BVB zu arm für Rückenlehnen

Borussia Dortmund wird den von der FIFA vorgeschriebenen Ausbau des Westfalenstadions bis zur WM 2006 womöglich nicht finanzieren können. Ob Kommune oder Land den Spielort retten, ist offen

VON KLAUS JANSEN

Sommer 2006. WM-Halbfinale, Deutschland gegen Argentinien. 80.000 Zuschauer im Dortmunder Westfalenstadion. Die Südtribüne als schwarz-rot-goldene Wand. So haben es sich die WM-Organisatoren vorgestellt – doch noch fehlt das Geld für den nötigen Ausbau der größten deutschen Fußballarena.

Fünf bis sechs Millionen Euro muss der finanziell angeschlagene Verein Borussia Dortmund bis zur WM in sein Stadion investieren. Die FIFA verlangt in einem Pflichtenheft den Ausbau von VIP-Logen mit Arm- und Rückenlehnen, Pressetribünen und Platz für 250 TV-Kameras, Sicherheitsvorkehrungen. Momentan hat der BVB das Geld dafür nicht – und er wird es wohl nur bekommen wird, wenn das Sanierungsprogramm Konter greift, dessen Kernstück der noch nicht finanzierte Rückkauf des Westfalenstadions ist. In der Arena sollen im Juni und 2006 sechs WM-Partien ausgetragen werden, darunter ein Halbfinale.

Weil schon im Frühjahr mit den Bauarbeiten begonnen werden muss, streckt der Verein langsam seine Fühler nach Unterstützung aus der öffentlichen Hand aus. „Wir gehen natürlich davon aus, dass wir das allein stemmen können. Der Standort ist aber so wichtig, dass sich Stadt und Land im Notfall nicht aus der Verantwortung stehlen können“, baut Vereinssprecher Josef Schneck vor.

Die Stadt Dortmund will sich offiziell nicht zu möglichen Finanzhilfen äußern. Aus dem roten Rathaus dringen jedoch besorgte Stimmen: „Wenn der BVB das nicht schafft, wäre das ein Sportpolitikum ersten Ranges. Dann müssten Kommune, Land und der Bund sich zusammen setzen,“ heißt es. Die Landesregierung rechnet bislang jedoch nicht damit, dass sie Geld zuschießen muss. „Wir entwickeln noch keine Strategie für den Notfall“, so eine Sprecherin des zuständigen Sportministers Michael Vesper (Grüne).

Möglich ist auch, dass der BVB mit der FIFA über eine Reduzierung des Pflichtenkatalogs verhandelt: „Man muss über so etwas reden können“, sagt Vereinssprecher Schneck. Auch aus städtischen Kreisen wird diese Lösung ins Gespräch gebracht. Beim nationalen WM-Organisationskomitee will man von so etwas allerdings nichts wissen: „Die Betreiber haben sich dazu verpflichtet, alle Bedingungen der FIFA zu erfüllen. Das war die Voraussetzung bei der Vergabe der Spielorte“, sagt OK-Sprecher Gerd Graus.

Gut 80 Kilometer westlich von Dortmund sorgt die Krise der Borussia allerdings für Hoffnung: Im Internet-Forum von Fortuna Düsseldorf träumen Fans bereits von einer späten Berufung zum WM-Spielort. Die Landeshauptstadt war bei der Vergabe im Frühjahr 2002 leer ausgegangen. Gespielt würde dann übrigens in der neuen LTU-Arena – subventioniert mit 74 Millionen Euro aus der Stadtkasse.