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Archiv-Artikel

Alt, aber unbeugsam

1944 kam Alexander Agafonow als KZ-Häftling nach Köln. Heute feiert der Schriftsteller hier seinen 85. Geburtstag

Köln taz ■ Zehntausende Menschen wurden im Zweiten Weltkrieg als Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge nach Köln deportiert. Einer von ihnen war Alexander Agafonow. Der KZ-Häftling kam im Herbst 1944 zum ersten Mal in die Stadt. Im Mai 1989 kehrte er zurück: auf Einladung der „Projektgruppe Messelager“, die ein Symposium zur NS-Zwangsarbeit in Köln veranstaltete. Seitdem ist der Kontakt zu Agafonow, der heute als Schriftsteller in Paris lebt, nicht mehr abgebrochen: Zu seinem 85. Geburtstag richtet ihm die Projektgruppe heute einen Geburtstagsempfang im Lew-Kopelew-Forum aus.

Zuletzt hatte der gebürtige Russe im vergangenen Mai bei einer Diskussion in der Kölner Messe von seinen Erinnerungen an die Kölner Zeit berichtet. „Er ist ein spannender Typ, weil er seit 1941 immer im Widerstand war“, findet Karola Fings, stellvertretende Leiterin des NS-Dokumentationszentrums im EL-DE-Haus. Als Soldat der jugoslawischen Armee geriet Agafonow 1941 erstmals in deutsche Kriegsgefangenschaft. Er floh und schloss sich in Frankreich der Résistance an. Er wurde gefangen, konnte wieder fliehen, wurde wieder gefangen und nach Buchenwald deportiert, von wo er mit der SS-Baubrigade nach Köln kam. Wieder floh er und tauchte in den Trümmern der Stadt unter, leistete dort bis Kriegsende zusammen mit anderen Zwangsarbeitern Widerstand. Damals sei die zerstörte Stadt für „hunderte“ geflohener Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge die beste Möglichkeit gewesen unterzutauchen, so Fings.

Nach dem Krieg ging Agafonow in die sowjetisch besetzte Zone. Dort wurde er von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet, in den Gulag deportiert und erst 1955 wieder entlassen. Zur Zeit arbeitet er an einem Buch mit Erinnerungen über die Zeit im Gulag. Als „Geburtstagsgeschenk“ bittet die Projektgruppe Messelager um Geldspenden zur Realisierung dieses Projekts.

Susanne Gannott

Konto: EL-DE-Haus, Nr. 2906-501, BLZ 370 100 50, Postbank Köln, Stichwort: Agafonow