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Archiv-Artikel

berliner szenen Balkonien im Winter

Rückkehr mit Schrecken

Zurückkommen ist sowieso schon schwer. Auch wenn man sich freut, Weihnachten geschafft zu haben, und endlich wieder zum Alltag zurückzudürfen: Die Wohnung widersetzt sich noch immer genauso dem Wohlbefinden wie im letzten Jahr, neue Regale wollen gekauft, neue Ordnungssysteme angelegt werden. Die Steuererklärung drängelt, das Brot ist schimmlig und die Milch abgelaufen.

Und dann auch noch das. Ein großer Schreck: Bei der diesjährigen Rückkehr nach der leeren Zeit am Ende des Jahres ist nicht nur alles unerledigt wie gewohnt, es sind auch noch alle Lampen an, das Radio brüllt, die Heizungen sind bis zum Anschlag aufgedreht, trotzdem ist es eiskalt. Kein Wunder: Die Balkontür steht sperrangelweit offen. Unsere Wohnung befindet sich im zweiten Stock. Doch es fehlt nichts, Laptop, Fernseher, alles ist noch da. Daniel Brühl wohnt zwei Häuser weiter, aber es findet sich kein Zettel mit der Notiz „Die fetten Jahre sind vorbei“. Was ist passiert?

Einen Tag später taucht ein Zettel der ganz anderen, der sehr profanen Art auf dem Schreibtisch auf: „Aus Sicherheitsgründen mussten wir in Ihre Wohnung eindringen. Durch die offene Balkontür. Mit freundlichen Grüßen, Ihre Polizei.“ Warum hat die Polizei die Balkontür aufgelassen? Warum hat sie nicht den Hausmeister angerufen und veranlasst, die Wohnungstür zu öffnen? Warum hat sie nicht wenigstens den Laptop versteckt, das Licht ausgemacht, die Heizung runtergedreht?

Warum gibt es in der Wohnung neuerdings sehr aufdringliche Stechmücken – und das mitten im Winter? Und warum ist das Klopapier, das vor Weihnachten angeschafft wurde, plötzlich alle? All das muss dringend geklärt werden. SUSANNE MESSMER