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Archiv-Artikel

(Denk-)Stau im Kopf

betr.: „Krebsrisiko Feinstaub“ (Brennpunkt „Fische Luft für Innenstädte“), taz vom 13. 1. 05

Wenn 50 Prozent der Pkw-Fahrten kürzer als 6 km sind, dann brauchen wir weder Telematik oder andere aktionistische Maßnahmen, sondern ein generelles Umdenken im Verkehr. Telematik ist teuer, reduziert keinen Autoverkehr, sondern attraktiviert und verteilt ihn besser und der öffentliche Verkehr dient nur als „Überlaufgefäß“.

Dabei gibt es bewährte, nachhaltige und kostengünstige Lösungen: Ein optimal vernetzter Umweltverbund sichert nicht nur bei Smog die Mobilität. Radfahren hält fit und spart Platz, bei geringen Investitionen. Längere Strecken meistert der ÖV und Zufußgehen ist oft schneller, als man glaubt. Es scheint mir, dass Zweck und Mittel beim Verkehr fatalerweise vertauscht wurden. Um von A nach B zu kommen, muss niemand 1,5 t Blech mit ca. 150 PS in Bewegung setzen, bei einer Nutzmasse von 80 oder 90 kg! Der Stau auf der Straße ist der (Denk-)Stau im Kopf! Wenn wir auf gut ausgebauten Radrouten schnell und sicher ans Ziel kämen, Zufußgehen wieder die Qualität gründerzeitlicher Flaniermeilen hätte und Busse und Bahnen nicht nur Richtung Flughäfen ausgebaut würden, könnte uns die EU-Richtlinie eigentlich kalt lassen.

Mobilitätsmanagement ist der Schlüssel zu mehr Mobilität, Wahlfreiheit der Verkehrsmittel und effizienter Nutzung der Infrastruktur. Viele namhafte Firmen nutzen Mobilitätsmanagement bereits erfolgreich, um Parkraum einzusparen, die Mitarbeiter fit und gesund zu halten und die Verkehrsprobleme an der Wurzel zu packen. Zusammen mit Kommunen und Verkehrsverbänden wird so, jenseits irgendwelcher Ideologien, ganz pragmatisch den Verkehrsmitteln der Weg freigemacht, welche am angemessensten für den jeweiligen Weg sind. Die Alternativen sind da.

DANIEL ROHARK, Karlsruhe