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Archiv-Artikel

Erfolgreich querfeldein

Hanka Kupfernagel radelt bei den deutschen Meisterschaften im Cross zum fünften Titelgewinn.Nun will sie zum dritten Mal Weltmeisterin werden – und dann gern mal Mountainbike ausprobieren

von Andreas Rüttenauer

Der Partner wartete mit ausgebreiteten Armen hinter der Ziellinie. „Noch mal!“, forderten die Fotografen, nachdem er die Siegerin des Rennens liebkost hatte. Hanka Kupfernagel war soeben zum fünften Mal deutsche Meisterin im Querfeldein-Radsport geworden und freute sich neben dem Sieg auch über die Küsse ihres neuen Lebensgefährten. Der heißt Mike Kluge, war vor langer Zeit selbst drei Mal Radcross-Weltmeister und ist immer noch populärer als seine Freundin, die immerhin auch schon zwei Mal Weltmeisterin war. Das Paar umschlang sich bereitwillig, bis alle Fotografen zufrieden waren.

Die deutschen Meisterschaften, die am Wochenende in Kleinmachnow stattgefunden haben, waren das letzte nationale Schaulaufen vor der WM, die Ende Januar im saarländischen St. Wendel stattfinden wird. Hanka Kupfernagel, seit 1995 in Werder zu Hause, galt vor dem Rennen als klare Favoritin. In den letzten Jahren hat sie den Meistertitel nur dann nicht gewonnen, wenn sie durch Verletzungen oder einen Sturz aus der Bahn geworfen worden war.

Kupfernagel ist eine zuverlässige Medaillensammlerin in der Wintersaison. Auch auf der Straße ist sie eine der besten Fahrerinnen, die je in Deutschland in die Pedale getreten ist. Doch Verletzungen und Erkrankungen warfen sie immer wieder zurück. Nach der Silbermedaille im Zeitfahren bei den Olympischen Spielen in Sydney hatte sie sich auch für Athen jede Menge vorgenommen. Vielleicht zu viel. Sie wollte sowohl auf der Straße als auch auf der Bahn antreten. Doch eine hartnäckige Viruserkrankung verhinderte ihre Teilnahme.

Wieder einmal war Kupfernagel an ihrem Körper gescheitert. Und wieder einmal versuchte sie neues Selbstvertrauen auf den Radcross-Strecken zu finden. Zusammen mit Mike Kluge bereitete sie sich auf die Saison vor. In St. Wendel will Kupfernagel zum dritten Mal Weltmeisterin werden. Wenn sie so fährt wie am Samstag in Kleinmachnow, dann dürfte sie durchaus Chancen haben.

Hochkonzentriert ging sie zu Werke. Auch weil mit Sabine Spitz ein neues Gesicht in der Querfeldeinszene aufgetaucht ist, das Kupfernagel nicht nur sportliche Erfolge, sondern auch ein Gutteil ihrer Popularität streitig machen könnte. Spitz hat in Athen Bronze im Mountainbikerennen gewonnen und war 2003 die erste deutsche Weltmeisterin im Cross-Country mit dem Mountainbike. Mit einen fünften Platz beim Querfeldein-Weltcup im belgischen Hofstade hat Spitz bewiesen, dass sie den Umstieg auf diese Disziplin gemeistert hat.

Es hieß also aufpassen für Kupfernagel. Doch schon wenige Meter nach dem Start war klar, dass Sabine Spitz keine Chance haben würde. Der Kurs in den Kiebitzbergen war hart und trocken, sodass Hanka Kupfernagel ihre Straßenfahrerqualitäten voll ausspielen konnten. Mit hohen Übersetzungen ritt sie über den Kurs. Spitz hingegen wählte – ganz Moutainbikerin – höhere Trittfrequenzen und kam einfach nicht mit. An den Stellen, wo die Athletinnen das Rad tragen mussten – etwa an einem steilen, sandigen Anstieg – tat sich die fachfremde Spitz sichtlich schwer. Als sie nach der Hälfte des Rennens auch noch stürzte, war klar, dass Hanka Kupfernagels nationale Spitzenstellung an diesem Tag nicht in Gefahr war. Spitz wurde trotz ihres Sturzes, bei dem sie sich eine Risswunde am Jochbein zugezogen hatte, noch Zweite.

Ende Januar starten beide nun gemeinsam bei der WM. Vielleicht werden sie sich auch im Sommer des Öfteren treffen. Denn Mike Kluge, der ehemalige Crosser, der nach seiner Querfeldein- und Straßenkarriere auch Erfolge mit dem Mountainbike feiern konnte, betreut ein MTB-Team, für dessen Farben seine Freundin im Kleinmachnow an den Start gegangen ist. „Ich hätte schon noch einmal Lust auf etwas Neues“, meinte Kupfernagel, auf mögliche Mountainbikeambitionen angesprochen.

Allerdings hat sie noch einen Vertrag für die anstehende Straßensaison beim belgischen Team Vlaanderen. Den müsse sie erfüllen. „Schade eigentlich“, meinte Kluge daraufhin.