piwik no script img

Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

■ betr.: „Finanzkrise trifft auch die Kirche“ von Ulrike Herrmann,taz vom 20. 5. 09

Jammern auf höchstem Niveau

Sind die Kirchen nur Opfer Krise? Die Krisen sind hauptsächlich durch das sogenannte christliche Abendland verursacht, dessen Staaten fast ausnahmslos von bekennenden Kirchenchristen regiert wurden und werden. Die Politiker, die sich auf Kirchentagen die Klinke in die Hand geben und sich als Christen bekennen, sind meines Wissens dieselben, die gegen eine Regulierung der Finanzmärkte waren und die den Menschen bis heute einen gerechten Mindestlohn vorenthalten wollen. Diese „christlichen“ Politiker befürworten Waffenexporte und schicken Soldaten nach Afghanistan. Die Lobbyisten aus der Wirtschaft und die eigene Karriere scheinen ihnen allemal wichtiger zu sein als ein konsequenter Klimaschutz. Eine folgenreiche Kritik der Kirchen haben diese Politiker kaum zu erwarten, denn sie sorgen für die Aufrechterhaltung der Subventionierung der Kirchen durch den Staat (siehe unten).

„Denn viele Landeskirchen investieren auf dem Kapitalmarkt, um ihre Rendite zu steigern.“ „Die Kirche ist ein konventioneller Anleger“, sagt Begrich. „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Matthäus 6, 24). Die Kirchen müssen sich schon entscheiden, was sie wollen. Beides geht nicht: Entweder hohe finanzielle Rücklagen und Rendite auf Kosten anderer (denn Geld arbeitet nicht!) oder die Verwirklichung der Lehre Jesu. Aus meiner Sicht haben die Kirchen hier aber längst eine Entscheidung getroffen.

 „Der Vermögensaufbau in den Pensionskassen stockt.“ Jesus und seine Apostel haben für ihren Lebensunterhalt gearbeitet. Jesus wollte kein Berufspriestertum: „Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder. Und ihr sollt niemanden unter euch Vater nennen auf Erden: denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist“ (Matthäus 23, 8–9).

„… reißt tiefe Löcher in die Etats der Gemeinden.“ Hier wird ja wohl auch wieder maßlos übertrieben. Ein Verlust von 4,3 Millionen Euro ist angesichts eines Vermögens von 118 Millionen Euro kein tiefes Loch. Der Artikel verschweigt außerdem, dass die beiden deutschen Großkirchen trotz Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2008 ein Rekordergebnis bei den Kirchensteuereinnahmen mit deutlichen Steigerungen gegenüber 2007 erreicht haben (Quelle: www.theologe.de/2009-1.htm#Kirchensteuer). Nicht erwähnt wird auch die Finanzierung des Kirchentags durch die Stadt Bremen mit 7,5 Millionen Euro (Quelle: www.theologe.de/evangelischer-kirchentag.htm).

Der Artikel ist ein Jammern auf einem sehr hohen Niveau, denn die Kirchen leben in unserem Staat noch immer wie die Maden im Speck. Dafür sorgen die hohen staatlichen Subventionen und die hohen Zuschüsse im Sozialbereich. Die Summe aller staatlichen Subventionen an die Kirchen (evangelisch und katholisch) beläuft sich nach vorsichtigen Schätzungen auf gigantische 14 Milliarden Euro jährlich. Die Kirchen rechtfertigen diese Subventionen oft mit ihren Sozialeinrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Altenheimen und Krankenhäusern. Diese werden jedoch mit zusätzlichen 10 Milliarden Euro zu über 90 Prozent vom Staat finanziert. Die Ausgaben der Kirchen für öffentlich-soziale Zwecke machen keine 10 Prozent der Kirchensteuereinnahmen aus, die im Jahr 2008 etwa 9,8 Milliarden Euro für beide Kirchen zusammentrugen. Wer rechnen kann, wird feststellen, dass die Kirchen für den Staat ein Verlustgeschäft sind.Was machen die Kirchen mit dem vielen Geld? Jeder Hartz-IV-Empfänger muss seine Finanzen offenlegen, die Kirchen müssen das trotz staatlicher Subventionierung nicht (Quellen: www.stop-kirchensubventionen.de, www.spart-euch-die-kirche.de). RALF BÖHM, Berlin

■ betr.: „Die Grünen hampeln hinterher“, taz vom 25. 5. 09

Schwan war die bessere Wahl

Franz Walter mal wieder. Das ist der Herr, der im Spiegel seit Jahren das Bild der grünen Partei zeichnet, die doch jetzt endlich mal mit jemand anders als der SPD, und wenn schon nicht das, doch wenigstens mit in ’ne Ampel muss. Nee, Herr Walter, Köhler hat sich zwar von seinem Image „befreit“, das heißt, es wurde von Schreibern wie Ihnen auch nicht mehr thematisiert, aber das heißt noch lange nicht, dass die Grünen vergessen haben, wo Köhler herkommt. Und deshalb war das nicht hinterher, sondern gleichauf. Schwan war die bessere Wahl. Das wussten alle Grünen, Eid und Stokar ausgenommen. Aber die gehören dem nächsten Bundestag eh nicht mehr an. JÖRG RUPP, Malsch

■ betr.: „Die Grünen hampeln hinterher“

Nur ein Medien-Image

Was meint der Professor, wenn er sagt, „sein [des Bundespräsidenten] Engagement für Afrika ist bekannt“? Sein Engagement als Weltbanker, sein Spendenverhalten als Privatmann oder sein Engagement als Bundespräsident? Zumindest Letzteres wird sich ja wohl in der Öffentlichkeit abspielen. Worin genau besteht es? Oder wiederholt und bekräftigt damit Professor Walter nur ein Medien-Image, das so ziemlich überhaupt keine Übereinstimmung mit der Realität hat? MICHAEL PLAUMANN, Friedberg

■ betr.: „Richtige Kanzlerin, falsche Partei?“ von Ralph Bollmann, taz vom 23. 5. 09

Nicht noch mal vier Jahre Merkel

So, Sie kennen niemanden, der Grüne wählen würde und Merkel nicht gut findet?! Vielleicht sollten Sie mal die Rudi-Dutschke-Straße rauf- und runterlaufen oder in die badische Provinz nach Karlsruhe fahren und dort die Menschen befragen. Ich kann das Zitat, „die Frau denke doch nur an ihre Macht, Überzeugungen habe sie keine“, nur voll unterstützen. Man denke nur an den Parteitag 2005 und wie sie heute redet! Da ich Merkel nicht noch vier Jahre will, werde ich die Bündnisgrünen wählen, auch wenn mir mit Schrecken die rot-grünen Jahre unter Schröder in Erinnerung sind! Bleibt zu hoffen, dass die Bündnisgrünen nach der Wahl nicht ihre Beschlüsse vom Parteitag in Berlin vergessen, nach denen sie kein Schwarz-Grün (oder gar mit Westerwelle) auf Bundesebene wollen. PHILIPP HORN, Karlsruhe