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Archiv-Artikel

Volkswagen gibt‘s nur bei Viereck

Als SPD-Landtagsabgeordneter ein Hinterbänkler, aber für VW angeblich eine Verkaufskanone

Von KSc

Da wird Sigmar Gabriel richtig wütend: „Dazu sage ich nichts“, donnert der SPD-Fraktionschef im niedersächsischen Landtag bei Fragen nach Autos, die er in den letzten Jahren bei einem gewissen Ingolf Viereck gekauft haben soll. Während Landtagspräsident Jürgen Gansäuer (CDU) am Vortag weitere Informationen zu Vierecks Nebentätigkeit bei VW gefordert hatte, gaben die Medien den SPD-Mann zum Abschuss frei: Die Braunschweiger Zeitung listete auf, dass der 43-Jährige mal gesagt hatte, er würde „VW in regionalpolitischen Fragen beraten“, dann, er „berate den Konzern auf Managerebene, wie sich VW bei der lokalen Sportförderung positioniert“. Dagegen offenbarte die Wolfsburger Allgemeine Zeitung (WAZ), dass der Wolfsburger trotz zehn Jahren im Landesparlament Hinterbänkler geblieben, aber für VW eine Verkaufskanone gewesen sein soll.

Während seiner Abgeordnetentätigkeit soll Viereck nämlich so genannte „VIP-Kunden“ mit Vorzugskonditionen für Volkswagen geworben haben. Dabei hat er laut WAZ eine dreistellige Zahl von Fahrzeugen vermittelt. Sein Umsatz liege bei mehreren Millionen Euro. So sei Gabriel von Viereck überredet worden, von BMW auf Audi umzusteigen. Der ehemalige Wissenschaftsminister Thomas Oppermann (SPD) wechselte auf Drängen des Parteikollegen von Opel zum Golf Variant. Auch Ex-Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) oder der Grünen Meta Janssen-Kucz vermittelte er ein Fahrzeug. Janssen-Kucz: „Ich kam 1998 in den Landtag. Und es wurde ganz schnell bekannt: Wer einen VW will, kauft den über Viereck“. Peter Kopischke, heute Landrat in Goslar, stieg wegen Viereck in seiner Zeit als Abgeordneter von Saab auf VW um: „Viereck hat mich davon überzeugt, dass ein Passat doch das bessere Familienauto für mich sei.“

Jahrelang soll Viereck monatlich etwa 3.000 Euro von VW kassiert haben. Wenn der Landtagspräsident zum Schluss kommt, der Abgeordnete habe dafür keine adäquate Leistung erbracht, droht ihm die Rückzahlung von etwa 400.000 Euro.

Anders als Viereck hat der SPD-Bundestagsabgeordnete Jann-Peter Janssen gestern Konsequenzen gezogen. Der Chef des Tourismus-Ausschusses legte sein Mandat nieder. Noch am Donnerstag hatte der Ex-Betriebsrat von VW in Emden bestritten, nach seinem Eintritt in den Bundestag 1994 weiter Gehalt von Volkswagen bekommen zu haben. VW behauptete hingegen, er habe bis Ende 2004 auf der Payroll gestanden. KSc