: „Wie Cheerleader“
Der Anwalt des angeklagten US-Soldaten Graner findet an den auf den Fotos gezeigten Praktiken nichts Schlimmes
FORD HOOD afp ■ Im Prozess gegen den US-Stabsgefreiten Charles Graner hat einer der Verteidiger die Misshandlungen irakischer Gefangener durch US-Soldaten im Gefängnis von Abu Ghraib zu verharmlosen versucht. Es sei nichts dabei, Gefangene auszuziehen, menschliche Pyramiden bilden zu lassen und wie Hunde an der Leine zu halten, argumentierte der Anwalt Guy Womack am Montag vor dem Militärgericht in Fort Hood im Bundesstaat Texas. „Überall in den USA bilden die Cheerleader Pyramiden“, sagte der Jurist unter Bezug auf die Tänzerinnen, die bei Sportveranstaltungen die Stimmung anheizen.
Der 36-jährige Graner ist wegen Verschwörung zur Misshandlung Gefangener, mangelnden Schutzes von Häftlingen gegen Misshandlungen, Grausamkeit, Aggression, unsittlicher Akte und Behinderung der Justiz angeklagt. Ihm drohen bei einem Schuldspruch mehr als 17 Jahre Haft. Der Angeklagte plädierte auf „nicht schuldig“ und argumentierte, er habe lediglich die Anweisungen seiner Vorgesetzten befolgt, die Gefangenen zum Verhör vorzubereiten. Der wegen des Skandals zu acht Jahren Haft verurteilte Soldat Ivan Frederick sagte jedoch in dem Prozess aus, es habe keine derartigen Anordnungen gegeben. Es habe „uns niemand Befehl gegeben, so zu handeln“, sagte er.
Die Aufstellung menschlicher Pyramiden sei „keine Folter“, sondern ein Mittel, die Gefangenen „technisch“ unter Kontrolle zu bringen, sagte Anwalt Womack. Er stellte es zudem als normal dar, Gefangene an der Leine zu halten. Immerhin seien auch in den Einkaufszentren und Flughäfen der USA häufig Kinder zu sehen, die von ihren Eltern an der Leine gehalten würden. Der Ankläger Michael Holley hatte zuvor daran erinnert, dass Graner im Verdacht steht, einen Gefangenen totgeschlagen zu haben, den er zuvor gezwungen habe, oralen Sex zu simulieren.
Der als Zeuge geladene Soldat Matthew Wisdom sagte aus, was er in Abu Ghraib gesehen habe, habe ihn „krank gemacht“. So habe er mit ansehen müssen, wie Gefangene dazu gezwungen wurden zu masturbieren, während andere mit geöffnetem Mund vor ihnen knien mussten.
Der im Zusammenhang mit dem Folterskandal bereits zu einem Jahr Haft verurteilte Soldat Jeremy Sivits bezeugte, Graner habe einen um Gnade flehenden irakischen Gefangenen bis zur Bewusstlosigkeit geprügelt.