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Archiv-Artikel

Theoretisch unendlich

Kupfer ist ohne Qualitätseinbußen rezyklierbar – trotzdem wird es knapp, warnen Umweltforscher. Studie lobt ökologische Bemühungen der Norddeutschen Affinerie

Nach einer Studie des Umweltforschungsinstituts Epea gehört die Norddeutsche Affinerie zu den acht Kupferhütten, die am wenigsten Schwefel, Metalle und Staub in die Umwelt pusten oder schwemmen. Verglichen haben die Hamburger Forscher die Daten von 22 der rund 120 Kupferhütten auf der Erde. „Viele Unternehmen erheben gar keine Daten“, sagte Epea-Geschäftsführer Michael Braungart. Die Werte der Affi gehen zum Teil online an die Umweltbehörde.

Epea (Environmental Protection Encouragement Agency) hat gestern davor gewarnt, Industriebetriebe aus Deutschland durch unsinnige Auflagen und überhöhte Energiepreise ins Ausland zu treiben. Aus ökologischer Sicht wäre das fatal, weil dort meist nach schlechteren Standards produziert werde – siehe Affi.

Braungart machte sich dafür stark, über dem Energiesparen das Haushalten mit anderen Rohstoffen nicht zu vergessen: Während die Sonne 8.000-mal mehr Energie auf die Erde strahle als nötig, werden die Kupfervorkommen möglicherweise 2040 erschöpft sein. Dabei steht das Metall auf Platz 25 der Liste der häufigsten Elemente der Erdkruste.

Besonderes Lob spendete der Professor daher den Recycling-Bemühungen der Affi – dem, gemessen am Materialeinsatz, größten Kupfer-Recycler der Welt, wie Epea ermittelt hat. Ein vollständiges Recycling aller beim Wirtschaften eingesetzten Stoffe nach dem Vorbild der Natur ist Braungarts Traum. Doch beim Kupfer bewegt sich die Welt weg von dieser Vision. Bei den Forschungen von Epea sei deutlich geworden, „dass das Recycling von Kupfer weltweit im Verhältnis zur Gesamtproduktion abnimmt“. Obwohl Kupfer ohne Qualitätseinbußen beliebig häufig wiederverwertet werden kann, liegt der Anteil wiederverwerteten Kupfers auf dem Markt nur bei 20 bis 30 Prozent.

Dabei hat der Affi zufolge die wachsende Nachfrage nach dem Rohstoff des Elektronik-Zeitalters in den vergangenen drei Jahren schon zu einer Verknappung geführt. „China, Indien, Russland und die Ukraine betreiben bereits die Sicherung von Recycling-Metallen durch massive Schutzmaßnahmen“, sagte der Vorstandvorsitzende Werner Marnette. „Deshalb ist eine EU-Recyclingstrategie dringend erforderlich.“ Braungart schlug vor, Kupfer künftig nicht mehr zu verkaufen, sondern zu verleihen, um ein möglichst vollständiges Recycling zu gewährleisten. Gernot Knödler