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Archiv-Artikel

Entwarnung bleibt aus

Die Seuche lebt: Zahl der BSE-Fälle in Niedersachsen hat sich verdoppelt. Anlass zur Panik besteht nicht

Von bes

Lang, lang, lang ist’s her, dass das letzte schöne T-Bone in der Pfanne schmorte, und lang, lang, lang wird es dauern, bis dieses Urbild eines Steaks wieder als legale Speise gehandelt wird: Denn kundige Fleischerhand schneidet das Prachtstück als pfundschwere, aber dünne Scheibe aus dem Roastbeaf, und der Knochen mit der markanten T-Form enthält Rückenmark. „BSE-Risikomaterial“ heißt das. Mit dem darf nicht gehandelt werden. Noch immer nicht?

Noch immer nicht, und das aus gutem Grund, wie die offizielle Liste der aktenkundigen Fälle boviner spongioformer encephalitis (BSE) in Deutschland zeigt. Auf den 23. Dezember ist deren letzter Eintrag datiert. Er trägt die Nummer 65. Acht Jahre alt war das Tier bei Eintritt des Todes, und es stammte aus Schleswig-Holstein – das ohne diesen Eintrag BSE-frei geblieben wäre.

Anders jedoch Niedersachsen: Von dort stammt nicht nur der erste Fall des Jahres 2004 – ebenfalls ein achtjähriges Rind, verendet am 6. Januar – dort hat sich auch die Gesamtquote verdoppelt: 14 BSE-Fälle – mehr gab es nur in Bayern. „Bei 280.000 untersuchten Tieren halten wir das allerdings mehr für ein statistisches Wackeln“, warnt der Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums Gert Hahne davor, den Anstieg zu dramatisieren. „Trotzdem zeigt es uns, dass wir bei BSE weiter dran bleiben müssen.“

Dennoch lässt die Liste auf ein Ende der Seuche hoffen: Keines der 65 toten Tiere, an denen die Krankheit diagnostiziert wurde, ist jünger als vier Jahre. Getestet wird aber, so Hahne, „jedes gestorbene Tier, das über zwei Jahre alt war“ – gleichviel ob geschlachtet oder auf der Weide vom Blitz getroffen. Während die statistische Schwankung sich der Erklärung entzieht, gibt es für das Alter der erkrankten Tiere zumindest zwei denkbare Ursachen. Die pessimistische Deutung: BSE hat eine Inkubationszeit von mindestens zwei, aber bis zu fünf Jahren. Die optimistische Deutung: Vor vier Jahren trat das Verfütterungs-Verbot für Tiermehl in Kraft. Und das BSE-Risikomaterial wurde aus der Auslage des Metzgers verbannt. bes