: Hilfe gegen Hauptschul-Frust
Bildungsbehörde startet Projekt zur Stärkung des Problemkindes Hauptschulen. Nach externen Kompetenztests werden für 800 Schüler individuelle Lernpläne erstellt
Die Hauptschule ist das Problemkind der Bildungspolitiker schlechthin. So verließ auch in 2004 jeder fünfte Schüler diese Schule ohne Abschluss. Und von 3.700 Hauptschülern, die den Abschluß erzielten, gelang es nur rund 2.200, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Doch während die Opposition die Abschaffung der Hauptschule fordert, setzt Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (parteilos) auf Verbesserung derselben.
„Ich möchte den Schülern die Frustration nehmen. Viele denken, wir stehen hinten an, zuerst werden die anderen genommen“, erklärte Dinges-Dierig, als sie gestern das Projekt mit dem komplizierten Namen „KomPro & Lernen“ vorstellte, an dem sich rund 800 Schüler von 14 Hauptschulen und Gesamtschulen beteiligen. Ein Projekt, dass der Senatorin am Herzen liegen muss. Immerhin gibt ihre Behörde in absoluten Sparzeiten 2,3 Millionen Euro dazu. Weitere 2,2 Millionen Euro komen aus dem Europäischen Sozialfonds, mit 450.000 Euro ist der Landesbetrieb Erziehung und Berufsbildung (LEB) beteiligt.
Mitarbeiter der Jugendberufshilfe des LEB testen die Schüler der 8. Klassen elf Tage lang auf ihre Kompetenzen. Sie sollen die verbleibende Schulzeit nutzen, sich besser auf den Beruf vorzubereiten. Um zu prüfen, welche persönlichen, methodischen oder sozialen Fähigkeiten die Kinder haben, sollen sie beispielsweise ein Werbeplakat malen oder eine Brücke bauen. Anschließend werden die Teenager auf ihre sprachlichen, mathematischen und sonstigen Fähigkeiten überprüft. Zum Abschluss wird ein Gespräch geführt, bei dem sie über ihren Berufswunsch sprechen und darauf abgestimmte individuelle Lernpläne erhalten.
Zurück in der Schule sollen die Schüler ihr Lernen „selbstverantwortlich gestalten“, sprich, es soll jeder lernen, was er braucht. Zum Beispiel Versäumtes in Mathe nachholen oder „pünktlicher sein“, wie Behördenreferent Alfred Lumpe erläutert. Einen Widerspruch zur neuen zentralen Abschlussprüfung sieht Lumpe nicht. Schließlich finde nebenher der normale Fachunterricht statt. Es sei gar wahrscheinlich, dass ein derart in seinen Fähigkeiten bestärkter Schüler bei den Prüfungen „mit höherem Niveau“ abschneidet.
Losgelöst vom neuen Projekt plant Dinges-Dierig einen zweiten Typ Hauptschulabschluss, der nicht mehr zum Besuch weiterführender Schulen berechtigen soll. Kaija Kutter