: Mit Palast zur Weltmeisterschaft
Wirtschaftssenator Wolf will Palast der Republik bis nach Fußball-Weltmeisterschaft erhalten. Abriss und eine „Großbaustelle in Mitte“ keine gute Visitenkarte für Berlin
Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) hat sich am Sonntag gegen einen schnellen Abriss des Palastes der Republik ausgesprochen. Stattdessen sollte das umstrittene Gebäude bis nach der Fußball-Weltmeister in Deutschland 2006 erhalten werden. Hintergrund der Pro-Palast-Initiative des Senators ist dabei weniger die Sorge, dass betrunkene Hooligans in die Baugrube fallen könnten. Vielmehr befürchtet er durch einen Abriss standortpolitische und touristische Nachteile für die Stadt während der WM-Zeit 2006. In Berlin werden mehrere Gruppenspiele und das Finale ausgetragen.
Wolf sagte gestern: „Mir hat noch niemand erklären können, warum wir 2006 zur Fußball-Weltmeisterschaft eine Großbaustelle in Mitte anbieten sollen.“ Ein Abriss des Gebäudes wirkte sich auf die gesamte Umgebung aus. Stattdessen sollte die Stadt den Ort nutzbar machen und zur Begegnung anbieten. Welche genaue Nutzung des Palasts sich der Wirtschaftssenator dabei vorstellte, wolle er nicht sagen.
Nach Meinung Wolfs sei es ratsam, sich mit dem Thema Zwischennutzung weiter zu beschäftigen. Wegen der fehlenden Finanzierung für den geplanten Wiederaufbau des Stadtschlosses – rund 700 Millionen Euro – anstelle des Palastes der Republik müsse sich Berlin ohnehin auf eine längere Zeit der Unsicherheit am Schlossplatz einrichten. Eine Revision des Bundestagsbeschlusses forderte Wolf gestern jedoch nicht.
Der Bund und Berlin haben 2002 den Abriss des Palastes beschlossen. Wegen technischer und finanzieller Schwierigkeiten liegt das Abrissprojekt jedoch auf Eis. Hingegen ist nach dem Projekt „Volkspalast“ 2004 eine kulturelle Zwischennutzung bis 2005 gesichert. Neben Wolf haben sich Kultursenator Thomas Flierl (PDS), Produzenten und Künstler sowie Politiker der Berliner Grünen für den Erhalt des Hauses stark gemacht. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sprach sich hingegen dafür aus, dass Ende 2005 mit dem Abriss begonnen werden müsse.
Zwar wies Wolf gestern auch darauf hin, dass im Haushalt 2006/2007 wieder Millionen Euro eingespart werden müssten. Für das Jahr 2005 aber zeichne sich eine Erholung der Wirtschaft in Berlin ab. Bereits 2004 habe erstmals seit vier Jahren ein leichtes Wirtschaftswachstum in der Hauptstadt stattgefunden. Die Arbeitslosenquote sei gegen den Bundestrend auch um einen Prozentpunkt zurückgegangen. Zwar sei das kein Anlass zur Entwarnung, aber „ein Indiz dafür, dass wir die Talsohle durchschritten haben“.
ROLF LAUTENSCHLÄGER