Streit um DNA-Tests

Justizministerin Zypries gerät wegen des geplanten Verbots von heimlichen Vaterschaftstests unter Beschuss

BERLIN taz ■ Brigitte Zypries ersann einen Plan mit vielen Gegnern. Kein Mann soll heimlich sein Vatersein prüfen dürfen, befand die SPD-Bundesjustizministerin. Dagegen protestieren nicht nur Väterinitiativen – jetzt regt sich Widerstand auch in Kreisen der Politik.

Zypries will mit dem neuen Gesetz die Intimsphäre der Frau schützen – und das Geschäft mit der Angst vorm Kuckuckskind eindämmen. Setzt sie sich durch, wäre die Zeit diskreter Labortests per Zahnbürste oder Babywindel vorbei. Jeder Mann bräuchte dann die Einwilligung der Mutter, bevor er Kinderzellen zur DNA-Analyse schickt. Testet er heimlich, drohte ihm eine Geldbuße oder bis zu ein Jahr Haft. Noch in diesem Jahr will Zypries einen Gesetzesentwurf vorlegen.

Ob der überhaupt im Bundestag eine Mehrheit fände, ist nun fraglich. Zwar stellt sich Bundeskanzler Gerhard Schröder schützend vor seine Justizministerin. Doch beim Koalitionspartner ist das Projekt umstritten.

Zwar befürwortet die grüne Gesundheitsexpertin Biggi Bender das Verbot heimlicher Tests. Es dürfe „keinen Bonus für männliche Feigheit geben“, sagte sie am Mittwoch. Führende Parteikollegen aber sehen das anders. Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte, sie werde der von Zypries vorgesehenen Regelung nicht zustimmen. Männer müssten genauso sicher wie Frauen wissen dürfen, ob sie das leibliche Kind großziehen. Wird der Geheimtest verboten, bliebe zweifelnden Vätern nur der Gang vors Gericht. Das aber, so Göring-Eckardt, schädige Familien viel mehr als eine diskrete Laborprobe. Ist der Verdacht unbegründet, sei die Beziehung ohne Not beschädigt.

Auch Volker Beck, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, hält die geplante Regelung für „verfehlt“ und „noch nicht überzeugend“. Vor allem kritisiert er die Strafen, die zweifelnden Alimentezahlern drohen.

Zypries darf dennoch auf Unterstützung hoffen – aus dem gegnerischen Lager. Sibylle Laurischk etwa, Familienrechtsexpertin der FDP-Fraktion, hält das Verbot geheimer Tests grundsätzlich für richtig. Sie plädiert aber für eine Modifikation: Frauen und Kinder müssten informiert werden, wenn der Mann sein Vatersein anzweifelt. „Das kann ja auch ein Tabu aufbrechen.“ Das bedeute aber nicht, dass die Kindsmutter den Test auch befürworten muss. „Bei einer Info-Pflicht muss der Mann abwägen: Sind meine Zweifel so fundamental, dass ich damit mein Familienglück gefährde?“ COSIMA SCHMITT