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Vor 26 Jahren: stop ko-opSPD fürchtet ein neues 1978

„Das war ein kleiner Schock“, sagt ein SPD-Politiker über „Stop Ko-op“, das Volksbegehren gegen die kooperative Gesamtschule

Es war eine der schwersten Niederlagen der NRW-SPD. „Das war ein kleiner Schock, der nicht vergessen ist“, erinnert sich SPD-Politiker Hans Frey. Am 1. März 1978 votierten 3,6 Millionen NRW-Bürger in einem Volksbegehren gegen die „Kooperative Gesamtschule“. Eine Pleite für Rot-Gelb in Düsseldorf.

Der damalige Wissenschaftsminister Johannes Rau (SPD) stand wie Parteifreund und Regierungschef Heinz Kühn hinter der Reform: „Das Gymnasium kann als reine Organisationsform nicht erhalten bleiben.“ Statt des dreigliedrigen Schulsystems wollte die SPD-FDP-Regierung in Düsseldorf Hauptschule, Realschule und Gymnasium unter dem Schlagwort „Kooperative Gesamtschule“ (Ko-op) zusammenfassen – für mehr „Chancengleichheit“, so das sozialreformerische Ziel der 1970er. Die Klassen 5 und 6 sollten in einem ersten Schritt nach dem „Ko-op“-Modell unterrichtet werden. Mittelfristiges Ziel der Reformer: eine Schule für alle, die integrierte Gesamtschule.

Kühn und Rau unterschätzten den Widerstand gegen die Groß-Reform. Eltern und Lehrer sammelten Unterschriften gegen das „sozialistische“ Experiment. Kirche und Opposition unterstützten den Protest unter dem Motto „Stop Ko-op!“. Als das Ergebnis des Volksbegehrens feststand, kippte die SPD ihre Reform – um des lieben „Schulfriedens“ willen. Die Niederlage hatte Folgen. Wenige Monate später musste Ministerpräsident Kühn gehen. Nachfolger Rau hielt dennoch am Projekt Gesamtschule fest – mit einer Politik der kleinen Schritte. Nach der Landtagswahl 1980 wurde die Gesamtschule gesetzliche Regelschule in NRW – gleichberechtigt neben Haupt-, Realschule und Gymnasium. 1978 war der SPD eine Lehre. Seitdem hält sie große Bildungsreformen aus Wahlkämpfen heraus – mit Erfolg. TEI

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