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Archiv-Artikel

Rohrpost für Hafencity

CDU greift unterirdische Idee der Zukunftskonferenz Wilhelmsburg auf. Forschungsprojekt der Uni Bochum

Die CDU spielt mit dem Gedanken, für die Hafencity eine Güterrohrpost zu bauen. Rüdiger Kruse, Fachsprecher für Nachhaltige Entwicklung der Bürgerschaftsfraktion, hat für kommenden Mittwoch den Bochumer Professor Dietrich Stein ins Rathaus eingeladen, um über eine solche Möglichkeit zu referieren.

Steins Projektgruppe an der Ruhr-Universität forscht seit 1998 an einem System namens Cargo-Cap. Dabei werden mit zwei Euro-Paletten beladene Transportkapseln durch ein unterirdisches Rohrleitungssystem ins Haus der Empfänger geschickt. Ein ähnliches System fand sich als Vision bereits 2002 im Weißbuch der Zukunftskonferenz Wilhelmsburg.

Die Güter-Rohrpost könnte eine Antwort sein auf den Lärm, die Staus und den wirtschaftlichen Schaden, den der dichte Verkehr in den Ballungsräumen verursacht. Statt eine weitere Maut einzuführen oder das Übel mit Telematik zu verwalten, erweitere die Güter-Rohrpost das Verkehrssystem, ohne die Städte zu belasten. Tunnel von den Ausmaßen großer Abwasser-Sammler würden dafür ausreichen. Sie könnten gebohrt werden, ohne dass oberirdisch viel davon zu merken wäre.

Rund um die Uhr würden die Kapseln computergesteuert dicht hintereinander weg durch die Röhren flitzen. Eine neue Art, Weichen zu nutzen, soll es ihnen ermöglichen, bei 36 Stundenkilometern aus dem Verband auszuscheren, um ihr spezielles Ziel zu erreichen.

Ein Prestige-Vorhaben wie die Hafencity könnte von solch einem zukunftsweisenden Transportsystem nur profitieren, findet Kruse. „Ein so herausragendes Stadtentwicklungsprojekt darf nicht nur am heutigen Bedarf orientiert sein“, findet der Fachsprecher, „es muss sich auch an dem Kriterium der Zukunftsfähigkeit und damit der Nachhaltigkeit der Planung messen lassen“. Hamburg müsse sich mit innovativen und umweltschonenden Systemen als Vorbild und „Kompetenzstandort“ präsentieren. Cargo-Cap könne er sich sowohl flächig in der ganzen Hafencity vorstellen, als auch als speziell für den künftigen Kreuzfahrtterminal. Gernot Knödler