: Rebell in Peru gefasst
Polizei nimmt den Anführer der Aufständischen in der Andenstadt Andahuaylas fest. Polizeistation noch besetzt
PORTO ALEGRE taz ■ Drei Tage nach der Besetzung einer Polizeistation in der peruanischen Andenstadt Andahuaylas durch 160 Aufständische ist ihr Anführer Antauro Humala festgenommen worden. Wie Premierminister Carlos Ferrero gestern früh mitteilte, wurde Humala in eine Kaserne außerhalb der Stadt gebracht. Sechs seiner Anhänger wurden ebenfalls verhaftet. Am Vormittag hielten Dutzende von Rebellen noch immer 17 Geiseln in der Polizeistation fest. In einem Radiointerview sagte einer ihrer Sprecher, sie seien zu Verhandlungen bereit.
Humala und zwei seiner Begleiter wurden festgenommen, nachdem am Montagabend eine dreieinhalbstündige Verhandlung mit dem peruanischen Polizeichef Félix Murazzo ergebnislos zu Ende gegangen war.
Ursprünglich hatte der Chefideologe der „ethnocaceristischen Bewegung“ angekündigt, er werde bereits Montagmittag die Waffen niederlegen. Doch dann sagte er zu Murazzo, die Polizei habe ihr angebliches Versprechen nicht eingehalten, die Einheiten um die Station abzuziehen. Hunderte Ethnocarceristas ließen ihn hochleben. Humala rief, er werde doch nicht aufgeben, und ließ sich auf Schultern zum Hauptplatz von Andahuaylas tragen.
Anschließend rückten Eliteeinheiten auf die Polizeistation vor, Scharfschützen erschossen einen Humalista und verletzten drei weitere. Erst als Antauro Humala gegenüber einem Priester und dem Ombudsmann Interesse an einer friedlichen Lösung signalisierte, setzte Polizeichef Murazzo die Aktion aus und traf sich erneut mit dem hitzköpfigen Exmajor.
Die Etnocaceristas fordern den Rücktritt von Präsident Alejandro Toledo, dem sie Korruption und Abhängigkeit vom Auslandskapital vorwerfen. In der Achtziger- und Neunzigerjahren kämpften viele der Aufständischen als Soldaten gegen die maoistische Guerillabewegung „Leuchtender Pfad“. Antauro Humala soll 1986 und 1987 an Massakern gegen die Zivilbevölkerung beteiligt gewesen sein.
GERHARD DILGER