Innovative Erstsemester-Auswahl
: Bremerhaven: Palmen und Meer?

Die Fachhochschule Bremerhaven hat als eine der ersten Hochschulen im Land Bremen begonnen, ihre Erstsemester selbst auszuwählen. Im Fachbereich „Cruise Industry Management“ werden seit letztem Herbst 25 Prozent der insgesamt 40 Studienplätze über Vorstellungsgespräche vergeben. Außerdem müssen alle Studienbewerber einen Sprachtest wie den TOEFL (Test of English as a Foreign Language) ablegen, da drei Viertel aller Vorlesungen auf Englisch gehalten werden.

Für jeden der zwölf Plätze, die der Fachbereich in Eigenregie vergibt, müssen je drei KandidatInnen 30 Minuten Rede und Antwort stehen. Die BewerberInnen müssen darlegen, mit welcher Motivation sie Cruise Industry Management studieren wollen, warum sie sich für geeignet halten und was sie später eigentlich genau werden wollen.

Dieser „hohe Aufwand“ lohne sich, resümiert Studiengangsleiter Michael Vogel – um die „besten“ BewerberInnen auszulesen. Außerdem wolle man die Abbrecherquote so gering wie möglich halten. „Schließlich kommen viele nur hierher, weil sie von Palmen und Meer träumen.“

Die Bremischen Hochschulen sollen sich nach dem Willen der Wissenschaftsdeputation der Bürgerschaft zukünftig bis zu 80 Prozent ihrer Erstsemester selbst aussuchen dürfen. Vogel hält es jedoch für „ausgeschlossen“, dass man auch im eigenen Fachbereich von dieser Möglichkeit Gebrauch mache. Wolle man das gegenwärtige Niveau halten, müssten für 32 Studienplätze fast 100 Gespräche geführt werden, rechnet Vogel vor: „Das allein nähme 50 Stunden in Anspruch.“ Das aber sei mit dem derzeitigen Personal nicht zu leisten – „unter Umständen aber auch gar nicht sinnvoll“, so Vogel. Denn wenn man anderswo mit weniger Aufwand einen Studienplatz ergattern könne – „wollen die Besten vielleicht gar nicht mehr zu uns kommen“. mnz