: Nichtrauchen macht Schule
Bildungssenatorin Dinges-Dierig verteidigt geplantes Rauchverbot an Hamburger Schulen gegen die Kritik verschiedener Verbände. Gnadenfrist für qualmende Lehrer
Glimmstengel ade! Trotz massiver Vorbehalte der Eltern-, Lehrer- und Schülerkammer hält Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig an ihrem Plan fest, ab dem kommenden Schuljahr ein absolutes Rauchverbot an allen 421 staatlichen Schulen einzuführen, das für die Pennäler aber auch ihre Lehrer gilt. Da trotz aller Aufklärungskampagnen gegen die Nikotinsucht die Zahl rauchender Schüler ständig zunehme und das Einstiegsalter kontinuierlich absinke, könne es, so die Senatorin, „keinen Zwitter-Weg“ mehr geben.
Vom Widerstand der Verbände sei sie zwar „ganz schön überrascht“ gewesen, räumte Dinges-Dierig am Wochendende in einem dpa-Gespräch ein. Sie zeigte sich aber auch davon unbeirrt: „Wir müssen den Kindern Grenzen setzen.“ Die entsprechende Gesetzesänderung soll im April in die Bürgerschaft eingebracht werden und die Schulleitungen verpflichten, das Rauchverbot ab kommenden August konsequent umzusetzen. Hamburg wäre damit nach Berlin das zweite Bundesland, in dem Schulen in rauchfreie Zonen umgewandelt werden sollen.
Lediglich für qualmende Pädagogen soll es eine Gnadenfrist geben: Die Raucherzimmer dürfen – einen entsprechenden Beschluss der Schulkonferenz vorausgesetzt – für ein Jahr bestehen bleiben. Die aber befürchten, dass nikotinsüchtige Kollegen vor das Schultor vertrieben werden könnten und dort als schlechtes Vorbild ihre Schüler eher zum Rauchen animieren könnten.
Die Vertretungen der Lehrer-, Eltern- und Schülerschaft hingegen halten den Plan für den falschen Weg zu einem richtigen Ziel. Verbote würden nicht nur unterlaufen, sondern würden einen besonderen Anreiz ausüben. Sie könnten niemanden bewegen, das Rauchen aufzugeben. Wenn qualmende Lehrer und Schüler zur Suchtbefriedigung das Schulgelände verlassen würden sei überhaupt nichts gewonnen. Marco Carini
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