: Freilandeier unter Grenzwerten
Bislang keine überhöhten Dioxin-Werte bei Freilandeiern in NRW. Umweltministerin Höhn will Hühner im Auge behalten. Eier, bei denen Grenzwert überschritten sei, würden vom Markt genommen. FDP-Kritik wegen „vorschneller Entwarnung“
VON MARTIN TEIGELER
Das größte Bundesland ist eine Insel – zumindest wenn es um Freilandeier geht. In Nordrhein-Westfalen sind bislang keine mit zu hohen Dioxin-Werten belastete Freilandeier entdeckt worden. „Die in Nordrhein-Westfalen untersuchten Proben lagen alle unter dem Grenzwert der Europäischen Union“, sagt Verbraucherschutzministerin Bärbel Höhn (Grüne). Das Ministerium werde die Entwicklung weiter im Blick behalten. Eier, bei denen der Grenzwert überschritten sei, würden vom Markt genommen. In mehreren Bundesländern waren Freilandeier mit zu hoher Dioxinbelastung in den Verkauf gekommen (taz berichtete).
Bei der Kontrolle auf Dioxin in Hühnereiern seien in NRW in den Jahren 2003 und 2004 alle Proben unterhalb des neuen EU-Grenzwerts geblieben. Spuren von Dioxin seien sowohl bei Eiern aus Freiland- als auch aus Boden- und Käfighaltung gefunden worden, betonte Verbraucherschutzministerin Höhn. Mit Blick auf den EU-Grenzwert von 3 Pikogramm Dioxin pro Gramm Fett, der zum 1. Januar 2005 in Kraft getreten ist, seien in NRW im Jahr 2003 Eier, Futtermittel und Bodenproben untersucht worden, sagte Höhn. Insgesamt 38 Eierproben seien analysiert worden. „In allen Fällen lag der festgestellte Dioxingehalt unterhalb des Grenzwertes.“ Es habe deshalb in NRW keinen Anlass gegeben, die Verbraucher auf Risiken hinzuweisen. Die Untersuchungen der Bodenproben hätten ebenfalls keine Auffälligkeiten ergeben. Alle Werte hätten im üblichen Rahmen gelegen. Das Landesumweltamt hatte 28 Bodenproben aus 14 über das ganze Land verteilten Betrieben untersucht.
Ein engmaschiges Kontrollsystem soll die Gesundheitsverträglichkeit der in NRW verkauften Eier sicherstellen. Grundsätzlich muss jedes Ei der Güteklasse A mit einem Erzeugercode gestempelt werden. Die Regel gilt nicht für gekochte und gefärbte Eier. Eine Ausnahme gilt darüber hinaus noch bis zum 30. Juni 2005 für Direktvermarkter.
Die erste Ziffer des Erzeugercodes gibt Auskunft über die Hennenhaltung. 0 steht für ökologische Erzeugung, 1 für Freilandeier, 2 für Boden- und 3 für Käfighaltung. Batteriekäfighaltung soll in Deutschland vom 1. Januar 2007 an verboten sein. Die Buchstaben nach dem Bindestrich sind eine Abkürzung für das Herstellerland. Durch die restlichen Ziffern können die Behörden den Betrieb klar identifizieren.
Höhn kritisierte, dass es den Initiatoren der Dioxiondebatte der vergangenen Tage nicht um den Schutz der Verbraucher gehe, sondern um die Interessen der Eierproduzenten mit Käfighaltung. Es sei „unverantwortlich, die Menschen zu verunsichern, weil man in Wirklichkeit wirtschaftliche Interessen der Käfighaltung durchsetzen will“.
Die CDU-Landtagsfraktion warf Höhn einen ideologisch motivierten Boykott der Kleingruppenhaltung von Legehennen vor. „Die Diskussion um dioxinbelastete Eier hat gezeigt, dass die ausschließliche Freilandhaltung keine Garantie für sichere Lebensmittel bietet“, sagte der Agrarpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Eckhard Uhlenberg. NRW müsse den Weg frei machen für eine moderne Kleingruppenhaltung von Hühnern in Volieren. Die Landesregierung blockiere im Bundesrat eine sachgerechte Lösung.
Die FDP unterstelle Höhn, nach den Dioxinfunden in Hühnereiern vorschnell Entwarnung gegeben zu haben. Für das größte Bundesland gebe es keine aktuellen und Aussage kräftigen Untersuchungsergebnisse, sagte der ernährungspolitische Sprecher der FDP- Bundestagsfraktion, Hans-Michael Goldmann