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Archiv-Artikel

Ugandas Präsident will Rebellenchefs töten

Nach dem Zusammenbruch eines Waffenstillstands mit Nordugandas LRA-Rebellen beginnt die Armee eine Großoffensive. Gleichzeitig lässt die Regierung jedoch die Möglichkeit neuer Verhandlungen offen

BERLIN taz ■ Der Krieg im Norden Ugandas ist nach dem Zusammenbruch eines Friedensversuchs zwischen der Regierung und der Rebellenbewegung LRA (Lord’s Resistance Army) wieder voll entbrannt. „Wir befinden uns voll im Feldzug gegen die Rebellen“, sagte Armeesprecher Shaban Bantarazi am Sonntag. Ugandas Präsident Yoweri Museveni nannte als Ziel der Offensive die Tötung der LRA-Führung. „Die Armee wird LRA-Führer Joseph Kony und seinen Stellvertreter Vincent Otti jagen und umbringen, wo auch immer sie sich befinden“, erklärte er.

Am Silvestertag 2004 war ein Waffenstillstand zwischen der LRA und der ugandischen Regierung in letzter Minute geplatzt, als LRA-Verhandlungsführer Sam Kolo sich zurückzog und sagte, seine Bewegung müsse neu beraten. In einem Buschgelände nahe der nordugandischen Stadt Kitgum war in den Tagen zuvor die Unterzeichnung eines formellen Waffenstillstandsabkommens nach 18 Jahren Krieg vorbereitet worden. Geschützt von britischen und UN-Militärs, sollten Vertreter von Regierung und Rebellen hier die Einstellung der Kämpfe und die Einigung auf zukünftige Gespräche unterschreiben. Es war die erste derartige Friedensinitiative seit 1994. Der Militärattaché der britischen Botschaft, Chris Wilson, hatte die Kontakte zur LRA hergestellt, nachdem diese im August die Bereitschaft zu einer Feuerpause signalisiert hatte. Im November hatte Ugandas Regierung einen befristeten Waffenstillstand in einem kleinen Gebiet nahe der Grenze zum Sudan erklärt, um der LRA-Führung die Gelegenheit zu Beratungen in dieser Zone zu geben.

Die LRA, gegründet von protestantischen Fundamentalisten, kämpft gegen Museveni seit dessen Amtsantritt 1986 und wird von der Regierung des Sudan unterstützt, wo auch ihr Führer Joseph Kony lebt. Sie gibt vor, die Interessen des nordugandischen Acholi-Volkes zu vertreten, führt ihren Krieg aber vor allem gegen die Acholi-Zivilbevölkerung. Zehntausende nordugandische Kinder sind während des Krieges von der LRA als Zwangsrekruten verschleppt worden; bis zu 20.000 davon werden bis heute vermisst. In weiten Teilen Nordugandas ist die gesamte Bevölkerung auf der Suche nach Schutz an den Rand der Städte gezogen. Die UNO zählte Ende Dezember in Norduganda 1,334 Millionen Kriegsvertriebene; 2,85 Millionen Menschen waren von internationaler Lebensmittelhilfe abhängig.

Die jüngsten Hoffnungen auf Frieden für Norduganda kamen durch den Friedensprozess für Südsudan auf: Wenn Südsudans Rebellen, bislang von Uganda unterstützt, ihre eigene Autonomieregierung bekommen und Ugandas Hilfe nicht mehr brauchen, so das Kalkül, könnte Sudans Regierung die LRA fallen lassen. Warum die Rebellen sich jetzt in letzter Minute zurückzogen, ist noch nicht klar. Der EU-Delegationschef in Uganda, Sigurd Illing, machte gegenüber der BBC ugandische Armeeoffiziere verantwortlich, die „mit dem Konflikt gut leben“. Die Armee wies den Vorwurf erzürnt zurück und wies darauf hin, dass LRA-Chef Kony sich nie persönlich zum Frieden bekannt habe.

Die Möglichkeit von Gesprächen bleibt. Verhandlungen mit der LRA könnten in Kenia oder Tansania fortgesetzt werden, sagte Museveni. In Uganda selbst aber werde man die Rebellen gnadenlos jagen. Der Verhandlungsführer der Regierung, Ruhukana Rugunda, stellte klar: „Der Waffenstillstand ist vorbei, aber die Verhandlungen nicht.“

DOMINIC JOHNSON