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Archiv-Artikel

Flughafen Münster wartet auf Passagiere

Der Flughafen Münster/Osnabrück legte gestern eine miese Jahresbilanz vor. Das könnte den Ausbau der Start- und Landebahn verhindern. Die Industrie hofft dennoch auf Landesgeld – nach der Landtagswahl

MÜNSTER/OSNABRÜCK taz ■ Schlechte Zahlen könnten den Ausbau des Flughafens Münster/Osnabrück doch noch verhindern: Die Passagierzahlen seien 2004 um rund 1,7 Prozent auf unter 1,5 Millionen gesunken, sagte FMO-Geschäftsführer Gerd Stöwer gestern in Greven. Deutliche Rückgänge von 8,2 Prozent habe es im Linienverkehr gegeben, während bei den Touristikflügen um 1,3 Prozent zugelegt worden sei. Die Passagierzahlen stagnieren damit bereits seit drei Jahren. Dabei hatte die Gesellschaft höhere Passagierzahlen prognostiziert und damit die Verlängerung der Start- und Landebahn begründet.

Jetzt spielt der regionale Airport auf Zeit: „Das Wachstum in der Branche erreicht uns erst mit ein bis zwei Jahren Verspätung“, sagte Stöwer. Zunächst profitierten die großen Flughäfen. „Aber schon in diesem Jahr werden die Passagierzahlen um mindestens fünf Prozent wachsen“, sagte Stöwer. Der Flughafen gehört zu einem Drittel der Stadt Münster, die umliegenden Kreise und Kommunen teilen sich den Rest.

AnwohnerInnen des Flugplatzes kämpfen seit Jahren gegen den Ausbau. Mit den dann startenden großen Maschinen und kürzeren Flugverboten fürchten sie eine noch höhere Lärmbelastung und Verpestung ihrer Luft. Mit ihnen wenden sich die Grünen gegen das Projekt. „Sollen die Städte bei leeren Kassen den Ausbau finanzieren, nur damit Wirtschaftsmanager eine Stunde schneller in China sind?“, fragt der Münsteraner Landtagsabgeordnete Rüdiger Sagel (Grüne). Selbst wenn sich die Wirtschaft enorm beteiligen würde, müsste die Stadt als Anteilseignerin rund 30 Millionen Euro investieren. „Weihnachten ist vorbei.“

Noch Ende Dezember hatte das Verkehrsministerium nach einem jahrelangen Verfahren den Planfeststellungsbeschluss gefasst. Nach Ansicht der Flughafengesellschaft könnten im Jahr 2009 die ersten Flugzeuge von der Landebahn abheben, bis dahin werden 120 Millionen Euro verbaut sein. Erst dann könnten Interkontinental-Flüge starten. Allerdings gibt es in Nordrhein-Westfalen neben den Großflughäfen in Düsseldorf und Köln/Bonn neue Konkurrenz eines kleinen Airports: Auch vom Dortmunder Flughafen starten die großen Maschinen.

Am Mittwoch noch hatte sich Bauminister Michael Vesper (Grüne) eindeutig gegen einen Ausbau der Start- und Landebahn ausgesprochen. „Sie ist verkehrspolitisch absolut unnötig“, sagte Vesper. Deshalb gebe es auch kein Geld vom Land. Das überrascht allerdings nicht: Die rot-grüne Regierung hat in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, den Ausbau der regionalen Flughäfen nicht finanziell zu fördern – auch wenn sie im Luftverkehrskonzept NRW ermöglicht werden.

Vesper glaubt nicht an den Ausbau. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Eigentümergemeinschaft das Geld aufbringen wolle. „Die Fahrgastzahlen stagnieren“, so der Minister.

Die Unternehmerinitiative, die seit Jahren den Ausbau des Airport fordert, will dieses Argument nicht gelten lassen. „Der Ausbau des Flughafens darf durch kurzfristige Nachfrageschwankungen nicht in Frage gestellt werden“, sagt Joachim Brendel von der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen. Der Flughafen sei ein unschätzbarer Trumpf für die Region. Ohne die Landesmittel würde es schwer, die lange Landebahn zu finanzieren. Deshalb setzt die Initiative alle Hoffnungen auf die Landtagswahl. Entweder, so ihr Kalkül, brechen die Grünen danach ein, oder die CDU gewinnt. „Die Christdemokraten stehen unumstritten dahinter“, so Brendel.

ANNIKA JOERES