tv-abschied : Wa(h)re Liebe
Über das Sexuelle scheint doch alles gesagt. Und das genau war und ist das Problem, weshalb „Wa(h)re Liebe“ sich bis zur Desinteressiertheit des Publikums heiß gelaufen hat. Wer immer noch nicht Bescheid weiß, will es entweder nicht so genau wissen oder schwört ohnehin auf das romantisch-riskante Spiel der Naivität in den Dingen der Erotik. Kein Geheimnis mehr, nirgends. „Wa(h)re Liebe“ hat das Wissen um die sexuellen Materialien auf letztlich jede Probe gestellt – und sie zur freundlichen Prüfung den Zuschauern überlassen. Was für ein zivilisatorischer Erfolg: Kein Beitrag hätte ohne christlichen Aufstand in den 1960er-Jahren ausgestrahlt werden können. Lilo Wanders, der Mann, der Ernie Reinhardt heißt und die Moderatorin gab, ist weit über seinen Job hinaus berühmt geworden. Eine Erika Berger der sexualambivalenten Stände, ein Mann, der seine Frau zu stehen wusste. Größtes Lob: Im befreiten Irak zählt Lilo Wanders im Internet zu den am meisten angeklickten Sexsymbolen des unbekannten Westens, nur geschlagen von Julia Roberts. JAF