringer ausgefallen als im Vorjahr, die Investitionen jedoch höher. Das „Mittelkalorik“-Kraftwerk im Hafen wird bald fertig sein und aus Plastikmüll Energie machen. Es laufen Verhandlungen zur Beteiligung an einem Windpark, das Weser-Kraftwerk soll Ende 2010 fertig werden. Insgesamt, so hofft Schoeber, wird der Anteil der Stromproduktion aus erneuerbarer Energie bis 2010 auf 10 Prozent steigen.
Für die Pläne des Landes Bremen, die Mehrheitsanteile der SWB vom Essent-Konzern zurückzukaufen und an die EWE Oldenburg weiterzureichen, ist der heutige Freitag entscheidend. „Hochspannung in Brabant“ sei in Holland eine Schlagzeile gewesen, berichtete der gebürtige Holländer Schoeber. Das Regionalparlament von Brabant kommt heute früh zu einer Sondersitzung zusammen, um erneut über den Verkauf seiner 30,8 Prozent Essent-Anteile an die RWE zu beraten. Beim ersten Durchgang waren 28 Räte dagegen gewesen, nur 26 dafür. Inzwischen hat sich allerdings die RWE verpflichtet, Milliarden in erneuerbare Energien zu investieren. Falls sie den Vertrag nicht einhält, hat sich die RWE zu Bußgeldzahlungen von 40 Millionen Euro verpflichtet. So hofft Schoeber auf grünes Licht für den Anteilseigner-Wechsel.