die kinder von hartz : Heraus aus der Anonymität
Sie werden es nicht ändern können. Keinen Deut. Hartz IV ist beschlossen, verschnürt, Realität. Früh morgens aufstehen, um Arbeitsagenturen zu blockieren, in der Kälte frieren, um Montagsdemonstrationen abzuhalten – es wird die Regierung nicht beeindrucken. Schröder, Clement, auch Schartau haben ihr politisches Schicksal mit Hartz IV verknüpft. Basta. Sie sind im Sommer nicht zurückgewichen, sie werden es jetzt noch weniger tun. Die Debatte ist von gestern. Jetzt heißt es, mit Hartz zu leben.
ANALYSE VONKLAUS JANSEN
Dennoch, die Proteste sind nicht umsonst gewesen. 2004 wird als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem Arbeitslose zum ersten Mal seit Jahrzehnten eine gemeinsame Stimme gefunden haben. Als isolierte Gruppe ohne Lobby, der selbst Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften von der Stange gingen, mussten sie es auf der Straße tun.
Die Montagsproteste haben ein Netzwerk geschaffen, auf dem sich aufbauen lässt. Nicht nur die großen Reden, sondern auch die kleinen Hilfen haben den Betroffenen genutzt: Sozialberatungen, Unterstützung beim Ausfüllen von Fragebögen – das alles hat dazu geführt, dass nicht jeder den Kampf mit seinem persönlichen Schicksal allein ausfechten muss. Und dass die – gefühlte oder reale – Stigmatisierung schwindet. Die Anti-Hartz-Demonstrationen machen Hoffnung. Jede Regierung weiß nun, dass die Arbeitslosen als Akteure die politische Bühne betreten haben.