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Archiv-Artikel

Der Netzwerker

Hans-Georg Knopp wird Chef des Goethe-Instituts

Fragt man Hans-Georg Knopp, was er unter Kulturaustausch versteht, verweist er – nach ein paar theoretischen Vorbemerkungen – gern auf konkrete Beispiele, die er als Intendant am Haus der Kulturen der Welt in Berlin realisieren konnte: Begegnungen zwischen Künstlern unterschiedlicher Herkunft, etwa dem deutschen Tänzer Dieter Baumann und der chinesischen Tänzerin Jin Ching.

Solche Begegnungen zu organisieren liegt ganz in der Tradition der Goethe-Institute, als deren geistiges Kind sich Hans-Georg Knopp damit ausweist. Mehr als zwanzig Jahre stand der promovierte Indologe schon in Goethes Diensten: Unter anderem arbeitete er in Bombay, Colombo, Jakarta und Singapur, also vor allem in Südostasien. Nach sechs Jahren in der Münchner Goethe-Zentrale leitete er zuletzt die Außenstelle in Chicago, bevor er 1996 nach Berlin ans Haus der Kulturen der Welt wechselte.

Wolf Lepenies hat das Haus einmal als „wichtigstes Goethe-Institut“ bezeichnet, weil es für einen Kulturaustausch in beide Richtungen sorge. Doch erst Hans-Georg Knopp sorgte während seiner Amtszeit am Haus der Kulturen der Welt dafür, dass etwas vom Geist des Goethe-Instituts in die weitläufige Fünfzigerjahrehalle im Berliner Tiergarten einzog – vielleicht etwas zu viel, weil es die vorhandene Vielfalt verdrängte.

Mit straffem Regiment sorgte Knopp dafür, dass sich das Haus in ein Forum der repräsentativen Künste wandelte. Das Programm wurde auf wenige Glanzpunkte eingedampft, und viele Ausstellungseröffnungen bekamen etwas vom steifen Charme eines Botschafterempfangs. Gleichzeitig suchte er die Zusammenarbeit mit Festivals und Kunstmuseen weltweit und damit die internationale Vernetzung. Prestigeträchtige Projekte wie die Kooperation mit dem Millennium Arts Museum in Peking gingen ihm dabei vor publikumswirksamen Programmen wie dem Musikfestival „popdeurope“ oder Filmreihen, die dem Rotstift zum Opfer fielen.

Knopps Credo lautet sicher nicht „Kultur für alle“, wie der einstige Goethe-Präsident Hilmar Hoffmann einmal forderte: Eher schon sieht sich Knopp einem Avantgardebegriff verpflichtet, der die Abgrenzung zur schnöden Populärkultur sucht. Dem Haus der Kulturen der Welt hat dieser Kurs nur bedingt gut getan. Aber dieser Hang zum Elitären passt zum Goethe-Institut, das sich mit seinen Angeboten ja an zukünftige Eliten im Ausland richtet.

In München folgt der 60-jährige Hans-Georg Knopp nun Andreas Schlüter, der im Dezember aus persönlichen Gründen um seine Entlassung gebeten hatte. Angesichts rigider Sparvorgaben des Bundes steht Knopp vor einer schwierigen Aufgabe: Er wird das Goethe-Institut, dem weltweit 144 Institute und 3.000 Mitarbeiter angehören, neu positionieren müssen. Die Vertrautheit mit den Goethe-Strukturen, die er zweifellos mitbringt, wird dafür allein nicht ausreichen. Wichtiger dürften wohl die guten Beziehungen zum Auswärtigen Amt und anderen politischen Institutionen sein, die er sich während seiner Zeit in Berlin erworben hat. DANIEL BAX