: Deutscher von US-Behörden gekidnappt
Khaled al-Masri soll monatelang als Al-Qaida-Terrorist in Afghanistan festgehalten worden sein. Staatsanwalt ermittelt
BERLIN dpa/taz ■ Der Fall eines angeblich von den US-Behörden entführten Deutschen libanesischer Herkunft sorgt für Zündstoff in den deutsch-amerikanischen Beziehungen. Laut einem Bericht der New York Times sollen die US-Geheimdienste Khaled al-Masri, 41, mit dem Terrorverdächtigen Khalid al-Masri verwechselt haben. Dieser wird beschuldigt, die Hamburger Todespiloten um Mohammed Atta in ein Ausbildungslager der al-Qaida in Afghanistan vermittelt zu haben.
Der 41-jährige Khaled al-Masri wurde nach eigenen Angaben an Silvester 2003 an der serbisch-mazedonischen Grenze von mazedonischen Beamten aus einem Bus geholt und 23 Tage lang in einem Motel nahe Mazedoniens Hauptstadt Skopje festgehalten. Dort wurde er nach angeblichen Kontakten zu radikalen Islamisten befragt. Kurz nach seiner Freilassung wurde er von Maskierten in einem Lkw verschleppt. Er wurde geschlagen, nackt fotografiert, gefesselt und unter Drogen gesetzt. Al-Masri nimmt an, mit einem Sack über dem Kopf nach Afghanistan ausgeflogen worden zu sein, wo er unter widrigsten Umständen über vier Monate in einer Zelle saß und immer wieder von seiner Meinung nach US-Verhörspezialisten über seine Verbindungen zu al-Qaida verhört wurde. Im März 2004, so al-Masri, habe er einen Hungerstreik begonnen. Schließlich sei er im Mai an der mazedonisch-albanischen Grenze freigelassen worden und nach Neu-Ulm zu seiner Familie zurückgekehrt.
Die Münchner Staatsanwaltschaft hält die Schilderungen al-Masris für glaubwürdig und hat mittlerweile Details bestätigen können. Sie ermittelt nun wegen Verdachts auf Verschleppung gegen unbekannt.
Der innenpolitische Sprecher der SPD- Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, sagte dem Spiegel, der Vorgang werde „parlamentarisch mit hoher Aufmerksamkeit verfolgt“. Neben den Sicherheitsbehörden sind auch Kanzleramt und Auswärtiges Amt mit dem Fall befasst.