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Archiv-Artikel

WM hinter Mauern

Das Rheinenergie-Stadion soll während der Fußball-WM 2006 durch einen „Sicherheiszaun“ abgesperrt werden

KÖLN taz ■ In Lindenthal regt sich Protest gegen den Sicherheitszaun, der 2006 bei der Fußball-Weltmeisterschaft rund um das Rheinenergie-Stadion gezogen werden soll. „Für die ortsansässige Bevölkerung, die dort arbeitenden Menschen und die Besucher der Freizeiteinrichtungen bedeutet das einen wochenlangen Eingriff in ihre Freiheitsrechte“, empört sich Roland Schüler von der Bezirksfraktion der Grünen in Lindenthal.

Geplant ist, 2006 das gesamte Stadiongelände während der WM mit einem 2,5 Meter hohen und etwa 2,5 Kilometer langen Sicherheitszaun zu umgeben. Das abgesperrte Gebiet soll im Norden bis zur Aachener Straße, im Osten bis ans Freibad, im Süden bis zur Junkersdorfer Straße und im Westen bis zum Carl-Diem-Weg reichen. Wer in diesen „äußeren Sicherheitsring“ will, bräuchte dann ein Ticket oder eine Sondergenehmigung.

„Wer erdreistet sich, sowas festzulegen?“, will Schüler wissen. Solche „massiven Einschränkungen“ dürften nicht „am grünen Tisch“ getroffen werden. Und schon gar nicht ohne Beteiligung der Politik und letztlich der Bürger. Denn die Absperrung betreffe alle Bürger, die die Breitensportanlagen rund um das Stadion nutzen. Und während der WM würde Bürgern, die keine Eintrittskarte mehr ergattern konnten, jede Möglichkeit genommen, sich die Weltmeisterschaft vor ihrer Haustür wenigstens etwas näher anzuschauen. Offenbar trete jetzt das ein, was die Grünen anlässlich des Kaufhof-Jubiläums im August 2004 befürchtet hatten: Dass die damaligen Verbote und Kontrollen rund um das Stadion nur ein Vorgeschmack auf die kommende WM waren.

Horst Meyer, der WM-Beauftragte der Stadt, verteidigte gegenüber der taz den Sicherheitszaun. Solche Sicherheitsvorkehrungen seien notwendig und im Übrigen Sache der Veranstalter, also des Weltfußballverbandes Fifa und des Organisationskommitees der WM. „Wir sind in dieser Zeit nicht Herr des Geländes“, so Meyer. Die Stadt stehe aber schon in Kontakt mit den betroffenen Sportstätten. An andere Vereine und Institutionen in Lindenthal wolle man im Februar herantreten. „Es geht nicht darum Leute auszugrenzen“, sagte Meyer. Für die, die das Gelände für ihre Hobbys regelmäßig nutzen, würde ein Lösung gefunden werden, verspricht er. Anders sei es aber bei Fußgängern, Joggern und anderen Passanten. „Die werden den Sportpark nicht nutzen können.“ Dirk Eckert