CDU will Elite-Primarschulen

SCHULREFORM Der CDU-Politiker Marcus Weinberg schlägt vor, an drei Gymnasien eigenen Primarschulunterricht einzuführen. Teilnahmebedingung: ein Aufnahmegespräch

Marcus Weinberg findet seine vor drei Wochen geborene Idee „genial“

VON KAIJA KUTTER

Im Hamburger Abendblatt wurde gestern ein Vorstoß des CDU-Bundestagsabgeordneten Marcus Weinberg gefeiert, man möge nun doch Ausnahmen von der sechsjährigen Primarschule zulassen und es den drei Gymnasien Johanneum, Christianeum und Albert Schweitzer erlauben, die Schüler ab Klasse 4 zu unterrichten. Die Grünen, die mit Christa Goetsch die Schulsenatorin stellen, lehnen das ab. „Der Drops ist schon gelutscht“, sagt Weinberg.

Und doch findet er seine vor drei Wochen geborene Idee „genial“. Der Koalitionspartner möge „Alternativen anbieten, wie man sich sonst die Lösung des Problems vorstellt“.

Das Problem besteht laut Weinberg darin, dass diese drei Schulen wegen ihres besonderen musischen oder humanistischen Profils heute Kinder von über 30 Grundschulen aufnehmen und damit „ganz Hamburg als Einzugsgebiet haben“. Es sei nicht möglich, dezentral an allen Primarschulen diese Profile anzubieten.

Weinberg liebäugelt deshalb mit drei „verstärken Profilunterstufen“, die jeweils einer Primarschule in der Nähe der drei Gymnasien zugeordnet wären. In der Grundstufe von Klasse 1 bis 3 gingen dort ganz normal die Kinder aus dem Stadtteil zur Schule. In der Unterstufe aber, von Klasse 4 bis 6, sollen diese Schulen noch einmal drei Klassenzüge aufmachen, in denen sie Kinder aus ganz Hamburg aufnehmen – insgesamt 250 pro Jahrgang. Dieser Profilzweig würde dann zwar organisatorisch zur Primarschule gehören, aber am Standort des Gymnasiums untergebracht sein. Es würden dort Lehrer des Gymnasiums unterrichten und mit verstärktem Sprach- oder Musikangebot auf die weiterführende Schule vorbereiten.

„Wir bleiben mit dem Vorschlag im System“, sagt Weinberg. Denn nach Klasse 6 würde auch bei diesen Kindern wie bei allen anderen von der Zeugniskonferenz entschieden, ob sie die Gymnasiumsberechtigung erhalten.

Allerdings würde hier vor Klasse 4 eine Schwelle aufgebaut, die den Zugang zu diesen Gymnasien reguliert. Auf die Frage, nach welchen Kriterien die Kinder ausgewählt werden, sagt Weinberg: „Das soll die aufnehmende Schule entscheiden.“

Er würde ein Gespräch mit Eltern und Schülern empfehlen, wie es auch heute vor der Anmeldung ans Gymnasium üblich ist. Man müsse dabei gucken, ob der Schüler geeignet sei. „Wenn ein Kind musisch sehr begabt ist, aber in Mathe 4 minus hat, passt es wohl nicht.“

In der Schulbehörde gilt die Idee als schwer vorstellbar. „Die Wahl der Primarschule darf nicht die Wahl der weiterführenden Schule vorgeben“, sagt Behördensprecherin Brigitte Köhnlein. „Primarschulen sind eigenständig und fungieren nicht als Unterstufe der Gymnasien. Da wird es keine Ausnahmen geben.“

Es gehe jetzt darum, „für alle Schulen die beste Lösung zu finden“.