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Archiv-Artikel

Much Money – No Fear

Frank Castorf hat das Angebot des DGB angenommen, inszeniert in Recklinghausen und bekommt sein Gehalt

Die Ruhrfestspiele in Recklinghausen haben jetzt zwei Intendanten. Neben dem Luxemburger Theatermacher Frank Hoffmann ist auch der im letzten Jahr gekündigte Berliner Volksbühnenstar Frank Castorf de facto wieder im Amt. Über seinen Anwalt nahm er gestern das Schlichtungsangebot des Deutschen Gewerkschaftsbundes an – hohe Summen für sich und sein Theater in Berlin dürften wohl den Ausschlag gegeben haben. Die juristische Einschätzung der Gewerkschaft, nicht einmal eine Abfindung zahlen zu müssen, ist längst passé. Castorfs Vierjahresvertrag wird erfüllt.

„Es wird 2006 und 2007 je eine Kooperation zwischen der Berliner Volksbühne und den Ruhrfestspielen geben, und ein bestimmtes Gehalt wird weitergezahlt“, sagt Castorfs Berliner Anwalt Peter Raue. Über die Höhe des Jahresgehalts sei Stillschweigen vereinbart worden, es liege jedoch über den bisher genannten 100.000 Euro. Egal wie hoch, diese arbeitsrechtliche Schlichtung wird die Ruhrfestspiele nicht aus den tiefroten Zahlen bringen. Dazu schmälert sie noch das Budget des neuen Intendanten Frank Hoffmann.

Der steht jetzt enorm unter Druck. Scheitert er in seinem ersten Jahr auf dem grünen Hügel, dann könnte Castorf in den darauffolgenden Jahren schnell wieder als Erneuerer gelten. Und 2005 ist er auch noch künstlerischer Konkurrent im Ruhrgebiet – fest gebucht bei Jürgen Flimms RuhrTriennale. Der verteilte bereits Streicheleinheiten für den gebeutelten Berliner Theatermacher, als noch keine juristische Einigung in Sicht war.

Deshalb trauen die Gesellschafter bei Gewerkschaft und Stadt Recklinghausen dem eigenen Deal wohl auch nicht. Stellungnahmen sind nicht zu erhalten. Man wolle erst das Statement von Castorf abwarten, heißt es in der DGB-Zentrale in Berlin. Doch der ist weit weg, tourt noch munter durch Chile.

PETER ORTMANN