: Nordisches Duell
Schibsted versus Bonniers: Die skandinavischen Presse-Riesen streiten um Schwedens einzigen Privatsender
Im Konzentrationsprozess auf dem skandinavischen Medienmarkt ist eine neue Runde eingeläutet worden. Im Ring: Schibsted, Norwegens Nummer eins, und Bonniers, die unangefochtene schwedische Medienmacht. In der Offensive: die Norweger – auf einigen westeuropäischen Märkten mit Gratiszeitungen (in Deutschland: 20 Minuten) bekannt. Das Objekt der Begierde: der schwedische Kommerzsender TV 4.
Zu Beginn der 90er-Jahre gestartet, ist TV 4 dank seiner alleinigen Antennenlizenz dort die einzige Alternative zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Die restliche Kommerzkonkurrenz ist auf Satelliten und Kabel verwiesen. Die kostbare Alleinlizenz für TV 4 wurde von der Regierung in Stockholm gerade bis 2008 verlängert. Wegen der schnellen Umstellung auf das digitale Fernsehen – in den ersten Regionen Schwedens werden die analogen Sender schon in diesem Jahr ganz ausgeschaltet – ist TV 4, das dabei ist, sich eine Reihe über Antenne zu empfangender einträglicher digitaler Spezialprogramme zuzulegen, ein noch attraktiveres Objekt der Medienbegierde geworden.
Bonniers, das bislang ein Viertel der TV 4-Aktien hielt, wurde kurz vor Weihnachten von Schibsted kalt erwischt. Die Norweger machten einen Umweg über Finnland und erwarben eine Aktienmehrheit an Alma-Media, dem dort zweitgrößten Medienhaus. Der hieran bisher zu 33 Prozent beteiligte Bonniers-Konzern fand sich plötzlich als Minderheitsaktionär wieder. Alma-Media hält bislang ein Viertel der Aktien von TV 4. In der üblicherweise ruhigen Börsenzeit zwischen den Jahren wurde hektisch gehandelt. Sowohl Bonniers wie Schibsted kauften eifrig kleinere Aktienpakete auf. Solche von Alma-Media und TV 4. Wie auch immer dieser Kampf endet – derzeit hat Schibsted die Nase vorn –, am Ende wird das bislang relativ selbstständige TV 4 einem der beiden Medienriesen gehören. Womit die Medienlandschaft noch monopolisierter wäre als bisher.
Schibsted – dem in Schweden schon zwei überregionale Tageszeitungen, darunter die auflagenstärkste Aftonbladet gehören – und Bonniers sind auf dem besten Wege, den nordischen Medienkuchen unter sich aufzuteilen. Keine der skandinavischen Regierungen sieht den fortschreitenden Konzentrationsprozess mit Begeisterung. Doch sie glauben, ein gemeinsames Interesse zu haben: den Einfluss der großen europäischen und amerikanischen Medienkonzernen gering zu halten. Die haben sich bislang kaum um diese Region gekümmert. „Die etablieren sich erst in Großbritannien, Frankreich, Deutschland“, ist Schibsted-Konzernchef Kjell Aamot zufrieden: „Das gibt uns Zeit, eine Verteidigung aufzubauen.“ REINHARD WOLFF