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Archiv-Artikel

Hyperaktive Polyrhythmiker

EXPERIMENTELLER HIP-HOP Sechs Jahre lang hat man vom kalifornischen Avantgarde-Hip-Hop-Duo „Themselves“ nichts gehört. Jetzt melden sich die beiden „anticon.“-Label-Gründer mit zwei Alben zurück. Heute Abend sind sie im Hafenklang zu Gast

Dem talentierten Zappelphilipp blieb nur, aus der Unruhe eine Tugend zu machen

Adam Drucker aka Doseone hat neben seinem ausgeprägten Hang zum blickfängerischen Gewand und seinem akrobatischen Gesicht zwei zentrale Verhaltensauffälligkeiten: zappelige Finger und eine Zunge, die einfach nicht stillhalten will. Hätte er nicht zwei Hippieeltern gehabt, deren Ideale noch größer waren als die gemeinsame Liebe, die Hyperaktivität des Nimmermüden wäre sicher in Ritalin erstickt worden. Aber so blieb dem talentierten Zappelphilipp nur, aus der Unruhe eine Tugend und einen Beruf zu machen. Die Finger flitzen seitdem simultan über die Tasten von Samplern und Synthies, während die Zunge sich in nasalen, hochgepitchten, schnellen, polyrhythmischen, abstrakten Raps über die Kindheit, die Natur, den amerikanischen Alltag im Allgemeinen austobt.

Vor zwölf Jahren hat er damit schon den damals noch unbekannten Freestyle-König Eminem von der Bühne verwiesen. Und seinen späteren Kollegen Jeffrey Logan aka Jel beeindruckt. Der hat eine ganz andere Geschichte zu verdauen: Das Kind zweier Pfingstkirchler befüllt monatelang Autotanks, um sich endlich eine SP-1200-Drummachine kaufen zu können, auf denen er Beats ganz ohne Sequenzer bastelt, die nur auf eines warten: Doseones Raps.

Den ersten Auftritt haben „Themselves“ dann 1998 auf der bahnbrechenden Compilation „Music for the Advancement of Hip Hop“ des kurz zuvor von Doseone, Jel und fünf befreundeten Musikern gegründeten einflussreichen Avantgarde-Hip-Hop-Kollektivs „anticon.“ Zwei Alben folgten bis 2003, eine Indietronic-Hip-Hop-Kollaboration mit „The Notwist“ als „13 & God“, dann hörte man von „Themselves“ nichts mehr. Im Vordergrund standen erst mal das gemeinsame Bandprojekt „Subtle“ und Doseones fünf andere Projekte.

Jetzt melden sich die umtriebigen Hyperaktiven mit gleich zwei Alben zurück. „TheFREEhoudini“ im Mixtape-Stil mit allen Rappern, mit denen sie je zusammengearbeitet haben, ist im März erschienen. Das dritte Album „CrownDown“ kommt im August – als Denkmal für den Rap.ROBERT MATTHIES

Sa, 16. 5., 23 Uhr, Hafenklang (Goldener Salon), Große Elbstraße 84