: Ein peripheres Stichwort
Friedens-Demo mit Eugen Drewermann
taz: Herr Fischer, die Bremer Friedensbewegung ruft heute zur Demo während des Kirchentags auf – außerhalb des offiziellen Programms...
Joachim Fischer, Bremer Künstler und Friedensaktivist: Das war eine bewusste Entscheidung. Sonst hätte uns nur das Kirchentagspräsidium reingequatscht.
Gehörten Kirchentag und Friedensbewegung nicht immer zusammen?
Natürlich, während der Hoch-Zeit der Friedensbewegung in den 80er Jahren sah das ja auch ganz anders aus. Das Stichwort Frieden taucht bei diesem Kirchentag aber nur peripher auf.
Ein Versehen?
Ich unterstelle da Absicht. Der Eröffnungsabend mit Auftritt des Sympathieträgers Bundeswehr-Big Band hat das noch unterstrichen. Und zeigt, wie eng die Verknüpfung von Kirchentag und Bundeswehr ist. Unser Redner, der Theologe Eugen Drewermann, kommt im offiziellen Programm ja auch nicht vor.
Das klingt nach einem Bruch. Seit wann ist die Harmonie gestört?
Ich persönlich habe das letzte Mal 1999 in Hannover offiziell teilgenommen. Da hat der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping gesprochen. Das war zur Zeit des Kosovokrieges und der Hufeisenplan-Lüge. Ich dachte, Scharping wird dort so richtig ausgebuht – aber die Leute haben größtenteils geklatscht.
...und Sie waren schockiert?
Das war für mich das Ende meiner offiziellen Teilnahme. Hier in Bremen gibt es Standing Ovation für Angela Merkel und Helmut Schmidt – ich kann das nicht nachvollziehen. Nach christlichem Verständnis sind wir doch alle Brüder und Schwestern und stehen auf einer Stufe. Da sollte man keine Polit-Promis auf‘s Podest stellen.
Solchen Glamour kann die Friedensbewegung derzeit nicht bieten?
Die Friedensbewegung ist zwar kleiner geworden – hat aber gerade seit den Auslandseinsätzen der Bundeswehr wieder mehr Berechtigung.
INTERVIEW: TERESA HAVLICEK
Demo, 11 Uhr ab Ziegenmarkt, Kundgebung 12 Uhr, Hillmannplatz