: Tanz um den goldenen Leuchtturm
Die Elbphilharmonie wird deutlich teurer als zunächst angenommen. Co-Investoren und Sponsoren dringend gesucht. Machbarkeitsstudie „auf gutem Wege“. Senat entscheidet im Juni. Hohe Eintrittspreise für erstklassige Veranstaltungen
Von Gernot Knödler
Hamburg wird sich den Wunsch, ein neues Wahrzeichen zu errichten und unter die ersten Kulturmetropolen der Welt aufzusteigen, mehr kosten lassen müssen als bisher angenommen. Die Elbphilharmonie werde „deutlich mehr“ kosten als die 77 Millionen Euro, die ihr Erfinder Alexander Gérard einmal genannt habe, sagte Hartmut Wegener, der Chef der städtischen Realisierungsgesellschaft (Rege), die mit dem Projekt betraut ist.
Summen von 200 bis 250 Millionen Euro, wie sie vom NDR genannt wurden, seien jedoch falsch, hieß es bei der Kulturbehörde. Auch Wegner zeigte sich verblüfft: „Man kann im Moment seriöserweise keine Zahl nennen.“ Untermauerte Schätzungen sollten im Juni mit einer Machbarkeitsstudie vorgelegt werden, auf deren Grundlage der Senat für oder gegen das Projekt Elbphilharmonie entscheidet. Mit den Architekten Herzog&de Meuron seien jedoch noch keine Verträge unterzeichnet worden.
Rege und Kulturbehörde arbeiteten „mit Hochdruck“ an der Studie, so Wegener. Die Arbeit sei so weit gediehen, dass die Kulturbehörde sicher sei, das Konzept im Juni vorlegen zu können, sagte Björn Marzahn von der Kulturbehörde. „Die Machbarkeitsstudie ist auf so gutem Wege, dass wir alle vier bis sechs Wochen Daten daraus bekannt geben wollen“, ergänzte er.
Gegenstand der Studie sind die Architektur, die Finanzierung und das inhaltliche Konzept für die Elbphilharmonie. Vor einem Jahr hatte der Senat die Kosten für ein Konzerthaus auf dem Kaispeicher A mit 91 Millionen Euro veranschlagt. Mit 38 Millionen Euro bewertete er dabei das Grundstück, das er dem Architekten Gérard und dem Investor Dieter Becken geschenkt hätte, die die Philharmonie zunächst in privater Regie hatten bauen wollen.
Beide haben das Projekt Anfang November aufgegeben, weil es sich auch mit dem Bau von Luxuswohnungen und eines Hotels unter dem Dach des Konzerthauses nicht rechnete. Becken und Gérard waren davon ausgegangen, dass diese Mantelnutzung 25 Millionen Euro einbringen könnte. Jetzt sucht der Senat einen Co-Investor für die Wohnungen und das Hotel. Noch im Januar will er einen Investoren-Wettbewerb ausloben.
Darüber hinaus forscht der Senat nach Sponsoren, die sich mit dem Bau schmücken wollen. Nach Auskunft der Kulturbehörde gibt es bereits Interessenten. Die Furcht, Hamburgs Potenzial an Sponsoren sei wegen anderer Projekte wie dem Jungfernstieg oder den Auswanderer-Hallen ausgeschöpft, hält Wegener für unbegründet: Die Philharmonie werde das Wahrzeichen für die nächsten Jahrzehnte. „Das wird uns in das Konzert der großen Metropolen bringen.“
Ein Konzert, das auch hohe laufende Kosten mit sich bringen wird, wie beim Kulturforum am Dienstagabend im Schauspielhaus deutlich wurde. Der Senat werde einen saftigen Zuschuss einplanen und sich bei den Kartenpreisen an den Musicals orientieren müssen. Marzahn wollte das allenfalls „im Zusammenhang mit hochklassigsten Konzerten“ gelten lassen. Es könne nicht die Rede davon sein, dass die Karten generell erheblich teurer würden. Zudem sollen billige Plätze hinter dem Orchester angeboten werden.
Zwar ist auch die Opposition Feuer und Flamme für die Philharmonie, so sie denn bezahlbar sein sollte. Die SPD-Abgeordnete Anke Kuhbier befürchtet jedoch, „dass das eine halbherzige Geschichte wird“ und der Senat das Konzerthaus auf halbem Wege verhungern lassen werde, sobald ihm das Geld ausgehe.