: HIER IST BERLIN
Der Kneipen-Knigge
Folge 2: Halbe Portionen
Im Gegensatz zum weitgehend akzeptierten Leitungswasser (taz vom 28. Dez.) sind auch im Jahre 2005 selbstbestimmt georderte „halbe Portionen“ nicht Teil der Berliner Kneipenkultur. Jedenfalls bisher nicht. Was man machen kann, wenn die „halbe Portion“ nicht auf der Karte steht: selbstbewusst einen zweiten Teller dazubestellen. Wer nun denkt, das sei doch letztlich das Gleiche, irrt. Im Moment des Wechsels eines, sagen wir, halben Schnitzels vom einen auf den zweiten, leeren Teller, realisiere der Gast, dass er sich ein Gericht teile. Das, sagen Fachkräfte, sei wichtig. Die Gäste können allerdings mittlerweile erwarten, dass der Wunsch nach einem zweiten Teller freundlich und ohne Stirnrunzeln entgegengenommen wird. Im optimalen Fall wird der Kellner diese Möglichkeit selbst vorschlagen („Wollt ihr euch ein Schnitzel teilen?“). Unüblich ist es, auch noch ein zweites, leeres Salatbehältnis zu ordern. Ein zweiter Salat sollte schon bezahlt werden.
Betr.: Ikea.
Der Berliner Tagesspiegel hat die tazzwei-Diskussion (29. Dez.) fortgeführt, warum Menschen bei Ikea essen statt Möbel zu kaufen. Ein kluger Gedanke kommt von Stefanie Flamm: „Ikea macht uns nicht mehr glücklich. Es gibt dort nur Sachen, die wir schon haben oder solche, die wir noch nie haben wollten, weshalb uns bei Ikea immer öfter dieses blöde Gefühl beschleicht, dass wir uns das, was wir eigentlich haben wollen, immer noch nicht leisten können. Im Restaurant merkt man die eigene Armut nicht so sehr.“