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Archiv-Artikel

Zaubernummer 361-88 666

Gerangel um die letzten Plätze: Der „kostenneutrale“ Ausbau der Bürgerservicezentren geht zu Lasten der vielen kleinen Meldestellen vor Ort. Noch kämpfen die Beiräte für die lokale Dienstleistung. Nicht die Menschen, die Akten sollen laufen

Von ede

bremen taz ■ Walle, Gröpelingen, Findorff und Obervieland sind nicht zufrieden, Huchting ist völlig unzufrieden – und Osterholz macht gleich ganz andere Vorschläge. Es geht um die geplante Neustrukturierung der Bürgerservicezentren (BSC) und die damit einhergehende Einschränkung von Meldestellen. Noch pilgern die Vertreter des zuständigen Innenressorts durch die Beiräte, um für ihre Neuplanung zu werben. Danach soll es drei Bürgerservicezentren mit allen Angeboten von der Anmeldung über den Angelschein bis zur KFZ-Zulassung geben: Eines neu in Vegesack, nur um den Standort Innenstadtlage versus Ex-Bauamt wird noch gerungen. Ein zweites wie bisher in der Citylage Pelzerstraße und ein drittes am Standort des Stadtamtes in der Stresemannstraße. Im Osten sozusagen. Wichtiges Argument: Dort würden sowieso alle Leistungen angeboten und darüber hinaus rund 200 Parkplätze.

Das bisherige BSC Horn allerdings muss abspecken – ganz gegen den Willen des dortigen Beirates. Nur so komme Bremen mit den rund 90 Beschäftigten im Bürgerservice und Meldebereich hin, erklären die Verantwortlichen. Doch in den Regionen Ost, Süd und West müssten Meldestellen erhalten bleiben – in abgespeckter Form. Das ist umstritten.

Mindestens sechs Personen für eine Meldestelle wollen beispielsweise die Beiräte Gröpelingen, Findorff und Walle im Westen halten. Sie wehren sich gegen die in einer Auswertung belegte Sogwirkung des zentral gelegenen BSC. Dort wurden 41 Prozent gesteigerter Zulauf gemessen. Stadtteilbeiräte werten das als logische Folge von eingeschränkten Öffnungszeiten in Walle. Doch müssten die Menschen Dienstleistungen im Stadtteil vorfinden. Das meint auch das Innenressort. Nur müssten die Öffnungszeiten gebündelt und nachfragegerecht sein. Denkbar sei zum Beispiel, sich künftig im BSC Mitte Termine für West zu holen. „Unter der Nummer 361-88 666“, klingt Stadtamtsleiter Hans-Jörg Wilkens verheißungsvoll. Im BSC Mitte reagiert darauf mancher mit Kopfschütteln: „Wie soll das gehen?“ Doch die in der Koalition vereinbarte Marschroute lautet „kostenneutral“. Möglicherweise müsste eben auch Mitte-Personal in den Stadtteilen aushelfen.

Bei den Kosten setzt auch der Osterholzer Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter an – und argumentiert gegen den Standort Stresemannstraße. Dort müssten Räume doch erst teuer gemietet werden, in den Stadtteilen sollten sie dagegen leer stehen – außer während reduzierter Schwerpunktzeiten. „Das kommt doch nicht hin“, ist er sicher. Und dass der gegenwärtige Rundumservice im Ortsamt Osterholz erhalten bleiben müsse. Morgen erwartet der Beirat dort den Innensenator zur Diskussion. ede