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Archiv-Artikel

Citigroup droht Ärger mit Staatsanwaltschaft

Die weltgrößte Bank steht unter dem Verdacht der Marktmanipulation. Nach der Finanzaufsicht ermittelt nun die Justiz

Von BW

FRANKFURT/BERLIN rtr/taz ■ Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sieht ihren Verdacht bestätigt: Mit dem umstrittenen Milliardendeal im letzten August hat die US-amerikanische Citigroup den Markt offenbar bewusst manipuliert. Damit ist er ein Fall für die Justiz. „Ich kann bestätigen, dass wir die Sache an die deutsche Staatsanwaltschaft weitergeleitet haben“, sagte eine BaFin-Sprecherin. Die Ermittlungen sollten sich gegen mehrere Mitarbeiter des Instituts richten

Die Strafanzeigen sind das erste Ergebnis der Untersuchungen gegen die Citigroup, die in mehreren Ländern, darunter auch Frankreich und Großbritannien, laufen. Anlass war eine ungewöhnliche Transaktion am 2. August 2004. Damals hatte die Citigroup binnen weniger Minuten zunächst Euro-Staatsanleihen im Wert von 11 Milliarden Euro über die elektronische Handelsbörse MTS auf den Markt geworfen und damit den Preis massiv gesenkt. Anschließend kaufte sie Papiere im Wert von 4 Milliarden Euro zurück. Das Geschäft soll der Citigroup einen Gewinn von 17 Millionen Euro eingebracht haben – andere Marktteilnehmer dagegen fuhren hohe Verluste ein.

Damit hatte die Citigroup auf jeden Fall gegen den internen Kodex der MTS-Teilnehmer verstoßen, nach dem niemand große Mengen eines Papiers abgeben darf, die dann von anderen übernommen werden müssen. Citigroup-Chef Charles Prince soll den Deal denn auch als „hirnlos“ bezeichnet haben.

Immerhin bemüht sich die Citigroup seit längerem, sich von den Betrugsfällen Enron und Worldcom abzugrenzen – bislang allerdings mit wenig Erfolg: Ebenfalls im vergangenen Jahr war ihr in Japan nach einem peinlichen Skandal, in dessen Verlauf ihr eine „aggressive Handelskultur“ vorgeworfen wurde, die Lizenz für Privatkunden entzogen worden. Danach hatte die Citigroup für alle ihre Standorte weltweit eigene ethische Standards für Börsengeschäfte aufgestellt. BW