„Erwin“ wirbelt Norden auf

Nach dem stürmischen Morgen erschien am Samstagnachmittag gerade die Sonne: EinkäuferInnen hasten über die Mönckebergstraße, als das erste Geklimper auf Gefahr hindeutet. Doch niemand interessiert es im Shopping-Rausch, obwohl bereits drei Stunden zuvor die Weihnachtstanne auf dem Rathausmarkt vom Wind gefällt worden war. Erst als eine Platte direkt neben zwei Frauen auf den Fussweg aufschlägt, wird die Gefahr realisiert. Aus 50 Meter Höhe fliegen Dachpfannen von der Petri-Kirche mitten auf die Einkaufsmeile. Feuerwehr und Polizei rücken an, doch können sie nicht viel ausrichten. Die nähere Umgebung der Kirche wird für den Rest des stürmischen Tages gesperrt.

Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometern brauste Orkantief „Erwin“ am Wochenende über den Norden und legte teilweise den Verkehr lahm. Großalarm für die Hamburger Feuerwehr: Am Airport musste das Dach einer Halle mit Sandsäcken gesichert werden, bei Ikea Moorfleet musste der Höhenrettungstrupp eine gelockerte Werbetafel sichern, die auf den Parkplatz zu wirbeln drohte. Die Hadag-Fähren stellten den Betrieb ein, die Bundesbahndirektion Hamburg ordnete an, dass der Zugverkehr in Schleswig-Holstein eingestellt wird oder Züge nur mit Tempo 40 auf Sichtkontakt fahren dürfen. Bei den Nordlichtern waren sämtliche Brücken über den Nord-Ostsee-Kanal gesperrt, im Brahmsee (Kreis Rendburg) werden zwei gekenterte Paddler vermisst. Gestern meldeten Hamburgs tief liegende Hafengebiete Land unter. KVA